Am Anfang war der Flügel

Das Architektur- und Planungsbüro Metron rief vor 30 Jahren die «Mittagsmusik» ins Leben. Am Konzept hat sich seither nichts verändert.
Das Veranstalterteam und Mitinitiant Andreas Rösli (Zweiter von rechts). (Bild: leh

Brugg – Der Flügel ist noch derselbe. Der Grotrian-Steinweg steht an seinem angestammten Platz im Gemeinschaftsraum des Architektur- und Planungsbüros Metron in Brugg – gepflegt, herausgeputzt und gestimmt. Seit 30 Jahren ist er hier. Auf ihm wurden schon unzählige Konzerte gespielt, und er war Ausgangspunkt der Konzertreihe «Mittagsmusik am Gleis 1».

Mitinitiant Andreas Rösli von Metron erinnert sich, wie er und Emmy Henz, die Frau des Firmenmitbegründers Hansruedi Henz, bei einem Mittagessen damals beschlossen, einen Flügel zu mieten. Als Pianistin wollte sie, dass ihre Schülerinnen und Schüler im Gemeinschaftsraum von Metron üben konnten. «Nach einem halben Jahr kauften wir den Flügel», erzählt Rösli. «Dann kamen wir auf die Idee, rund um den Flügel eine Konzertreihe über Mittag zu kreieren. Die Konzerte sollten 45 Minuten dauern, damit man danach wieder glücklich zur Arbeit konnte», sagt der Musikliebhaber, Betriebsökonom und Mitglied der Geschäftsleitung. «Man sollte sich an den Konzerten erholen können. Zu Musik kann man sich ja wunderbar entspannen.» Und gratis sollten sie sein – mit Kollekte, für die Mitarbeitenden von Metron ebenso wie für Gäste von auswärts zugänglich. Dazu sollte es Sandwiches und etwas zu trinken geben.

Im November 1995 ging das erste Konzert der Reihe über die Bühne. An der Premiere gab sich Emmy Henz selbst die Ehre. Seither findet immer am letzten Donnerstag des Monats ein Konzert statt, wobei der Flügel längst nicht mehr zwingend im Zentrum des Geschehens steht. Bekannte nationale Namen des Jazz, wie die prägende Pianistin Irène Schweizer oder der Basler Virtuose Hans Feigenwinter, haben hier gespielt, aber auch Formationen ohne Flügel, wie zum Beispiel die Klezmerband Bait Jaffe.

Von Jazz bis Tango
Über 300 Konzerte wurden unterdessen veranstaltet. Das Architektur- und Planungsbüro gibt es mittlerweile seit 60 Jahren. Und heute ist die musikalische Bandbreite der Konzerte nach wie vor beachtlich. Sie reicht von Jazz und Klassik über World Music bis zu zeitgenössischem Folk, Tango und neuer Schweizer Volksmusik. Und am ursprünglichen Konzept hat sich in all den Jahren nichts verändert. «Wir haben mit dem Konzept im Schnitt 55 Personen pro Konzert, womit der Raum gut besetzt ist», sagt der Programmgestalter Christoph ­Hediger. Wie die anderen Mitglieder des Teams, Andrea Gyger und Jan Mathias, ist er als Mitarbeitender von Metron ehrenamtlich für die Konzertreihe zuständig.

Nicht nur beim Publikum sei die «Mittagsmusik» beliebt, auch bei den Musikerinnen und Musikern aus der regionalen und nationalen Szene habe sie sich mit den Jahren etabliert. «50 bis 60 Formationen pro Halbjahr bewerben sich bei uns, wir können 5 oder 6 von ihnen engagieren», sagt Hediger. Viele Formationen würden wieder anklopfen, nachdem sie einmal bei Metron gespielt hätten.

«Wir treffen uns zweimal jährlich und stellen das Programm zusammen», ergänzt Gyger. «Wir können uns die Bands aussuchen, was uns natürlich sehr freut.» Das Team versuche, einen guten Mix zusammenzustellen, wie Jan Mathias sagt, «damit wir ein abwechslungsreiches Programm haben und wir uns nicht zu sehr auf einen bestimmten Stil festlegen».

Viel Publikum von ausserhalb
Das Publikum sei im 30. Jahr der Konzertreihe nicht allzu jung, sagt Hediger. «Es kommt vor allem von ausserhalb der Firma und ist der Konzertreihe sehr treu geblieben – wir haben viele Stammgäste», so der Architekt, «während die Metron-Mitarbeitenden selbst eher selten vorbeischauen.» Das sei zu Beginn laut Rösli nicht anders gewesen.

Am letzten Donnerstag dieses Monats wird die Erfolgsgeschichte nun weitergeschrieben. Es spielt das Trio des Pianisten Adrian Frey mit Patrick Sommer am Kontrabass und Tony Renold am Schlagzeug. Die «Mittagsmusik» findet wie immer um 12.30 Uhr bei Metron statt. Und wie immer wird der altehrwürdige Grotrian-Steinweg an seinem angestammten Platz stehen.