Bänke laden zum Dialog ein

Yvonne Brogle und Katharina Barandun setzen sich mit dem Projekt Begegnungsbank für mehr zwischenmenschliche Nähe ein.
Katharina Barandun, Majo Kupresak und Yvonne Brogle. (Bild: isp)

Baden – Es braucht manchmal nicht viel, um Menschen zusammenzubringen – eine Sitzbank kann bereits genügen. Mit dieser Überzeugung haben die beiden Wettingerinnen Yvonne Brogle und Katharina Barandun in Baden die Initiative der Begegnungsbank ins Leben gerufen. Die Idee ist so schlicht wie wirkungsvoll: Wer auf einer solchen Bank Platz nimmt, signalisiert Offenheit für ein Gespräch. Ein kleines «Hallo» kann so zum Beginn einer Begegnung werden und ganz einfach Nähe schaffen.

Begegnungsbänke gibt es auf der ganzen Welt, das Konzept ist also keineswegs neu. Aber Katharina Barandun und Yvonne Brogle sind die Ersten, die das Projekt in die Region brachten und mit einem Pilotversuch an den Start gingen. Das war vor vier Jahren. Entstanden ist der Impuls 2021, noch während der Coronazeit, als viele Menschen unter Einsamkeit litten. «Wir wollten einen niederschwelligen Ort schaffen, an dem Kontakte selbstverständlich entstehen können», sagt Yvonne Brogle, die in der Stadtbibliothek Baden als interkulturelle Projektleiterin gearbeitet hat. Ihre Kollegin Katharina Barandun ist Siedlungscoach und kennt die Bedeutung von öffentlichen Räumen, in denen Menschen ins Gespräch kommen. Gemeinsam suchten sie nach einer einfachen Lösung und fanden sie in Gestalt der Begegnungsbank.

Schwatz bei der gelben Tafel
«Bänkchen gibt es schliesslich überall in der Region, und wir montieren nun unsere gelben Tafeln mit dem Logo und der Aufschrift ‹Hallo – Begegnungsbank›», erzählt Yvonne Brogle. «Zudem ist das ‹Hallo› in vielen Sprachen abgedruckt, sodass sich auch Personen mit Migrationshintergrund willkommen fühlen.» Mittlerweile sind schon etwa 20 solcher Bänke überall verteilt, weitere Orte haben ebenfalls Interesse gezeigt. Die Standorte sind bewusst gewählt: gut sichtbar, zugänglich, aber nicht zu exponiert. Das kleine Schild signalisiert eindeutig, dass es hier nicht nur ums Ausruhen geht, sondern ebenfalls ums Miteinander. Wer hier sitzt, macht klar: Ich habe Zeit und bin offen für ein Gespräch.

Unaufdringliche Einladung
«Die Begegnungsbänke laden auf einfache und niederschwellige Weise zum Gespräch ein, ohne dass dafür neue Bänke nötig sind. Es handelt sich um bestehende Bänke, die mit dem gelben Schild versehen wurden», erklärt Majo Kupresak, Leiter Tiefbau und öffentlicher Raum der Stadt Baden. «Die Standorte haben wir bewusst so gewählt, dass daneben weitere Sitzmöglichkeiten ohne Schild bestehen. Wer also nicht in Plauderlaune ist, findet stets eine stille Alternative nebenan.» Zwei Bänke sind bereits am Theaterplatz und in der Weiten Gasse im Einsatz, zwei weitere folgen nach den Bauarbeiten auf der Trafowiese und im Quartierpark Gehlig in Turgi. Insgesamt hat die Stadt Baden acht Schilder beschafft – als Reserve, sollte eines davon beschädigt werden oder wenn sich künftig neue geeignete Standorte ergeben. «Uns ist wichtig, dass die Idee sichtbar bleibt, niemanden stört und trotzdem Begegnung im öffentlichen Raum fördern kann», fährt er fort.

Für Yvonne Brogle und Katharina Barandun ist das ein Erfolg: Ihre Initiative hat einen Nerv getroffen. Denn Einsamkeit betrifft nicht nur ältere Menschen – auch jüngere sehnen sich nach Austausch im Alltag. Die Begegnungsbank erinnert daran, wie einfach es sein kann, Brücken zu bauen. Ein freundlicher Blick, ein kurzes Gespräch, ein Platz auf einer Bank – manchmal genügt das, um ein Stück Gemeinschaft zu spüren.

Bei der Evaluation haben die beiden Projektleiterinnen festgestellt, dass es noch viel Potenzial für weitere Begegnungsbänke gibt, zum Beispiel rund um Alterszentren. Sie wollen deshalb weiterhin auf mögliche Kooperationspartner zugehen, um die Bänke zahlreicher und so in der Bevölkerung besser bekannt zu machen.