«Nie den Mut verlieren»

Am 30. November wird der Brugger Stadtrat gewählt. Sieben Kandidierende stellen sich für fünf Sitze zur Verfügung. Der «General-Anzeiger» stellt jede Woche eine(n) von ihnen vor: Neben Fragen zu politischen Inhalten stellen sich die Kandidierenden persönlichen Themen.
Stadtratswahlen: Heute mit Yvonne Buchwalder-Keller. (Bild: vt)

Brugg – 11 Fragen zur Politik

1. Bekannt ist, dass ein Exekutivamt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen für Sie bereithält. Warum kandidieren Sie trotzdem, obwohl man weiss, dass man es nie allen recht machen wird? 
Mein Engagement bringe ich ein, damit Brugg auch in Zukunft lebenswert bleibt – vor allem für kommende Generationen. Aber ein ­Exekutivamt verlangt unter anderem Teamgeist, Sozialkompetenz sowie insbesondere ­Resilienz. Diese Eigenschaften mute ich mir zu. Die Herausforderungen spornen mich an, die besten Lösungen zum Wohl der Stadt Brugg zu finden.

2. Welches sind thematisch Ihre politischen Arbeitsschwerpunkte?
Die aktuell zugewiesenen Ressorts Finanzen und Kultur passen zu meiner bisherigen beruf­lichen Laufbahn und zu meinen persönlichen ­Interessen. Dieses Ressort würde ich gern weiterhin gestalten und führen können.

3. Was glauben Sie, wie könnten Sie auf der Basis Ihrer Ausbildung und Ihres Berufs für die Stadt Gutes tun?
Einerseits vertrete ich das Ressort Finanzen, wo ich dazu beitrage, die finanzpolitischen Ziele der Stadt anzugehen. Das begründe ich mit meinen Erfahrungen in betriebswirtschaftlichen Belangen, die auf meinem beruflichen Umfeld, meiner Praxis und meiner Ausbildung basieren. 
Andererseits finde ich das Ressort Kultur spannend. Die Kultur bringt Menschen zusammen, unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status. Ebenso schafft das, was Kultur leisten kann, Räume für Begegnung und Austausch, was wiederum den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Als Stadträtin fühle ich mich in der richtigen Position, um als offene und ­authentische Persönlichkeit die notwendigen Brücken zu bauen.

4. Wenn die gute Fee Ihnen drei Wünsche zum Wohl der Stadt feilböte, welche wären das?
Dass wir nicht nur auf das schauen, was fehlt, sondern das Gute sehen und dieses weitertragen. Dem Wohl der Stadt dient ein solider Zusammenhalt, ob in der Bevölkerung, in den Vereinen oder im Stadtrat, damit wir uns gegenseitig freudvoll, mit Respekt und Offenheit begegnen.
Gleichzeitig wünsche ich mir, dass Brugg den Mut hat, sich weiterzuentwickeln und das durchaus vorhandene Potenzial auszunützen weiss.

5. Welches Ressort würden Sie gern über­nehmen, welches eher nicht?
Ich hoffe, dass ich meine Vorhaben in den Ressorts Finanzen und Kultur weiterverfolgen kann, denn hier fühle ich mich eingearbeitet und wohl. 

6. Wie «grün» sind Sie?
Grün genug, um nicht wegzuschauen, und ­motiviert genug, um Nötiges anzugehen.

7. Was würden Sie der Stadt niemals wünschen?
Dass die Stadt den Mut verliert, neue Ziele anzusteuern. Denn Stehenbleiben ist Rückschritt und bedeutet Verlust von gelebter Entwicklung.

8. Was würden Sie der Stadt unbedingt (von Herzen) wünschen?
Ich wünsche Brugg von Herzen eine Stadtregierung, die nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit grosser Motivation und Verantwortungsbewusstsein nicht zuletzt solidarisch handelt. Nur in einem Miteinander, das von gegenseitiger Wertschätzung und Transparenz geprägt ist, kann Brugg als Gemeinschaft lebendig bleiben und gemeinsam wachsen.

9. Gibt es Fragen, die wir Ihnen noch hätten stellen müssen?
Ja: Was sind Ihrer Meinung nach die dringendsten Herausforderungen, denen Brugg aktuell gegenübersteht, und wie sind diese anzugehen?

10. Angenommen, Sie erhalten drei Angebote in Versform, die Ihre politische Arbeit verdeutlichen. Welches wählten Sie?
Ich nehme dieses:
Gute Argumente, etwas Charme
machen noch jedes Klima warm.

11. Und angenommen, ein Römer aus Vindonissa böte Ihnen eine Auswahl lateinischer Wahlsprüche an. Welchen wählten Sie?
Das ist ganz klar, nämlich diesen: Tandem bona causa triumphat – am Ende triumphiert die gute Sache.

16 Fragen zur Persönlichkeit 
1. Wie lautet Ihre gegenwärtige Lebens­devise?
Mit Motivation und gesundem Verantwortungsbewusstsein gehe ich meinen Weg, immer darauf bedacht, Arbeit und Privatleben klar zu trennen und so meine Balance zu halten.

2. Wenn nicht in Brugg, wo würden Sie leben wollen?
Vielleicht im Norden beziehungsweise in Skandinavien. Aber eigentlich habe ich mich noch nie mit einem Wegzug befasst, deshalb gibt es hierzu nicht mehr zu sagen.

3. Was oder wer macht Sie sowohl sachlich als auch emotional an?
Situationen, in denen Ungerechtigkeit spürbar wird, sei es durch falsche Erwartungen oder Missverständnisse, die zu unnötigen Konflikten führen. Besonders belastend finde ich ein extremes Konkurrenzdenken, das die Zusammenarbeit erschwert, oder mangelnde Wertschätzung gegenüber Menschen, die sich engagieren. Solche Dinge spornen mich aber gleichzeitig an, mich für bessere Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und respektvollen Umgang einzusetzen.

4. Was oder wer würde Ihren Tatendrang hemmen?
Ganz traurige Ereignisse oder Erlebnisse oder wenn die Familie zu kurz kommt.

5. Welches sind Ihre historischen Vorbilder und warum?
Johann Heinrich Pestalozzi und Albert Schweitzer sind eindeutig meine Vorbilder. Grundsätzlich sind es Persönlichkeiten, die sich für die Mitmenschen und unser Land einsetzen.

6. Welche verabscheuen Sie?
Dazu gibt es weltweit – früher und heute – genügend Beispiele. Aber grundsätzlich lehne ich politische Hinterhältigkeit zutiefst ab. Auch ­Lügen und Arroganz widern mich an.

7. Welches sind Ihre Vorbilder der Gegenwart und warum?
Ich habe keine klassischen Vorbilder, aber meine Kinder, meine Familie und meine Freunde inspirieren mich jeden Tag aufs Neue. 

8. Welche Kunstausstellungen haben Sie in letzter Zeit besucht?
Bei dieser Frage muss ich schmunzeln. Es sind mehrere. Als Ressortvorsteherin Kultur ­besuche ich so viele regionale Ausstellungen wie möglich. Auf die Aufzählung verzichte ich. 

9. Welches Buch lesen Sie gerade und warum?
Das Budgetbuch 2026 der Stadt Brugg ist notgedrungen eine Pflicht. Im Übrigen erfüllen Zeitungen durchaus meine Informationsbedürfnisse.

10. Welche Musik hören Sie am liebsten?
Ich mag Mainstreammusik. Je nach Stimmung darf es manchmal Nickless, Patent Ochsner oder Coldplay sein. 

11. Welche Eigenschaften sind für Sie verabscheuungswürdig?
Hochmut, Geiz und Lügen sowie Dinge, die das Miteinander nachhaltig beschädigen.

12. Welche Talente und Gaben möchten Sie noch besitzen?
Deutlich mehr Kreativität, ja auch Sport und manchmal mehr Spontaneität.

13. Was wäre für Sie das vollkommene irdische Glück?
Die Antwort mit allseits Frieden, intakter ­Natur, keinem Krieg und keiner Armut greift zu kurz. Letztlich sind es die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, die mich und uns alle glücklich machen.

14. Wie lautete der Titel Ihres Lebens­romans?
Geliebt, gelebt und gearbeitet.

15. Was würden Sie von Petrus gern hören, wenn Sie an der Himmelspforte ankommen?
Was, schon da? Du hast dich verirrt.

16. Gibt es hier noch persönlichere Fragen, auf die Sie gern geantwortet hätten?
Persönlichere Fragen? Ich denke, Sie haben jetzt genug Stoff, um sich ein Bild von mir zu machen. Oder Sie können mich einfach einmal auf einen Kaffee einladen – oder ich Sie. Dann erzähle ich Ihnen noch mehr.