Region – Paris: ein Bühnenbild voller Licht, ein paar barocke Möbel, ein Hauch roter Samt. Raimund Wiederkehr tritt auf: als Graf von Luxemburg. Sofort scharen sich die Gesellschaftsdamen und Salonlöwen um ihn. Plötzlich ertönt ein «Stopp!»-Ruf. Regisseur Simon Burkhalter unterbricht die Szene und bespricht sich mit Choreografin Barbara Bartoli. Dann wendet er sich wieder an die Darstellenden auf der Bühne: «Paris ist die Stadt der Liebe. Wenn ihr euch anschaut, muss es knistern», animiert er das Ensemble.
Man spürt im Zuschauerraum gut, was Burkhalter meint: Jede Bewegung, jede Nuance soll sitzen. Ein hoher Anspruch – zumal die Premiere der Operette «Der Graf von Luxemburg» von Franz Lehár mit Riesenschritten naht.
16 Jahre sind vergangen
Für Raimund Wiederkehr ist es eine Rückkehr mit Geschichte. 2009 stand er zum ersten Mal auf der Möriker Bühne, auch damals als Graf von Luxemburg. Nun, 16 Jahre später, gibt er den Grafen erneut. Wer hat sich in der Zwischenzeit mehr verändert – er oder die Figur? Wiederkehr schmunzelt. «Ich denke, ich habe mich mit dem Grafen verändert. Damals hatte ich grossen Respekt vor der Rolle. Heute gehe ich lockerer damit um.» Mehr Lebenserfahrung, also mehr Leichtigkeit? «Ja, es ist heute tatsächlich leichter. Mit den Jahren erweitert sich das Repertoire an Gefühlsregungen. Deshalb ist es für mich heute einfacher, den Grafen zu spielen.»
Wer ist dieser Graf von Luxemburg tatsächlich? Wiederkehr: «Er ist adlig, pleite, glamourös, aber bodenständig. Er stürzt sich Hals über Kopf ins Leben, ohne sich um das Morgen zu kümmern.» Ein Lebemann also, dem die Frauen zu Füssen liegen. Und wie gewinnt Wiederkehr als Graf das Publikum in Möriken? «Es gibt eine Szene, in der ich alles verliere – die Frau meines Lebens und meine Contenance. Lautstark und ungebremst schreie ich meinen ganzen Frust ins Publikum hinaus.»
Countdown bis zur Premiere
Raimund Wiederkehr gehört heute zu den prägenden Solisten im Operettenensemble. Daneben treffen sich weitere bekannte Namen auf der Möriker Operettenbühne: Flurina Ruoss als Angèle Didier, Stefanie Frei als Juliette Vermont, Judith Lüpold als Gräfin Chollemüüs, Erwin Hurni als Armand Brissard, Wolf Latzel als Basil Basilowitsch, Gabriel Söllinger als Maximilian Meinungsstreit und Yves Ulrich als Karl Klagegeist. Die musikalische Leitung obliegt Bruno Leuschner und Michael Schraner.
Die Proben laufen auf Hochtouren: Choreografien werden verfeinert, letzte Nuancen einstudiert und Kostüme angepasst. Bis zur Premiere gibt es noch einiges zu tun. Die Bühne ist dieselbe, das Stück das gleiche wie vor 16 Jahren – und doch ist alles neu. Glamour, Liebe, Chaos: Die Operette lebt, und der Graf von Luxemburg verzaubert noch immer. (ga)
18. Oktober bis 28. November
Gemeindesaal, Möriken-Wildegg