«Wir können nicht nur sparen»

Patrick Gloor ist einer von drei neuen Gemeinderäten. Der 35-jährige Jurist und Politneuling verrät, wofür er im Gemeinderat stehen will.
Patrick Gloor ist ein Politneuling. Der Notar und zweifache ­Familienvater hat bei den Wahlen von Ende September den Sprung in den Windischer Gemeinderat geschafft. (Bild: leh)

Windisch – Der neue Gemeinderat Patrick Gloor (Die Mitte) im Gespräch mit dem Generl-Anzeiger.

Patrick Gloor, Sie haben als Politneuling den Sprung in den Windischer Gemeinderat geschafft. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht zuletzt mit meinem Alter zu tun hat. Als 35-Jähriger und Vater von zwei kleinen Kindern bringe ich eine zusätzliche Perspektive in den Gemeinderat.

Jetzt müssen Sie liefern – trotz ­fehlender Erfahrung auf der Politbühne. Bereitet Ihnen das keine Kopfschmerzen?
Ich gehe sicher mit einem gesunden Respekt an die Aufgabe heran und weiss, dass nicht alles reibungslos verlaufen wird. Aber ich bin überzeugt, dass man mit Einsatzbereitschaft, Lernfähigkeit und einem offenen Ohr viel bewegen kann.

Wie weit können Sie Ihre berufliche Erfahrung als Jurist in das Gremium einbringen?
Als Notar kann ich verschiedene Situationen vor allem aus privatrechtlicher Sicht schnell analysieren – wie etwa bei der Vergabe von Bauland im Baurecht. Das heisst im Immobiliarsachenrecht, aber auch in familien- oder gesellschaftsrechtlichen Angelegenheiten kann ich das Gremium mit Sicherheit unterstützen.

Sie haben vor den Wahlen gesagt, dass die Erholung der Windischer Finanzen eines Ihrer zentralen Anliegen sei. Nun sind Sie gewählt. Wie möchten Sie das Thema ­anpacken?
Das ist eine schwierige Frage, denn der Finanzhaushalt ist nicht die Sache eines einzelnen Gemeinderats. Ich werde mich dafür einsetzen, die Ausgabenseite genauer zu prüfen – welche Investitionen nötig sind und wo man eventuell doch sparen kann, ohne Qualitätsverlust. Dabei muss Windisch aber attraktiv bleiben und versuchen, die Einnahmen zu erhöhen, zum Beispiel mit attraktivem Wohnraum oder mit neuem Gewerbe, das wir in Windisch ansiedeln können. Es bringt wenig, wenn die Zahlen kurzfristig stimmen, wir aber einen grossen Investitionsstau anhäufen.

Patrick Gloor von der Mitte erhielt bei den Gemeinderatswahlen die viertmeisten Stimmen. (Bild: leh)

Ein weiteres Thema, das Sie vor den Wahlen herausgestrichen haben, sind die Schulen. Was steht aus Ihrer Sicht in diesem Bereich konkret an?
Windisch hat im Bereich Schulen einiges zu bieten. Im Vergleich zu anderen Gemeinden stehen wir bezüglich Grösse, Mittagstischangebot und Ferienbetreuung gut da. Generell sehe ich also keinen dringenden Handlungsbedarf. Einzig in der heilpädagogischen Schule, wo die Leitung freigestellt wurde, müsste endlich wieder Ruhe und Stabilität einkehren.  

Die Drogenproblematik rund um den Bahnhof ist derzeit ein omnipräsentes Thema. Vor den Wahlen plädierten Sie in diesem Zusammenhang für «nachhaltige Lösungen». Wie könnten diese aussehen?
Repressive Massnahmen wie das Alkoholverbot und mehr Polizeipräsenz allein genügen nicht. Wir müssen auch Massnahmen wie eine Gassenküche oder niederschwellige Therapieangebote prüfen – am besten mit anderen regionalen Gemeinden wie Brugg, Lenzburg oder Aarau und natürlich mit Unterstützung des Kantons.

Sie haben kürzlich gesagt, dass Sie sich eine transparente Kommunikation zwischen dem Gemeinderat und dem Einwohnerrat wünschen. Funktioniert die Kommunikation derzeit nicht?
Ich denke, dass wir Potenzial nach oben haben. Ich war bisher zwar nicht im Einwohner- oder Gemeinderat, aber wegen meiner Fachkenntnisse als Notar kamen einzelne Einwohnerräte in gewissen Situationen mit Fachfragen in abstrahierter Form auf mich zu. Aufgrund dieser Erfahrungen bin ich der Meinung, dass der Gemeinderat in der Kommunikation mit dem Einwohnerrat etwas offener sein könnte und öfter Auslegeordnungen statt vorgefertigter Lösungen vorlegen könnte. So wäre es möglich, bessere und tragfähigere Lösungen zu entwickeln.