Brugg – 11 Fragen zu Politik
Bekannt ist, dass ein Exekutivamt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen für Sie bereithält. Warum kandidieren Sie trotzdem, obwohl bekannt ist, dass man es nie allen recht machen wird?
Es ist leider nicht möglich, es allen recht zu machen. Und selbst wenn es schön wäre, darum geht es meiner Meinung nach nicht. Sondern darum, tragfähige, nachhaltige, weitsichtige Entscheidungen zu treffen, die der jetzigen und zukünftigen Bevölkerung dienen. Mir würde es enorm Freude bereiten, dazu einen Beitrag zu leisten, Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten.
Welches sind thematisch Ihre politischen Arbeitsschwerpunkte?
Neben den grossen Infrastrukturprojekten wie neuem Schulraum, der Sanierung des Hallenbads, dem Umbau der zentralen Verwaltung und der Erneuerung des Neumarktplatzes gibt es weitere wichtige Themen: beispielsweise der Aufbau eines Familienzentrums oder Massnahmen zur Schadensbegrenzung im Umgang mit der Drogenproblematik. Beruflich arbeite ich seit Jahren für Menschen, die in unterschiedlichen Lebenslagen auf Unterstützung angewiesen sind. Diese Erfahrungen haben mich politisch geprägt.
Was glauben Sie, wie könnten Sie auf der Basis Ihrer Ausbildung und Ihres Berufs für die Stadt Gutes tun?
Ich bin es gewohnt, interdisziplinär Prozesse zu gestalten und gemeinsam tragfähige Entscheidungen zu treffen. Ich kann unter Druck strukturiert arbeiten, Prioritäten setzen und behalte dabei den Überblick. Mein Arbeitsstil ist effizient, sachlich und zielorientiert. Ich gelte als verlässlich, pflichtbewusst und loyal. Ich bin überzeugt, dass diese Eigenschaften einen Mehrwert für die Arbeit im Stadtrat und die Weiterentwicklung der Stadt Brugg darstellen.
Wenn die gute Fee Ihnen drei Wünsche zum Wohl der Stadt feilböte, welche wären das?
1. Im Hinblick auf die kommende Legislatur wünsche ich mir einen starken, integren Stadtrat, fünf Persönlichkeiten, die trotz unterschiedlichen Haltungen und Ideen die Geschicke der Stadt kollegial und mit Freude führen und gemeinsame Ziele verfolgen.
2. Ich wünsche mir eine motivierte, professionelle Verwaltung, die ihre Aufgaben mit Freude zum Wohl der Stadt Brugg umsetzt, und eine Gesellschaft, die das erkennt und wertschätzt.
3. Ich wünsche mir ein Miteinander auf allen Ebenen, denn die künftigen Herausforderungen werden nicht kleiner.
Welches Ressort würden Sie gern übernehmen, welches eher nicht?
Aufgrund meiner über 25-jährigen Erfahrung in unterschiedlichen Funktionen im sozialen Bereich sowie meiner langjährigen Führungserfahrung in kommunalen und kantonalen Verwaltungen steht mir das Ressort Gesellschaft besonders nah. Selbstverständlich würde ich auch jedes andere Ressort mit Engagement und Interesse übernehmen.
Wie «grün» sind Sie?
Der Umgang mit dem Klimawandel hat für mich eine hohe Priorität. Jetzt ist der Moment, um unsere Gemeinden so zu gestalten, dass sie über ausreichend Grünflächen, Schattenplätze und versickerungsfähige Böden verfügen. Zudem liegt mir die Biodiversität am Herzen. Persönlich achte ich seit Jahren darauf, meinen ökologischen Fussabdruck möglichst klein zu halten.
Was würden Sie der Stadt niemals wünschen?
Ich wünsche mir, dass die weltweit festzustellende Polarisierung in unserer Stadt keinen Platz hat. Mir ist es wichtig, dass wir unseren Zusammenhalt nicht verlieren, sondern uns als Gemeinschaft verstehen. Das bedeutet für mich: sachlich diskutieren, einander zuhören, im Dialog Lösungen entwickeln.
Was würden Sie der Stadt unbedingt (von Herzen) wünschen?
Ich wünsche mir eine Stadt, von der wir mit Stolz erzählen, dass es sich hier gut leben lässt. Neben den Herausforderungen gibt es viel Positives. Brugg verfügt über ein wunderbares Naherholungsgebiet. Wir haben ein vielfältiges Kulturleben, eine historische Altstadt und breite Bildungsangebote.
Gibt es Fragen, die wir Ihnen noch hätten stellen müssen?
Nein.
Angenommen, Sie erhielten drei Angebote in Versform, die Ihre politische Arbeit verdeutlichen. Welches wählten Sie?
Ich nehme dieses:
Auch in unbequemen Lagen
immer wieder Neues wagen.
Und angenommen, ein Römer aus Vindonissa böte Ihnen eine Auswahl lateinischer Wahlsprüche an. Welchen wählten sie?
Das ist ganz klar, nämlich diesen:
Unita durant. – Vereintes überdauert.
16 Fragen zur Persönlichkeit
Wie lautet Ihre gegenwärtige Lebensdevise?
Derzeit ist vieles in Bewegung und erfordert langfristiges Planen. Deshalb habe ich gelernt, mich rasch auf Neues einzustellen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und kurzfristige Planung mehr zu gewichten. Mein Kompass weist auf Flexibilität und freudiges Entscheiden.
Wenn nicht in Brugg, wo würden Sie leben wollen?
In Brugg lässt es sich gut leben – das schätze ich sehr. Manchmal aber, wenn ich Erholung brauche, zieht es mich in die Berge oder ans Meer, um abgeschieden neue Kraft zu finden.
Was oder wer macht Sie sowohl sachlich als auch emotional an?
Ich arbeite gern mit Menschen zusammen, besonders wenn sie bereit sind, Neues zu entdecken, voneinander zu lernen und reflektiert zu arbeiten. So zu arbeiten, inspiriert und motiviert mich.
Was oder wer würde Ihren Tatendrang hemmen?
Wenn ich spüre, dass gute Ideen versanden, weil der Wille zur Zusammenarbeit fehlt. Ich arbeite gern mit Menschen, die etwas bewegen wollen. Wenn das behindert ist, versuche ich, den Prozess neu anzustossen.
Welches sind Ihre historischen Vorbilder und warum?
Mich beeindrucken Menschen, die sich mutig gegen Unrecht einsetzen. Auch Einzelne können viel bewirken, wenn sie ihrer Haltung treu bleiben. Ich denke an Rosa Parks, die sich 1955 weigerte, ihren Sitzplatz in einem Linienbus freizugeben, obwohl sie das als Afroamerikanerin hätte tun müssen. Oder an Sophie Scholl, die sich in der Widerstandsgruppe Weisse Rose gegen den Terror der Nazis wehrte.
Welche verabscheuen Sie?
Es gibt historische Führungsfiguren, die verwerflich handelten. Sie missbrauchten ihre Macht, um Menschen zu erniedrigen und auszubeuten, das mit Gewalt, Angst und einer menschenverachtenden Ideologie.
Welches sind Ihre Vorbilder der Gegenwart und warum?
Meine Vorbilder sind Menschen, die das Gemeinwohl höher gewichten als ihre persönlichen Interessen. Ich denke beispielsweise an Ruth Dreifuss, die sich explizit für soziale Absicherung, Frauenrechte und eine humane Drogenpolitik einsetzte.
Welche Kunstausstellungen haben Sie in letzter Zeit besucht?
Mitte Jahr im Zimmermannhaus die Ausstellung «Hineinplatziert, herausgestellt». Dann im Salzhaus die Ausstellung «Wohin?». Beide Ausstellungen wurden von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region gestaltet. Dass wir in Brugg Kunst und Kultur fördern, schätze ich sehr.
Welches Buch lesen Sie gerade und warum?
Das ist «Die Frauen jenseits des Flusses» von Kristin Hannah, ein starkes Buch über eine US-Amerikanerin im Vietnamkrieg, das mich sehr berührt hat. Jetzt gerade unterhält mich Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg mit seinen intuitiven Ermittlungen in Louviec, einem kleinen Ort in der Bretagne.
Welche Musik hören Sie am liebsten?
Ich höre oft klassische Musik, aber auch Pop, Rock, World-Music und Folk gehören zu meinen Favoriten.
Welche Eigenschaften sind für Sie verabscheuungswürdig?
Es ist bedenklich, wenn gegen einzelne Personen oder Gruppen gehetzt oder mit Angst versucht wird, Einfluss zu nehmen. Solche Strategien lösen keine Probleme. Sie schaffen neue und vertiefen gesellschaftliche Gräben.
Welche Talente und Gaben möchten Sie noch besitzen?
Im nächsten Leben, sollte es eines geben, würde ich gern mehr Sprachen lernen und öfter musizieren, das mit oder ohne Talent. Reine Neugier würde genügen.
Was wäre für Sie das vollkommene irdische Glück?
Ich erinnere mich an besondere Momente, in denen ich mich tief mit dem Leben verbunden fühlte und dafür sehr dankbar war. Das geschah einmal in einer Wüste, ein anderes Mal auf der Spitze eines Bergs.
Wie lautete der Titel Ihres Lebensromans?
Sie will es genau wissen.
Was würden Sie von Petrus gern hören, wenn Sie an der Himmelspforte ankommen?
Gut gemacht, Alexandra. Die Mühen haben sich gelohnt.
Gibt es hier noch persönlichere Fragen, auf die Sie gern geantwortet hätten?
Nein, aber ich freue mich auf gute Gespräche und interessante Fragen, wo immer es Gelegenheit dafür gibt.