Hausen – Die Industriellen Betriebe Brugg (IBB) versorgen auch Hausen mit Strom und Gas. Zudem besorgen sie für die Gemeinde das Inkasso für den Trinkwasserbezug, die Abwasser- und Kehrichtabfuhrgebühren. Für die Energielieferrechte entrichtet die Versorgerin eine Konzessionsabgabe in Höhe von jährlich rund 70 000 Franken. Dieses Geld fliesst nicht mehr automatisch in die Gemeindekasse, sondern neuerdings in einen kommunalen Energiefonds. Daraus werden lokale Energieprojekte unterstützt. Eine neu gewählte Energiekommission berät den Gemeinderat bei der Umsetzung solcher Vorhaben.
Die vom Energiefachmann und ehemaligen Vizeammann Andreas Vögeli präsidierte siebenköpfige Kommission stellte sich und ihre ersten Aktivitäten an einem gut besuchten Anlass vor. Informiert wurde über die Neuerungen des revidierten kantonalen Energiegesetzes und die Förderprogramme, die Zusammenschlussmöglichkeiten und Dienstleistungen für den besseren Eigenverbrauch der Energie aus Photovoltaik-(PV-)Anlagen sowie über das im Aufbau begriffene IBB-Wärmeverbundnetz auf dem Campus Reichhold.
Beitrag an Wärmebildaufnahmen
Als erste Aktion unterstützt die Gemeinde Hausen aus dem Energiefonds eine Wärmebildaktion mit einem Zustupf von 120 Franken pro Gebäude. Wärmebilder stellen Energieverluste dar und lokalisieren Lecks. Angezeigt werden undichte und feuchte Stellen an der Gebäudehülle sowie andere Mängel. Solche Abklärungen sind ein erster Schritt für gezielte Sanierungen. Die Thermografieaufnahmen finden im ersten Quartal 2026 statt.
Wer bei bestehenden Wohnbauten fossile Wärmeerzeuger durch eine gleiche Anlage ersetzen will, muss neu den Kostennachweis leisten, dass Alternativlösungen nicht günstiger wären. Beim Ersatz von Heizungen, die mir fossiler Energie betrieben werden, darf der Anteil nicht erneuerbarer Energie 90 Prozent nicht mehr übersteigen. Diese Limite können die IBB bei Gasheizungen durch beigemischtes Biogas gewährleisten. Der Ersatz eines Elektroboilers darf nicht mehr ausschliesslich direkt elektrisch erfolgen. Für Gebäude mit elektrischen Widerstandsheizungen muss ein Gebäudeenergie-Ausweis des Kantons (Geak) erbracht werden.
PV-Eigenverbrauch besser nutzen
In Zukunft lohnt es sich erst recht, Energie aus PV-Anlagen im Eigengebrauch besser zu nutzen, weil die Verkaufsvergütung für Solarstrom sinkt. Es gibt zwar eine Mindestentschädigung für PV-Strom aus Anlagen bis 150 kWp, aber wenn zugekaufter Strom deutlich mehr kostet als selbst produzierter, ist die Rechnung schnell gemacht.
Der Eigenverbrauch von PV-Strom ist zudem interessanter geworden, weil Speicherbatterien deutlich billiger wurden. Die Nutzung von Solarenergie lässt sich auch im Rahmen von nachbarschaftlichen Eigenverbrauchsgemeinschaften beziehungsweise quartierweisen Zusammenschlüssen zum Eigengebrauch verbessern. Die IBB bauen technische und administrative Unterstützung für lokale Elektrizitätsgemeinschaften auf, wie sie am Infoanlass darlegten.
Für Hausen ist die Option der besseren Eigennutzung aktuell, wie in der Diskussion festgestellt wurde. Mit der Renovation des Lindhofschulhauses und der Installation einer leistungsstarken Indach-PV-Anlage schuf die Gemeinde eine eigene Energiequelle, die noch für rund ein Dutzend weitere gemeindeeigene Liegenschaften, zum Beispiel das benachbarte Gemeindehaus, genutzt werden könnte. Statt für diese Gebäude teureren Strom zu kaufen, wäre die Verwendung der eigenen Energie vorteilhafter. Dem Vernehmen nach steht diese Lösung bereits im Fokus der Energiekommission.
Aufbau eines Fernwärmenetzes
Die IBB sind über ihre Rolle als regionale Versorgerin mit den klassischen Energieträgern Strom und Gas hinausgewachsen. Sie stehen fossilfreien erneuerbaren Energien aus Solar- und Fernwärmequellen hellwach gegenüber. So wollen sie sukzessiv ein Fernwärmenetz aufbauen, das aus Grundwasser, lokalem Energieholz sowie der Abwärme der Abwasserreinigungsanlage Wasserschloss und zwei lokalen Rechencentern gespeist wird.
Das Data-Center Green in Lupfig besteht seit Jahren. Nun ist 500 Meter entfernt auf dem Reichhold-Campus Lupfig-Hausen ein weiteres Rechenzentrum geplant. Diese Anlagen liefern sehr viel Abwärme – die IBB wollen sie nutzen. Geplant ist der schrittweise Aufbau eines Versorgungsnetzes von Brunegg bis Brugg, auch durch Hausen nach Windisch, wie IBB-Direktor Eugen Pfiffner erklärte. Unter dem im Bau befindlichen OC-Oerlikon-Bürogebäude auf dem Campus Reichhold erstellen die IBB bereits eine 1500 Quadratmeter grosse Wärmepumpenzentrale.
Erhebliche Vorleistungen
Erste Wärmelieferungen könnten 2028 erfolgen. In Hausen kämen für Fernwärmeanschlüsse in erster Linie gemeindeeigene Liegenschaften wie Schulhäuser, Gemeindehaus, Mehrzweckhallen und Werkhof, aber ebenso Mehrfamilienhäuser und Gewerbebetriebe zwischen Hauptstrasse und Bahnlinie sowie in Hausen West infrage. Das Fernwärmeprojekt bedingt erhebliche Vorleistungen und benötigt einiges Durchhaltevermögen des Versorgungsunternehmens. Die IBB könnten das stemmen, versicherte Eugen Pfiffner auf Nachfrage.
Der Investitionsaufwand für Fernwärme entspreche den Installationskosten einer Grundwasser- oder Erdsondenwärmepumpe, sagte der IBB-Direktor. Reinvestitionskosten fielen für die Energienutzerkunden keine mehr an, nur die Energiekosten und die im Vergleich zu einer Wärmepumpe etwas höheren Betriebsaufwendungen. Das Risiko bei Ausfällen oder Störungen liege dafür beim Fernwärmebetreiber. Die Fernwärme mache das Heizen zwar nicht günstiger, dafür werde Wärme frei von fossilen Energieträgern und mit planbaren Kosten geliefert.