Aufregung im Morgengrauen

Im Rahmen der Cordulafeier wurde einmal mehr an die ­Geschichte der Stadt Baden erinnert und wurden einige Persönlichkeiten geehrt.
Hunderte von Gästen verfolgten die diesjährige Cordulafeier, bei der Patrick Zehnder und weitere verdiente Badenerinnen und Badener geehrt wurden. (Bild: sim)

Baden – Die Cordulafeier der Spanischbrödlizunft ist ein fixer Termin im Badener Jahreskalender. Wieder lud der Verein in diesem Jahr am 22. Oktober nach Baden, um eine Episode des Alten Zürichkriegs auferstehen zu lassen.

Im Rahmen des bewaffneten Konflikts, bei dem die Reichsstadt Zürich gegen die übrigen der Acht Alten Orte um Vorherrschaft rang, drang am frühen Morgen des Tags der heiligen Cordula (22. Oktober) im Jahr 1444 ein Trupp Zürcher unter dem Vorwand der Freundschaft durch das Obere Tor in die Stadt ein. Doch die Wachen schlugen Alarm, und die herbeieilende Badener Bevölkerung trieb die Zürcher Truppen erfolgreich zurück und aus der Stadt. So zumindest wurde es im Schlachtbrief von 1444 wiedergegeben. Auf beiden Seiten waren nach der kurzen Auseinandersetzung etliche Opfer zu beklagen.

In der Folge wurde der Tag der heiligen Cordula in Baden zum Feiertag erhoben. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde zum Gedenken an die erfolgreiche Vertreibung der Zürcher Truppen am 22. Oktober in der Stadtkirche eine Messe gelesen und auf dem Cordulaplatz ein Fest gefeiert. Dabei wurde Stadtwein ausgeschenkt und das Cordulabrot verteilt. Obschon das im alten Baden das einzige traditionelle Fest war, wurde der Brauch vor mehr als 100 Jahren aufgegeben und erst 1964 von der Spanischbrödlizunft Baden wiederbelebt.

Traditioneller Tratsch
Seiter wird jedes Jahr – in der Regel am 22. Oktober – an den Mut und das beherzte Eingreifen der Badener Stadtbevölkerung erinnert. Dabei werden Persönlichkeiten geehrt, die sich durch ihr Wirken um das Wohl der Stadt Baden und ihrer Bevölkerung besonders verdient gemacht ­haben.

Der diesjährige Anlass fand letzte Woche wegen unsicheren Wetters in der Cordulapassage statt. Der modernen Tradition folgend und musikalisch umrahmt von der Zunftmusik Harmonie Rohrdorf, würdigten die rund 300 Anwesenden den Schlachtenbrief und lauschten den Ausführungen des Stadtwächters Silberysen sowie der Torwächterswitwe Klingelfuss, die das Publikum mit dem ­neuesten Tratsch aus der Stadt und der Region unterhielten.

Helden des Alltags
Die Persönlichkeiten, die an der Feier geehrt werden, erhalten ihr Brot- und Weingeschenk von Cordula überreicht, die von einer Badenerin verkörpert wird. Heuer fiel diese Aufgabe der 26-jährigen Journalistin Anna Böhler zu.

Brödlimeister Niklaus Merker würdigte derweil das Wirken der Ge­ehrten. Den Anfang machte Patrick ­Zehnder, Historiker und Geschichtslehrer an der Kanti Baden, der mit den Jahren viele Beiträge zur lokalen und kantonalen Geschichte publiziert hat. Ebenfalls geehrt wurde Eveline ­Dätwyler. Sie arbeitet als Stationsleiterin der Palliativstation im Kantonsspital Baden und setzt sich mit ihrem Team dafür ein, das Menschen bis zum Schluss ihre Lebensfreude nicht verlieren. Auch Thomas Stirnemann, der nach 20 Jahren als Leiter des Werkhofs der Stadt pensioniert wird, wurde für seine Verdienste gewürdigt.

Weiter ging es mit Urs Grieder, dem ehemaligen Geschäftsführer von Grieder Sport, der in Baden vor bald zehn Jahren den Ausdauerlauf «City Strong Woman» ins Leben rief. Stefan Bräm wurde für sein Engagement als Präsident der ortsbürgerlichen Finanzkommission geehrt. Die kürzlich pensionierte Seelsorgerin Ella Gremme wurde für ihr langjähriges Engagement für die katholische Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden ausgezeichnet. Und schliesslich wurde Nick Marolf gewürdigt, der sich als langjähriger Präsident des Quartiervereins Allmend-Münzlishausen verdient gemacht hat.

Im Anschluss an die Ehrungen waren die Anwesenden eingeladen, an der Brot- und Weinspende teilzuhaben, die zum Andenken an den Sieg der Verteidiger der Stadt Baden ausgesetzt wurde.