Baden – Peach Weber, wie kommt es, dass ein Mensch, der so bescheiden ist wie Sie, seinem Programm den Titel «King of Gäx» gibt?
Ich bin der König der Gäx, denn ich habe diese Schreibweise von Gags erfunden und benutze sie als Einziger. Trotzdem lege ich die Krone und den königlichen Mantel auf der Bühne schon nach wenigen Sekunden ab, da ich viel lieber den Hofnarren spiele. Ich habe dem König die Symbole der Macht nur für ein Selfie stibitzt.
Haben Sie sich auch deshalb selbst gekrönt, weil Journalisten und die Haute Culture oft über Ihre Gags schnöden, obwohl Sie diese auf unnachahmliche Art präsentieren?
Nein, diese Leute sind mir wirklich wurst. Der einzige legitime Kritiker ist für mich das Publikum, das Eintritt bezahlt hat. Ihm bin ich etwas schuldig, sonst niemandem.
Haben Sie Ihr Talent als Komiker bereits in Ihrer Schulzeit entwickelt, zum Beispiel als Klassenclown?
Nein, diese Rolle habe ich anderen überlassen. Ich hatte es mit meinen besten drei, vier Freunden lustig, aber ich wäre in meiner Jugend nie auf die Idee gekommen, dass ich einmal Komiker werden könnte. Vielmehr wurde bei mir der Wunsch geweckt, Lehrer zu werden.
Auf welche Art?
Da wir in der fünften Klasse 54 Schüler waren, beauftragte der Lehrer die besten und schnellsten von uns, die Aufgaben ihrer Kameraden zu korrigieren und ihnen zu erklären, wie man sie löst. Und das habe ich gern getan. Später machte ich das Lehrerseminar und unterrichtete Hilfsschule. Das war sehr herausfordernd, hat mir aber grosse Freude gemacht, da es für mich nichts Schöneres gibt, als Kindern etwas Positives auf den Lebensweg mitgeben zu können.
Weshalb sind Sie trotzdem Komiker geworden?
Mit meinen langen Haaren und einem Fellmantel war ich schon rein äusserlich nie der Prototyp eines Lehrers. Der Schulpflegepräsident, der im Militär Oberst war, hätte mich am liebsten rausgeschmissen, doch waren meine Inspektionsberichte stets überdurchschnittlich. Als ich nach sechs Jahren ein Jahr unbezahlten Urlaub nehmen oder sonst das Pensum mit meiner Schwester teilen wollte, verweigerte er mir beides. In dieser Situation machte ich an einem musikalischen Talentwettbewerb im Longstone-Pub an der Zürcher Langstrasse mit und belegte zu meiner eigenen Überraschung den zweiten Platz.
Stand die Musik damals noch im Vordergrund?
Nein, ich beherrschte keine Instrumente, selbst auf der Gitarre nicht mehr als drei Griffe. Ich sang ein Lied mit 20 Strophen, das ich über einen König, ein Schloss und seinen Geist geschrieben hatte, und schrummte dazu, was ich konnte.
Wie kamen Sie damit in die Kränze?
Als ich bei den Proben am Nachmittag merkte, wie gut die Songs der Konkurrenz klangen, dachte ich, dass ich vorher irgendetwas sagen muss, das mich ein bisschen sympathisch macht, damit ich nicht total abschiffe. So liess ich die schlechten Strophen weg und kündete die restlichen zwei mit selbstironischen Sprüchen an, die mir die Stimmen eintrugen. Die Organisatoren schrieben danach ins Reglement, dass Einleitungen nicht länger sein dürfen als das Lied.
Wie kamen Sie bis zu Ihrem ersten Hit «Sun, Fun & Nothing Do» (1986) über die Runden?
Die ersten zwei Jahre trat ich nur mit der Einleitung und meinem ersten Lied auf. Wenn die Leute eine Zugabe forderten, habe ich es einfach nochmal gesungen. Dann dachten sie, das wäre ein guter Gag. Weil ich schon immer gern mein eigener Chef gewesen wäre, packte ich die Chance und schrieb ein paar Gäx mehr. Manche Menschen lachen über sie. Zum Glück ist Humor ja Geschmackssache.
Sie untertreiben. Wie Sie Ihre Gäx aneinanderreihen und miteinander verweben, ist Unterhaltungskunst.
Ich verstehe mich als Unterhalter, aber nicht als Künstler. Ein Künstler muss sehr sensibel sein und manchmal einen Auftritt absagen, weil gerade Vollmond und er unpässlich ist. Er muss ausserdem auf Bühnen auftreten, die mit Millionen subventioniert werden, und in Stücken, die davon handeln, dass zwei Menschen heiraten wollen, andere dagegen sind und am Ende mindestens einer tot ist. Ich bin selbstständiger Unternehmer.
Können Sie trotzdem zwischendurch Sonne, Spass und Nichtstun geniessen?
Inzwischen habe ich gelernt, dass es mit zunehmendem Alter wichtig ist, Pausen einzuschalten, an denen sich Arbeit und Freizeit abwechseln. Vielleicht lese ich nach dem Zmorge zuerst in Ruhe die Zeitung und hole danach den Rasenmäher hervor oder füttere meine Fische im Teich. Am Nachmittag arbeite ich im Büro oder setze mich in den Garten, falls ich nicht inspiriert bin. Ich liebe diese Freiheit, mir mein Leben selbst einteilen zu können. Selbstdisziplin ist aber ebenso wichtig. Wer bequem und unzuverlässig ist, vermodert und verdient nichts.
Ihre Tochter sagt, Sie wären ein guter Vater.
Wenn Nina das sagt, wird es so sein … Ich glaube, die Tatsache, dass ich mit über 40 Jahren Vater wurde, trug dazu bei. Ich sagte mir, ich wäre ein Armleuchter, wenn ich meine Chance verpassen würde, mein Kind aufwachsen zu sehen. So trat ich nur noch von Montag bis Donnerstag auf, damit ich an den Wochenenden, wenn meine Exfrau arbeitete, für Nina da sein konnte. Und ich habe das nie bereut.
Weshalb stellen Sie auf Ihrer Website die These auf, dass Sie kein brauchbarer Ehemann, aber ein perfekter Exehemann seien?
Kein perfekter, aber ein guter. Das Problem war, dass ich mich immer total verknallte, aber nie den Übergang in eine dauerhafte Beziehung hinbekam. Ich selbst wollte gar nie heiraten, habe es aber doch zweimal getan und war auch schnell wieder geschieden. So kam ich auf mein geniales Konzept einer Ehe auf Zeit.
Wie funktioniert es?
Da die heutige Lebenserwartung viel höher ist als früher, ist es verständlich, dass immer weniger Hochzeitspaare zusammenbleiben, bis dass der Tod sie scheidet. Aus diesem Grund wäre es einfacher, wenn Ehen automatisch nach sieben Jahren geschieden würden und man sich erneut aktiv das Jawort geben müsste, falls man sie fortsetzen will.
Sie haben Ihren letzten Auftritt, der 2027 im Zürcher Hallenstadion stattfindet, schon 2008 in den Vorverkauf gegeben. Planen Sie auch sonst so weit voraus?
Gar nicht. Die Ankündigung eines Hallenstadion-Auftritts war anfänglich ein Jux. Ich dachte, wenn nicht mindestens 3000 Leute ein Ticket kaufen, blasen wir die Sache ab. Inzwischen haben es fast 30 000 getan. Ich musste sogar zwei Zusatzdaten ansetzen, um die Nachfrage zu befriedigen. Einen vierten Auftritt wird es aber nicht geben.
Obwohl es ein netter Zustupf zu Ihrer AHV wäre?
Das war nie mein Hintergedanke. Ich habe immer gesagt, dass ich den grössten Teil des Gewinns spenden werde.
Freitag, 7. November, 20 Uhr
Kurtheater, Baden
kurtheater.ch