Ennetbaden – Ob Klassiker, Musical, theatralische Rundgänge oder Eigenproduktionen: Seit 2003 hat sich die Ennetbadener Truppe Theater in Baden der Aufführung anspruchsvoller Theaterproduktionen verschrieben. Immer wieder greift der Verein, der aus engagierten sowie ambitionierten Laien besteht, aktuelle gesellschaftliche Themen aus der Region und darüber hinaus auf.
Frühe Produktionen der Gruppe beleuchteten verschiedene Aspekte im Leben der britischen Oberschicht, doch bereits in dem Stück «Der ideale Gatte» (2005) befasste sich das Ensemble mit Insidergeschäften. Zwei Jahre später brachte Theater in Baden anlässlich der Badenfahrt ein Musical auf die Bühne, das die besondere Stimmung des Volksfests spiegeln sollte. Für «Biedermann und die Brandstifter» (2013) bot die Fusion der Feuerwehren Baden und Ennetbaden einen willkommenen Anlass, und das Stück «Willkommen» von 2023 widmete sich den nach wie vor aktuellen Themen Asyl, Inklusion und Zugehörigkeit.
Eine weitere Besonderheit der Ennetbadener Theatergruppe sind die wechselnden Aufführungsorte. «Wir wählen einen Ort, der möglichst gut zum Stück passt», erklärt Produktionsleiterin Ruth Egloff. Zwar trat das Ensemble in den ersten Jahren hauptsächlich im Gartensaal der Villa Boveri in Baden auf, wobei die Stücke durchaus zur Kulisse passten, doch bald kamen ausgefallene Spielorte wie das Parkhaus und das Feuerwehrmagazin in Ennetbaden, das Historische Museum Baden und zuletzt das Gärtnerhaus im Kurpark in Baden hinzu.
Geteilte Einsamkeit
Auch das neueste Stück «Blütenträume» von Lutz Hübner und Sarah Nemitz folgt diesen Traditionen. Es ist nach «Willkommen» das zweite Stück der beiden deutschen Theaterautoren, welches das Theater in Baden zum Leben erweckt. Es behandelt einmal mehr aktuelle gesellschaftliche Fragen und spielt sozusagen am Ort des Geschehens.
«Blütenträume» dreht sich um die Vereinsamung und die Partnersuche mit zunehmendem Alter. Einsamkeit ist in vielen Ländern ein zunehmendes gesellschaftliches Problem, und deren Bekämpfung entwickelt sich zugleich zu einem Geschäft. Während zwischenmenschliche Kontakte in vielen Lebensbereichen abnehmen, sollen neue Werkzeuge und technische Möglichkeiten Abhilfe schaffen. Persönlichkeitsprofile, Speed- und Onlinedating sind für viele jüngere Menschen bereits die Norm, doch auch ältere Frauen und Männer sehen sich mit den Folgen dieses Wandels konfrontiert und mitunter dazu gezwungen, dem Alleinseins mit professioneller Hilfe zu begegnen.
In «Blütenträume» versammeln Lutz Hübner und Sarah Nemitz Menschen im Ruhestand, die sich gesellschaftlich aber noch nicht zur Ruhe setzen wollen. Mit einem Kurs an der Volkshochschule wollen sie ihre technischen Kenntnisse auf den Stand der Dinge bringen und dadurch die Suche nach kontaktfreudigen Gleichgesinnten professionalisieren. Statt der anfänglichen Begeisterung macht sich jedoch zunehmend Ernüchterung breit. Nicht nur erweist sich Kursleiter Jan als wenig kompetent. Es wird ausserdem immer klarer, dass die Alten mit dieser Ausprägung einer modernen Welt nicht klarkommen können – und wollen.
Als Spielort für das Stück fiel die Wahl auf das Alterszentrum Prosenio an der Limmatpromenade in Ennetbaden. Wiederum ein passender Ort, denn aller Wahrscheinlichkeit nach sehen sich einige der dortigen Bewohnenden mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie die Gruppe älterer Alleinstehender, von denen das Theater handelt. Die Protagonistinnen und Protagonisten, alle älter als 55 Jahre, wollen in einem Volkshochschulkurs lernen, wie man die Partnersuche systematisch angeht. Zugleich schliesst sich ein Kreis, denn vor vier Jahren zeigte das Ensemble am selben Ort, damals noch im Wohn- und Pfleghus National, kurz vor dessen Abbruch, das Stück «Ein Volksfeind» von Henrik Ibsen.
Fiebern vor der Premiere
Inzwischen sind die monatelangen Proben unter der Leitung von Regisseur Florian Oberle abgeschlossen. Die Kostüme und das Bühnenbild sind bereit, und vor der mit Spannung erwarteten Premiere wird lediglich noch an Kleinigkeiten gefeilt. Insgesamt werden die neun Darstellerinnen und Darsteller des Theaters in Baden bis zur Dernière am 22. November 15 öffentliche Aufführungen bestreiten.
Die Theaterbar ist eine Stunde vor und nach der Aufführung geöffnet und bietet eine Auswahl an Getränken und Snacks sowie Weine aus dem Anbau der Familien Wetzel aus Ennetbaden.
31. Oktober bis 22. November
Mittwochs bis samstags, jeweils 20 Uhr, und sonntags, 15 Uhr
Prosenio, Badstrasse 28, Ennetbaden
theaterinbaden.ch