Region – Winterzeit in der Schweiz ist längst nicht immer mit einem Schneechaos verbunden. In einigen Regionen bleibt es in der dunklen Jahreszeit mehrheitlich mild, zumindest mild genug, um sich sogar in den Wintermonaten in den Sattel zu schwingen. Velofahren im Winter ist zwar bestimmt nicht jedermanns Sache – wer aber trotz Kälte, Dunkelheit und gelegentlicher Schneefälle mit dem Fahrrad unterwegs sein will, sollte Ausstattung und Fahrweise den Bedingungen anpassen.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Sichtbarkeit – denn sehen und gesehen werden ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Dabei gilt: Licht ist Pflicht. Vorn ein Scheinwerfer und hinten ein Rücklicht sind vorgeschrieben; ob die Lampen fest installiert oder ansteckbar sind und ob sie via Dynamo oder per Batterien gespeist werden, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass sie spätestens bei Beginn der Dämmerung eingeschaltet werden und bei Dunkelheit konstant leuchten. Da man mit Licht auch tagsüber besser gesehen wird, raten Experten, die Lampen immer einzuschalten.
Je heller, desto sicherer
Allerdings hat sich im Velobereich hinsichtlich Lichttechnik viel getan. Alte Halogenfunzeln mit ihrer bescheidenen Leuchtwirkung sind inzwischen überholt, sie sollten mit deutlich helleren und energiesparenderen LED getauscht werden, die es schon für kleines Geld gibt. Auch Dynamos, ob klassisch als Seitenläufer oder modern als Nabendynamo, lassen sich problemlos umrüsten. Und bei je einem Licht vorn und hinten muss es nicht bleiben: Wer die Beleuchtung im Dunkeln optimieren will, kann sich einen Helm mit integriertem LED-Licht anschaffen. Doch aufgepasst: Diese Leuchten ersetzen die vorgeschriebenen Lampen am Velo nicht, sondern sind nur als Ergänzung für eine bessere Sichtbarkeit gedacht.
Blinker am Velo tragen besonders im Dunkeln ebenfalls zur Sicherheit bei. Nachrüstlösungen gibt es zum Teil bereits für wenige Franken. Elektronische Blinker am Velo sind in der Schweiz erlaubt, solang sie gelb und paarweise symmetrisch angebracht sind. Ausserdem müssen sie klar als Richtungsanzeige erkennbar sein und dürfen nicht blenden. Wer solche Veloblinker verwendet, darf gleichzeitig keine anderen Blinklichter wie zum Beispiel blinkende Front- oder Rücklichter einsetzen. Die Ankündigung von Richtungsänderungen durch Handzeichen bleibt aber weiterhin Pflicht, Blinker hin oder her.
Sichtbarkeit ist aber nicht nur ein Beleuchtungsthema. Die eigene Sichtbarkeit im Dunkeln kann mit möglichst heller Kleidung, im Idealfall mit Reflektoren ausgestattet, deutlich verbessert werden. Das gilt auch für Fussgängerinnen und Fussgänger – deshalb ruft der TCS immer wieder dazu auf, sich gerade in der dunklen Jahreszeit im Strassenverkehr besser bemerkbar zu machen (siehe Box).
Immer schön warmhalten
Velofahren im Winter bedeutet daneben, sich tiefen Temperaturen und garstigem Wetter auszusetzen. Das Motto hier heisst: immer schön warmhalten. Das bewährte Zwiebelprinzip, also mehrere Lagen Kleider zu tragen, ist gemäss Experten die beste Strategie. Innen sollen Funktionsmaterialien wie Kunstfaser oder Merinowolle eingesetzt werden, die Feuchtigkeit nach aussen leiten. Darüber kommen wind- und wasserdichte Jacken oder Hosen, die trotzdem atmungsaktiv sind. Wer so ins Schwitzen kommt, zieht einfach eine Schicht aus. Für Velofahrer wichtig: Die Bewegungsfreiheit darf nicht verloren gehen. Und besonders Pedelec-Fahrer, die mit höheren Tempi unterwegs sind, sollten auf eine gute Isolation achten. Denn wer weniger strampelt, produziert weniger Körperwärme und friert schneller.
Hände, Füsse und Knöchel gelten beim Velofahren als Problemzonen. Spezielle Winterschuhe, Thermogamaschen und Einlegesohlen können helfen. In Fingerhandschuhen hat man zwar besseren Halt am Lenker, doch Fäustlinge halten besser warm. Wer besonders kälteempfindlich ist, kann auf elektrisch beheizbare Handschuhe oder Sohlen zurückgreifen. Ergänzend dazu können Nieren- oder Kniewärmer, Gesichtsmaske oder eine Schutzbrille getragen werden. Damit sollte man sogar zweistelligen Minustemperaturen trotzen können.
Vorsicht, rutschig!
Warm eingepackt und sichtbar zu sein, heisst aber noch nicht, dass man im Winter gefahrenlos unterwegs ist. Besonders bei frisch gefallenem Schnee werden Velowege manchmal nicht geräumt – teilweise landen sogar die Schneemassen der vom Schneepflug gepfadeten Strasse auf dem Fahrradstreifen. In diesem Fall dürfen Velofahrer regelkonform auf die Fahrbahn ausweichen, selbst wenn Schilder die Benutzung des Radwegs vorschreiben. Deshalb sind Autofahrer im Winter besonders gefordert, Rücksicht auf die Zweiräder zu nehmen: Grossen Abstand halten und langsam überholen ist hier die Devise. Auf glatten Strassen geraten Velofahrer schnell ins Rutschen.
Denn hier lauert die nächste Gefahr: Wer mit einem schmalen Velopneu über Schnee und Eis fährt, braucht ein feines Gespür, eine gute Technik und ein angepasstes Tempo. Auch beim Bremsen benötigt es viel Gefühl, sonst drohen Stürze. Auf frischem, lockerem Schnee rollt es sich noch halbwegs sicher, gefrorene Flächen dagegen sind äusserst tückisch. Vor allem in Kurven muss das Tempo dementsprechend angepasst werden – man weiss schliesslich nie, wo eine glatte Stelle lauert. Auf blankem Eis reicht schon eine kleine Bewegung, und das Rad verliert die Bodenhaftung.
Etwas Sicherheit bringt hier ein geringerer Reifendruck, der die Auflagefläche des Pneus vergrössert, allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Der optimale Druck ist dabei abhängig vom Reifentyp, liegt aber generell im unteren Bereich des empfohlenen Luftdrucks, der auf der Pneuflanke angegeben ist. Deutlich besser sind spezielle Winterreifen für Fahrräder, deren weichere Gummimischung samt Lamellenprofil für besseren Grip sorgt. Für jemanden, der in einem Gebiet lebt, in dem oft viel Schnee liegt, sind Reifen mit Spikes eine gute Wahl: Schon wenige dieser Metallnieten reichen aus, um die Bodenhaftung auf Schnee und Eis deutlich zu verbessern. Hersteller wie Schwalbe, Continental oder Kenda haben diverse Modelle im Programm, die ab etwa 30 Franken erhältlich sind.