«Alles, nur nie einen Bauern»

Steffi Hitz, die auf dem Böndler einen Milchwirtschaftsbetrieb führt, steht im Mittelpunkt der neuen Staffel «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche».
Steffi Hitz mit ihrer Lieblingskuh Ronja und Ehemann Michi (33). (Bild: rho)

Nussbaumen – Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an der 19. Staffel der «Landfrauenküche» teilzunehmen?
Mein Ehemann Michi und ich schauen diese «SRF bi de Lüt»-Serie seit vielen Jahren. Sie zeigt Interessantes aus dem Alltag der Bauernfamilien und von den wunderschönen Landschaften der Schweiz. Aber vor allem liebe ich es zu kochen. Jedes Mal sagte ich, da könnte ich auch einmal mitmachen. Letztes Jahr drückte mir mein Mann ein Anmeldeformular in die Hand. Ich fand, nun versuche ich es. Die nehmen mich ja doch nicht! (Lacht.)

Woher kommt Ihre Begeisterung fürs Kochen?
Ich habe schon gern gekocht und Brot gebacken, bevor ich Michi kennenlernte. Jetzt macht es noch viel mehr Spass. Seit wir Kinder haben, lege ich ausserdem mehr Wert auf eine gesunde Ernährung. 

Wann haben Sie zu kochen ­begonnen?
Ich habe meiner Mutter, die stets frisch gekocht hat, früh über die Schultern geschaut, selbst damit habe ich aber erst begonnen, als ich keine andere Wahl mehr hatte. Nach meiner KV-Lehre bei den SBB und ein paar Jahren im Schalterdienst zog ich mit meinem damaligen Freund nach Ilanz. Ich dachte, dass ich dortbleiben würde, doch es kam anders. Nach einem Jahr kehrte ich in unsere Region zurück, wohnte in Wettingen und arbeitete in Dielsdorf.

Wie haben Sie Ihren Ehemann ­kennengelernt?
Das ist nichts, was man erzählen muss, aber man soll ja nicht lügen … Klassisch übers Internet. Ich meldete mich 2018 mit einer Kollegin aus Jux auf einer Datingplattform an und nach 24 Stunden bereits wieder ab, weil ich viele seltsame E-Mails bekam. Michi war der Einzige, mit dem ich weiterschrieb. Wir haben uns dann verabredet, und es hat gepasst. Wir hätten uns eigentlich schon früher verlieben können, da wir teilweise an den gleichen Orten im Ausgang waren, doch wir waren uns nie begegnet.

Konnten Sie sich damals vorstellen, einen Bauern zu heiraten?
Nein. Obwohl mein Vater aus einer Bauernfamilie stammt, dachte ich: «Alles, nur nie einen Bauern!» Aber jetzt will ich kein anderes Leben mehr.

Wie kamen Sie zu Ihrem Hof?
Michis Eltern hatten ihren Hof ursprünglich mitten in Kirchdorf, gleich neben dem Restaurant Hirschen. Da es dort zu eng wurde, ergriffen sie 2001 die Gelegenheit, hier oben auf dem Böndler neu zu bauen. Die Milchwirtschaft blieb zentral. Nachdem wir den Hof vor drei Jahren übernommen hatten, stellten wir ihn jedoch auf die noch kaum bekannte Mutter-Kalb-Haltung um, für die wir uns begeisterten, als ich einen Fernsehbericht darüber gesehen hatte. 

Was ist daran speziell?
Die Kälber bleiben nach der Geburt bei den Kühen und werden von ihnen mit Muttermilch gesäugt. Wir können deshalb 40 Prozent weniger melken, doch die Kälber sind seither seltener krank und benötigen weniger Antibiotika. Mit der Trennung fällt ein grosser Stressfaktor weg, und die Qualität der Milch wird verbessert. 

Was produzieren Sie sonst noch?
Wir betreiben IP-Ackerbau, hauptsächlich für die Fütterung der Tiere. Mein Schwiegervater ist für die Pflege des halben Hektars Reben angestellt, mit denen wir in Kirchdorf Pinot noir, Federweissen und dazu alle zwei Jahre einen Blauburgunder aus dem Eichenfass machen. Ich kümmere mich vor allem um die Pferde, die wir in Pension haben, und um meine Spielgruppe, packe aber gern mit an, falls Michi Hilfe braucht. Momentan bin ich jedoch zuallererst Mami.

Wofür halten Sie die anderen Tiere?
Schafe haben wir, weil wir ein Stück Land haben, bei dem es sehr mühsam wäre, das Gras zu mähen. Die Geissen und Hasen halten wir für die Spielgruppe, die Hühner haben wir sogar in diesem Rahmen ausgebrütet und aufgezogen. Das sind alte Rassen, die farbige Eier legen. Ich will den Kindern zeigen, dass es nicht nur weisse und braune Eier gibt und nicht alle der Einheitsgrösse entsprechen, die man aus den Supermärkten kennt. 

Wie oft leiten Sie die Spielgruppe?
Ich betreue die maximal zwölf ­Kinder zwischen drei Jahren und Kindergartenalter einmal pro Woche für zweieinhalb Stunden.

Haben Sie Zeit für Hobbys?
Ich reite seit meiner Kindheit, jetzt am frühen Morgen, bevor die Kinder auf sind. Dabei nehme ich den Hund mit und verbinde es mit der Schafkontrolle. Ein oder zwei Mal pro Woche gehe ich ins Yoga. Michi ist im Turnverein. Es ist uns wichtig, dass wir unsere eigenen Sachen machen können. 

Die Teilnehmerinnen der 19. Staffel. (Bild: srg)

SRF bewirbt die Landfrauenküche als Wettbewerb, bei dem ermittelt wird, wer die beste Regionalküche hat. Mögen Sie es, sich mit anderen zu messen?
Nein, es hat mich viel Überwindung gekostet, mich im Fernsehen zu präsentieren. Ich bin jemand, der gern etwas organisiert und im Hintergrund arbeitet. Ich stehe nicht so gern im Vordergrund. Mir war es wichtig zu zeigen, dass es Alternativen zur konventionellen Milchwirtschaft gibt, zumal es erst ganz wenige Betriebe gibt, die diese Mutter-Kalb-Haltung praktizieren. 

Kochen Sie eher intuitiv oder nach Rezept?
Nach Rezept kann ich nicht kochen. (Lacht.) Ich kann deshalb auch nie zwei Gerichte gleich kochen. Es ist lustig. Wenn Michi sagt: «Mmh, das kannst du wieder einmal machen», sage ich nur: «Ich kann es probieren.»

Welche Küche inspiriert Sie?
Ich bin offen für alles. Obwohl ich selbst seit meiner Kindheit kein Fleisch esse, weil ich weder den Geschmack noch die Konsistenz mag, koche ich mit Fleisch unserer eigenen Tiere, von dessen Qualität ich überzeugt bin, und sehr viel mit Gemüse. Ich habe beim Nachbarhof das wöchentliche Gemüsekistli abonniert. Da weiss ich, dass es frisch und saisonal ist.

Backen Sie gern?
Ja, ich backe sogar lieber als ich ­koche.

Aber beim Backen ist es doch wichtig, dass man sich an die Mengen­angaben in den Rezepten hält. 
Ich backe viel mit Sauerteig. Ich schaue den Teig nach dem Aufgehen an und gebe nach Gefühl noch Mehl hinzu. Ansonsten halte ich mich an die Grundrezepte und variiere sie dementsprechend, was sich gerade anbietet.

Was gehört zu Ihrem «Landfrauenküche»-Menü?
Möglichst viel davon, was wir auf dem Hof produzieren. Fleisch, Milch und natürlich Sauerteig in der Vorspeise und beim Dessert.

Wie haben Sie sich auf den grossen Tag vorbereitet? 
Minimal. Ich habe jede Komponente irgendwann einmal gekocht. Für mehr hatte ich gar keine Zeit. Eigentlich sollte das Essen im Spielgruppenraum stattfinden, doch er war zu klein, da auch die beiden Kamerateams Platz haben mussten. So verlegten wir es in die Stube, was den Vorteil hatte, dass das Essen auf dem kürzeren Weg weniger abkühlte. 

Wer stand am liebsten vor der ­Kamera?
Eindeutig meine ältere Schwester, die meine Küchenhilfe war. Corinne steht gern im Mittelpunkt. 

Kochen Sie öfter zusammen?
Nein, das war das erste Mal. Sonst kocht immer die eine oder die andere. Aber wir haben gut harmoniert. Wir sind fast gleich alt. Sie ist gelernte Landwirtin und hat mit ihrem Mann gerade einen Hof übernommen. 

Was hat Sie beim Drehen am ­meisten ­überrascht?
Dass wir alles sieben Mal machen mussten. (Lacht.) Und wie viele Leute es benötigt. Während der Woche drei und am Tag des Essens elf Personen. Jetzt betrachte ich Fernsehsendungen mit anderen Augen. 

Sind Ihnen lustige Missgeschicke passiert?
Ja, in der Küche. Deshalb werde ich den Wettbewerb sicher nicht gewinnen. Mehr darf ich nicht verraten … Ausserdem waren Lino (3) und Zoe (2) in dieser Woche krank. Mir ging es dann ebenfalls nicht so gut. Einmal ging ich schon um 18 Uhr zu Bett. 

Haben Sie für die Folge vom 14. November, in der Sie Gast­geberin sind, ein Public Viewing geplant?
Ich weiss gar nicht, ob ich mich sehen will. (Lacht.) Und mein Mann ist am Freitag sowieso im Turnverein. Dann schauen wir uns die Sendung wohl erst am Samstag an.