Baden – Silla Gröbly, Eli Rutz und Steffi Koller ist es wichtig, regional, biologisch und mit gutem Gefühl einzukaufen. Die im Juli verlautete Meldung, dass sich die Migros aus dem Alnatura-Modell zurückziehe und per Ende Jahr sämtliche 25 Filialen in der Schweiz schliesse, war für die engagierten Frauen nur schwer nachvollziehbar. Diesen Entschluss wollten sie nicht einfach so hinnehmen. «Wir haben uns entschieden, etwas dagegen zu unternehmen», betonen alle drei.
So haben die aktiven Frauen kurzerhand das Gemeinschaftsprojekt «Baden isst bio» gegründet. Denn es besteht die Möglichkeit, die bereits etablierte Ladenfläche am Bahnhof Baden, mitten im Herzen der Stadt, als genossenschaftlichen Biosupermarkt weiterzuführen. Dieser soll der Kundschaft unter dem neuen Namen «Carota – Organic Store» erhalten bleiben. Das Konzept verbindet nachhaltigen Einkauf mit Genuss und Gemeinschaft: Neben einem Biovollsortiment sind ein Bistro mit Frühstück, Mittagsmenüs und Barista-Kaffee, aber ebenso Workshops, Degustationen, Vorträge und Kinderevents geplant. «Wenn wir jetzt zusammen handeln, können wir daraus einen lebendigen Treffpunkt für Genuss und gelebte Gemeinschaft schaffen», sagen die drei Frauen. Gelingt die Finanzierung, könnte die über 500 Quadratmeter grosse Filiale an der Bahnhofstrasse 31 nächstes Jahr nahtlos weitergeführt werden.
Frauenpower hoch drei
Die drei Frauen bringen beste Voraussetzungen mit, um mit Carota durchzustarten. Die Badenerin Silla Gröbly (37) ernährt sich seit über zehn Jahren rein pflanzlich. Für sie bedeutet Nachhaltigkeit, Verantwortung zu übernehmen und bewusst zu handeln. Werte wie Gerechtigkeit, Loyalität und eine offene Haltung prägen ihr tägliches Handeln. Silla Gröbly verbindet gern Menschen und setzt sich für eine offene, unterstützende Gemeinschaft ein.
Die 42-jährige Eli Rutz, die mit ihrer Familie in Birmenstorf lebt, bringt langjährige Erfahrung als Verkaufsleiterin im Biodetailhandel mit. Sie findet es wichtig, wirtschaftliche Verantwortung mit Sinnhaftigkeit zu verbinden. Zudem ist es ihr wichtig, achtsam mit Menschen und Ressourcen umzugehen. Sie glaubt fest daran, dass man durch bewusste Entscheidungen im Kleinen ganz Grosses bewirken kann.
Seit die Birmenstorferin Steffi Koller Kinder hat, achtet sie stärker darauf, was sie einkauft und woher die Produkte kommen. Bio und Regionalität sind für sie Werte, die nicht nur für gesündere Lebensmittel stehen, sondern ihr beim Einkaufen Orientierung geben und aufzeigen, dass gutes Essen im Einklang mit Mensch und Natur möglich ist. Als Projekt- und Bauleiterin im Hochbau bringt die 39-Jährige Erfahrungen im Ladenbau und im Projektmanagement mit.
Finanzierung angelaufen
Vor wenigen Wochen starteten die drei Initiantinnen mit ihrer Bewegung «Baden isst bio» und gründeten offiziell die Genossenschaft Carota – Organic Store. Für die Umsetzung des neuen Bioladens wird ein Startkapital von rund 500 000 Franken benötigt. Dieses soll aus verschiedenen Quellen zusammenkommen: durch Genossenschaftsanteile, private Darlehen und ein laufendes Crowdfunding, bei dem bis Redaktionsschluss bereits über 20 000 Franken zusammenkamen und das einen wesentlichen Teil zum Startkapital beitragen soll.
«Damit das Projekt Realität wird, sind wir auf viele engagierte Genossenschafterinnen und Genossenschafter angewiesen», betont Silla Gröbly. «Wir spüren aber grosse Unterstützung aus der Region, das gibt uns Mut und Zuversicht», ergänzt Steffi Koller.
Der Zuspruch ist gross: Schon über 300 Menschen stehen hinter der Idee und bilden eine wachsende Gemeinschaft, die den Standort für einen nachhaltigen, regionalen und fairen Einkauf erhalten möchte. Eli Rutz zeigt sich zuversichtlich hinsichtlich des Gelingens: «Unser Vorhaben leistet einen wichtigen Beitrag zur lokalen Nahversorgung und zu einer nachhaltigen Wirtschaft in der Region, deshalb sind wir überzeugt, dass es gelingt.»