Fusion von Bibliothek und Mediathek

Um alle Aufgaben und Verpflichtungen der Gemeinde wahrzunehmen, braucht es Geld. Eine Steuerfusserhöhung gilt als letzte Option.
Die Dorfbibliothek an der Landstrasse. (Bild: pg)

Obersiggenthal – Lesen und Schreiben sind wichtige Grundkompetenzen, die an der Schule erworben werden. Um diese Kompetenzen gut zu entwickeln, spielt die Leseförderung eine zentrale Rolle. Das bedeutet nichts anderes, als möglichst viel zu lesen. Neben den entsprechenden Möglichkeiten bietet die Dorfbibliothek die richtigen Anreize. Die Frage, wie eine weitere Zusammenarbeit der Dorfbibliothek und der Mediathek im Oberstufenzentrum Obersiggenthal mittelfristig gestaltet werden soll, stellt sich seit mehreren Jahren.

Der Bibliotheksbetrieb hat sich seit der Gründung der Dorfbibliothek enorm gewandelt. Die Arbeiten, die früher von Freiwilligen ausgeführt wurden, werden heute von ausgebildetem, qualifiziertem Personal erledigt. Der Gemeinderat beantragte, die heute im Stundenlohn angestellten Mitarbeiterinnen mit einem Stellenpensum von insgesamt 125 Prozent fest anzustellen und adäquat zu entlöhnen. Seitens der SVP-Fraktion ­beantragte Lukas Füglister die Rückweisung des Antrags mit der Begründung, die Ludothek in den Zusammenschluss einzubeziehen. «Für einen räumlichen Zusammenschluss fehlen derzeit die Voraussetzungen. Der Gemeinderat ist aber bereit, den Vorschlag als Postulat entgegenzunehmen», so Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler (Die Mitte). Während die Rückweisung mit 30 Nein- zu 5 Ja-Stimmen abgelehnt wurde, fand der gemeinderätliche Antrag in gleichem Masse Zustimmung.

Gemeindehaus ohne Notstrom
In Anbetracht einer durch den Krieg in der Ukraine aufkommenden mög­lichen Strommangellage wurde in ­Anlehnung an § 9 des Bevölkerungsschutz- und Zivilschutzgesetzes Aargau ein Notstromaggregat für die Aufrechterhaltung der IT im Gemeindehaus, in den Werken und in der Feuerwehr bei einem Stromausfall angeschafft. Nun beantragte der Gemeinderat einen Kredit in Höhe von 108 000 Franken für die Installation im Gemeindehaus, was bereits im Vorfeld zum Eingang zahlreicher Fragen führte. Seitens der EVP-Fraktion wurden die notwendigen Informationen vermisst, und die SVP äusserte den Vorwurf, beim damaligen Kauf des Aggregats die Kompetenzen überschritten zu haben. Der von der SVP-Fraktion beantragten Rückweisung wurde mit 19 Ja- zu 13 Nein-Stimmen bei 4 Enthaltungen zugestimmt. Gleichzeitig wurde der Gemeinderat beauftragt, das Aggregat zu verkaufen, ein Notfallkonzept zu erarbeiten und sich über eine ausfallsichere Cloud-Lösung zu informieren.

Letzte Option: ­Steuerfusserhöhung
Nachdem Finanzvorsteher Peter Marten (FDP) den Aufgaben- und Finanzplan umfassend erläutert hatte, stand das Budget 2026 zur Diskussion. Einleitend wurde festgestellt, dass das negative Gesamtergebnis von rund 1,2 Millionen Franken nicht zufriedenstellend sein kann. Als «Spielverderber» bezeichnete Peter Marten die stets steigende Pflegefinanzierung, die Bildung, aber ebenso den bevorstehenden Unterhalt der Hochbauen.

Auch wenn das vorliegende Budget von der Finanzkommission (Fiko) gewürdigt und zur Annahme empfohlen wurde, kam es ihrerseits zu Streichungsanträgen. So wurde in der Folge die vorgeschlagene Lohnerhöhung für das Verwaltungs- und Betriebspersonal um 0,6 Prozent auf 1 Prozent reduziert, und das Sitzungsgeld für die Mitglieder des Einwohnerrats wurde bei 80 Franken belassen und nicht auf 100 Franken erhöht.

Um die Absturzsicherheit im Innern der Sporthalle zu gewährleisten, sollen die Geländer ersetzt werden. Die Geländer im Aussenbereich werden belassen. Der Fiko-Antrag, die Funktionsentschädigungen und Kurgelder der Feuerwehrdienstleistenden weniger stark zu erhöhen, als das vorgeschlagen worden war, wurde deutlich abgelehnt. Dadurch wird die Wertschätzung gegenüber den Einsatzkräften unterstrichen. Abgelehnt wurde zudem ein überdachter, abschliessbarer Veloständer für Lehrpersonen beim Schulhaus Unter­boden.

Kurz vor Mitternacht wurde dem Budget 2026 mit 33 Ja- zu 2 Nein-Stimmen zugestimmt. Sowohl die Fiko als auch die Fraktionen begrüssten den vom Gemeinderat vorgeschlagenen Einsatz einer Taskforce Finanzen. Das Ziel: Handlungsfelder und mögliche Sparpotenziale aufzeigen, damit die Finanzen ins Lot gebracht werden können.

Weitere Themen an der Einwohnerratssitzung
Der Gemeinderat zeigte sich bereit, das Postulat der SP-Fraktion betreffend Zonengrenzen beim Tarifverbund A-Welle entgegenzunehmen.

Ebenfalls entgegengenommen hat der Gemeinderat eine Motion der SP-Fraktion, in welcher der Gemeinderat beauftragt wird, eine Teilrevision der Gemeindeordnung sowie des Geschäftsreglements auszuarbeiten, die eine Stellvertretungslösung für Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte analog zur kantonalen Lösung vorsieht.

Ende Juni wurde Peter Huber in den Gemeinderat gewählt. Mit René Hurter (SVP) als Ersatz konnte die erste Vakanz im Einwohnerrat geschlossen werde. Ratspräsidentin Mara Jenni musste eingangs auch über den aus beruflichen Gründen sofortigen Rücktritt von Ute Deters-Evers (SP) berichten. Auf sie folgt die neue Einwohnerrätin Kristin Lamprecht. Beide wurden am Anfang der Sitzung vereidigt.