Baden – Seit Montag stehen einige Plakatflächen rund um den Bahnhof in Baden für eine besondere Kampagne zur Verfügung. Wie die Stadt in einer Mitteilung schreibt, will sie dort während dreier Wochen, bis 23. November, anstelle von Werbung ein Schaufenster auf die Stadt präsentieren. Anstatt zu Konsum aufzurufen, werden die Flächen während dreier Wochen symbolisch der Bevölkerung und den Besuchenden zurückgegeben.
Dieser Pilotversuch soll veranschaulichen, wie die Stadt sich mit weniger Werbung anfühlen könnte. Das Projekt baue auf Erfahrungen in anderen Städten auf, die positive Auswirkungen von werbefreien Flächen zeigen würden, wie es weiter heisst. Werbung ist ein Kennzeichen des urbanen Raums. «Sie prägt das Stadtbild, macht aufmerksam und kann Freude auslösen. Aber sie kann daneben Konsumdruck verstärken und öffentlichen Raum vereinnahmen», findet Stadtamman Markus Schneider.
Die Sensibilisierungskampagne ist Teil der Bemühungen der Stadt Baden, ihre energiebedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu senken. Da der tägliche Konsum wesentlich zu diesen Emissionen beitrage, bedeute konsequenter Klimaschutz in Baden auch, sich mit dem Konsum sowie der Werbung dafür auseinanderzusetzen. Während dieser drei Wochen wird das Pilotprojekt anhand von Umfragen und Interviews mit Passantinnen und Passanten evaluiert. Die Bevölkerung ist ebenfalls eingeladen, sich zu äussern.
Kaum ist die Kampagne «Baden ist … ohne Werbung» angelaufen, äussert sich der Gewerbeverband Citycom Baden dazu. In einer Mitteilung zeigt sich der Verband «überrascht und irritiert über das Vorgehen der Stadt Baden», da er vorgängig weder über den Pilot informiert noch diesbezüglich konsultiert worden sei.
Die Citycom kritisiert den Versuch zudem inhaltlich als fragwürdigen Eingriff in wirtschaftliche Freiräume und betont, dass Werbung ein legitimer und wichtiger Bestandteil des städtischen Lebens sei. Konsum sei nicht grundsätzlich negativ, sondern Ausdruck einer funktionierenden Wirtschaft und Grundlage für Arbeitsplätze sowie lokales Engagement. Besonders kritisch sieht die Citycom den gewählten Zeitraum des Pilotversuchs zum Start des Weihnachtsgeschäfts. Zwar bekennt sich der Verband ausdrücklich zum Klimaziel der Stadt, betont aber, dass dieses nicht durch symbolische Aktionen, sondern durch Zusammenarbeit mit der Wirtschaft erreicht werden könne.