Betriebsamkeit statt Andacht

Am Tag der offenen Baustelle wurde ein Einblick in den Baufortschritt des neuen Kirchgemeindehauses an der Lägernstrasse gewährt.
Architekt Cordian Herrigel erklärt den Aufbau des neuen Kirchgemeindehauses. (Bild: pg)

Wettingen – Aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel durch die im historischen Vergleich tiefe Geburtenrate und die hohe Zahl der Kirchenaustritte, verliert auch die reformierte Kirche hierzulande seit Jahren Mitglieder. Diese Entwicklung wirkt sich auf den finanziellen Spielraum der reformierten Kirchgemeinde Wettingen-Neuenhof aus. Deshalb wurden von der Kirchenpflege in den letzten Jahren Sparmassnahmen beschlossen, die vor allem im Personalbereich Folgen hatten. Daneben zeigte sich, dass die Eigennutzung der in die Jahre gekommenen kircheneigenen Immobilien stetig rückläufig ist.

Aus der im Herbst 2020 präsentierten «Immobilienstrategie 2030», die verschiedene, auch einschneidende Massnahmen enthält, ging der im Jahr 2022 durchgeführte Projektwettbewerb für das nun im Entstehen begriffene neue Kirchgemeindehaus an der Lägernstrasse hervor. Von dessen Baufortschritt konnten sich Interessierte nach dem sonntäglichen Gottesdienst vor Ort direkt selbst überzeugen.

Aus Altbau wird Schulraum
Bevor gruppenweise der Rundgang durch die Baustelle begann, hiess Hansjürg Etter, Präsident der Baukommission, das Publikum im Kirchgemeindehaus willkommen. Während sich die Teilnehmenden mit Suppe und Brot verköstigten, hielt Hansjürg ­Etter Rückblick auf die Entstehung des Projekts des Brugger Architekturbüros Architheke, das 2022 als Sieger aus dem Wettbewerb hervorging. Hansjürg Etter dankte der Kirchenpflege, den Mitgliedern der Baukommission, dem Sekretariat sowie den Planern und Handwerkern für die bis anhin geleistete Arbeit und zeigte sich überzeugt, dass der Neubau im Herbst 2026 bezogen werden kann. Das bisherige Kirchgemeindehaus sowie das Pfarrhaus an der Erlenstrasse gehen per 1. Januar 2027 in den Besitz der Gemeinde Wettingen über und sollen künftig als Schulraum dienen.

«Der Rotbuche an der Lägernstrasse wird aufgrund ihrer identitätsstiftenden Präsenz und Ausstrahlung grosse Bedeutung beigemessen. Gegenüber den Hartbelägen wird der Baum künftig mit einer weichen, blühenden Wiese umspült», so Architekt Cordian Herrigel zu Beginn des Rundgangs. Danach führte er die Gruppe in das grosszügige Foyer, nebenan bekamen die Teilnehmenden einen Einblick in den Saal, der neben der Kirche selbst das Zen­trum für die Aktivitäten der Kirchgemeinde bildet. Weiter ging es durch den zweistöckigen Gebäudeteil, in dem Büros, Sitzungs- und Unterrichtszimmer entstehen und der Hausdienst untergebracht sein wird. «Mit dieser Bauweise wird das konkrete Material dort eingesetzt, wo es seine Stärken hat. Dadurch ergeben sich Synergien, die zu einer hohen Wirtschaftlichkeit führen», so Cordian Herrigel weiter.

Verschiedene Erwägungen hinsichtlich der Finanzen, des notwendigen Raumbedarfs und des Erhalts der Buche haben dazu geführt, dass der Saal und das Foyer nicht unterkellert wurden. Auf dem Dach soll eine Photovoltaikanlage installiert werden. Das vom Dach abfliessende Regenwasser wird zur Bewässerung der Aussenanlage in einem separaten Tank gesammelt. Von der Etzelstrasse wird man künftig über einen Treppenweg auf den neuen Kirchenplatz gelangen.

Die Beteiligten legen zudem grossen Wert auf eine sinnvolle und ansprechende Aussenraumgestaltung, damit ein ansprechendes Ensemble entsteht.