Vom Bauernhof direkt zur Queen

Zita Langenstein hatte schon als Kind den ungewöhnlichen Traum, Butlerin zu werden. Letzte Woche lud sie zum Royal-Afternoon-Tea ein.
Ein Hauch England – ein Nachmittag, an dem Genuss, Geschichten und Gastfreundschaft verschmolzen. (Bild: isp)

Würenlingen – Der Kulturkreis Würenlingen hat sich für den letzten Anlass in diesem Jahr einen besonderen Veranstaltungsleckerbissen einfallen lassen. Er organisierte am vergangenen Wochenende zwei traditionelle Royal-Afternoon-Teas in der Villa Lang. Die ausgebildete Butlerin Zita Langenstein servierte diesen legendären Nachmittagstee. Sie gewährte dabei den interessierten Gästen Einblicke in ihre Ausbildung und sprach über ihre Erfahrungen und Erlebnisse als But­lerin.

Ein Moment, der an vergangene Zeiten erinnert
An beiden Nachmittagen verwandelte sich die Villa Lang während dreier Stunden in einen Ort britischer Eleganz und Gastlichkeit. Schon beim Betreten des lichtdurchfluteten ­«Salons» lag der Duft von frisch gebackenen Scones in der Luft, und die ­liebevoll gedeckte lange Tafel lud zum Verweilen ein. Die Gäste genossen eine Auswahl delikater Köstlichkeiten: Scones mit Clotted Cream, zarte Minisandwiches mit Gurke, Lachs und Schinken sowie kunstvoll arrangierte kleine Patisserie.

«Man fühlt sich fast wie in einem englischen Herrenhaus», meinte eine Besucherin begeistert, während sie den ersten Bissen probierte. Zwischen den Gängen erzählte Zita Langenstein von ihrer Ausbildung und ihren Erfahrungen als Butlerin in verschiedenen Häusern. Mit charmanter Leichtigkeit berichtete sie von den hohen Ansprüchen an Präzision, Diskretion und ­Etikette, die diesen Beruf prägen. «Ein Butler ist immer Gastgeber – aber zugleich unsichtbar. Man muss spüren, was die Gäste brauchen, bevor sie es selbst wissen», erklärte sie mit einem Lächeln.

Die Mischung aus kulinarischem Genuss und persönlichen Einblicken in eine seltene Berufswelt machte den Nachmittag zu einem besonderen Erlebnis. In der ruhigen, stilvollen Atmosphäre der Villa Lang entstand ein Moment, der an vergangene Zeiten erinnerte und doch ganz im Hier und Jetzt verzauberte. «Es war ein Nachmittag voller Geschichten, Genuss und Eleganz», fasste ein Gast zusammen, bevor der Nachmittag bei warmem Kerzenlicht ausklang.

Lehrerin, Mentorin und Vorbild
Zita Langenstein stammt aus Nidwalden. Sie wuchs auf einem Bauernhof mit fünf Geschwistern auf. Sehr früh, im Alter von etwa sechs Jahren, hatte sie den ungewöhnlichen Traum, Butlerin zu werden. Inspiriert wurde sie vor allem von Büchern über englische Königshäuser und deren Diener. Sie verliess das Elternhaus, machte eine Berufslehre in der Hotellerie und arbeitete später im Gastgewerbe und in Privathaushalten. Ein wichtiger Meilenstein war ihre Bewerbung an der Ivor Spencer Butler School in London. Ihre Diplomarbeit trug den Titel «Afternoon Tea Swiss Style». Sie gewann damit den ersten Preis und konnte ihre Arbeit Queen Elizabeth II. präsentieren. 

Heute teilt Zita Langenstein ihr Wissen mit anderen. Als Leiterin der Weiterbildung bei Gastro Suisse begleitet sie Menschen, die in der Gas­tronomie und im Service arbeiten. Dabei geht es ihr nicht nur um Technik oder Etikette, sondern um eine innere Haltung. Sie sagt: «Man kann Teller tragen, oder man kann Menschen berühren. Das ist der Unterschied.» Ihre Seminare und Vorträge sind geprägt von Klarheit, aber ebenso von Wärme. Sie vermittelt Werte, die in einer schnelllebigen Welt leicht verloren ­gehen: Respekt, Stil, Achtsamkeit und Verlässlichkeit.

Butlerin Zita Langenstein. (Bild: isp)

Trotz allem ist Zita Langenstein tief mit ihrer Herkunft verbunden. Sie betont, dass sie das Landleben und die Einfachheit ihrer Kindheit geprägt hätten. Gerade weil sie weiss, was Bescheidenheit bedeutet, versteht sie die feinen Nuancen von Luxus und Eleganz. Für sie ist es kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung. Die 63-Jährige hat sich ein Lebensmotto erarbeitet, das sie immer begleitet: «Träume haben kein Geschlecht und keine Grenzen.» Sie lebt vor, dass Leidenschaft, Beharrlichkeit und Liebe zum Detail Türen öffnen, die scheinbar verschlossen sind.

Keine Berührungsängste bei ernsten Themen
Zita Langenstein hat zusammen mit der Pfarrerin Anja Niederhauser ein Buch verfasst: den «Trauer-Knigge». Das Werk hat 230 Seiten und handelt von Trauer und Abschied. Denn Trauern ist individuell und zugleich Teil der Gemeinschaft. Dieses Buch zeigt auf, wie sich persönlicher Schmerz und gesellschaftliche Rituale verbinden lassen. Mit historischen Bezügen, praktischen Tipps und Checklisten begleitet es durch die verschiedenen Phasen von Verlust und Abschied. Es richtet sich sowohl an Trauernde als auch an Angehörige und kann helfen, bei schwierigen Fragen ins Gespräch zu kommen.