Brugg – Femmes sapiens ist ein Verein, der das gesellschaftliche Wirken von Frauen aus der Region Brugg und weiteren Bezirken sichtbar macht. Er sammelt und erzählt Geschichten von Frauen jeden Alters und jeglichen Hintergrunds. Sein Ziel ist es, die oft übersehene Kraft dieser Frauen für die regionale Erinnerungskultur festzuhalten, Wissen weiterzugeben und neue Perspektiven zu eröffnen.
Die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» wurde 1991 vom Women’s Global Leadership ins Leben gerufen. Die 16 Aktionstage beginnen stets am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und enden am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember.
Passend zu dieser Kampagne hat Femmes sapiens in diesem Jahr einen Anlass mit den Fachmaturandinnen Giada Galavotti, Angélique Meier und Delal Machayekh im Odeon organisiert. Sie stellten ihren dreiteiligen Podcast gegen Gewalt an Frauen vor. Danach führten die Sexualpädagogin Michèle Olloz und Kathrin Gruber von der Opferberatungsstelle Aargau ein Gespräch.
Drei Podcastfolgen, drei Frauen
Nach der Einleitung der Co-Präsidentin von Femmes sapiens, Ligia Vogt, betraten die drei Fachmaturandinnen die Bühne. Bevor sie über ihren Podcast und die Recherche zu reden begannen, verteilten sie im Publikum kleine Kerzen. Jede Kerze stand für eine durch Femizid getötete Frau. Symbolisch für diese Opfer zündeten alle gemeinsam die Kerzen an.
Danach sprachen Giada Galavotti, Angélique Meier und Delal Machayekh über die Vorgeschichte ihres Podcasts. Ihnen gehe es darum, einen informierenden Podcast über Gewalt gegen Frauen zu drei verschiedenen Themen zu machen: häusliche Gewalt, Gewalt im öffentlichen Raum und Gewalt im Netz mit dem Überthema «Stimmen gegen Gewalt». Sie sprachen als Erstes über häusliche Gewalt und erklärten, was das genau heisse und wer oft der Täter sei. Nach ihrer Recherche seien alle sozialen Schichten betroffen. «Es könnte der Nachbar sein oder der Polizist, es könnte jeder sein», meistens seien es aber Männer.
Gewalt im öffentlichen Raum stehe wiederum für anzügliche Gesten, verbale Äusserungen und Berührungen in der Öffentlichkeit, beispielsweise auf der Strasse oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wichtiges Unterthema bei ihrer Recherche sei das Catcalling gewesen. Damit sind unerwünschte Bemerkungen und Gesten und anzügliche Komplimente und Beleidigungen gemeint. Diese Form von Gewalt schädigt vor allem die mentale Gesundheit. Ein Beispiel sei das Clubleben, bei dem Frauen den Männergruppen oft aus dem Weg gehen müssten, um keine unangenehmen Erlebnisse zu haben.
Gewalt im Netz thematisiert schliesslich den Hass im Internet. Dazu gehören unerwünschte Fotos, die von einem herumgereicht werden, aber ebenso Deepfakes und Pornografie. Am meisten verbreitet seien Hass und Hetze. Als sehr bekanntes Beispiel nannten Giada Galavotti, Angélique Meier und Delal Machayekh Jolanda Spiess-Hegglin, eine Schweizer Journalistin und ehemalige Zuger Kantonsrätin. Sie geriet im Zusammenhang mit der Zuger Landammannfeier 2014 in einen der grössten Medienskandale der Schweiz, der öffentlich Fragen um Sexualität, Medienethik und Persönlichkeitsrechte aufwarf. Abschliessend sprachen die drei Fachmaturandinnen über eigene Erfahrungen, darunter über einen Jungen, der eine von ihnen stalkte. Wer sich die drei Folgen anhören will, findet diese unter dem Titel «Stimmen gegen Gewalt» auf Kanal K.
Hilfreiche Angebote
Nach einem gebührenden Applaus folgte das Podiumsgespräch. Simone Brändlin, Redaktorin der «Aargauer Zeitung», führte das Gespräch mit der Sexualpädagogin Michèle Olloz und Kathrin Gruber von der Opferberatungsstelle Aargau. Ihr wichtigstes Anliegen war die Verbreitung von hilfreichen Angeboten. Sie beantworteten aber ebenfalls Fragen zu jeglichen Themen betreffend Gewalt an Frauen, wie man an Schulen darüber informiert, wie man Männer aufklärt und welche Veränderungen es über die letzten Jahre gab. Als Fortschritte nannten sie Änderungen im Sexualstrafrecht, und sie anerkannten die starke Arbeit der drei jungen Fachmaturandinnen. Leider wenig Fortschritte gab es in ihren Augen auf politischer Ebene. Nach einem grossen Applaus konnte man beim Apéro weiter diskutieren.