Welchen Stellenwerthat Weihnachten für die heutige Jugend?

Hat das Weihnachtsfest auch heute noch denselben Stellenwert im ­Leben eines Jugendlichen oder einer Jugendlichen wie früher, und sind wir überhaupt in der Stimmung, Weihnachten ­angesichts der aktuellen Weltlage zu feiern?
Weihnachten ist wohl der bekannteste Feiertag, den es gibt. (Bild: zVg)


Weihnachten – Für das diesjährige Weihnachtsmagazin haben wir uns gefragt, was Weihnachten für uns und unsere Mitmenschen wirklich ausmacht. Was braucht es, damit wir am Ende der Festtage zufrieden zurückblicken und uns vielleicht sogar schon ein klein bisschen auf das Fest im nächsten Jahr freuen. Dabei geht es sowohl um die grossen klassischen Weihnachtsbräuche als auch um die kleinen persönlichen Geschichten.

Rafael Nussbaum

Mit der ganzen Familie, allen Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins den 24. Dezember in der Waldhütte zu feiern und gemeinsam Zeit zu verbringen, ist für Rafael Nussbaum aus Villigen einzigartig. Es bringt nicht nur alle zusammen, sondern ermöglicht es dem 16-Jährigen, sich mit Angehörigen zu unterhalten, die er nur ­selten im Jahr sieht. Neben der Nostalgie und der schönen Zeit ist etwas anderes für ihn ganz besonders: das gemeinsame Spiel. Nach dem Abendessen treffen sich alle über 18 Jahre noch einmal für ein Spiel, bei dem es um die Geschenke geht, die man sich gegenseitig stehlen kann, wenn man eine Sechs würfelt. Er selbst ist religiös und findet es schade, würde Weihnachten wegfallen, da es ein Moment ist, in dem man die Sorgen kurz vergessen kann und einfach zusammenkommt. Vor allem hat man zurzeit oft Hintergedanken und Angst um die Zukunft, weshalb es für ihn sehr wertvoll ist, einen Augenblick zu haben, um abzuschalten. Trotz alledem wäre es für ihn nicht allzu tragisch, wenn es kein Weihnachten mehr gäbe.


Erin Keller

Erin Keller aus Wettingen findet, man dürfe sich das Fest durch die akut gefähr­lichen Konflikte auf der Erde nicht ver­miesen lassen. «Weihnachten ist etwas Schönes, wieso sollte man diesen Moment nicht geniessen? Auf der Welt läuft es schon schlimm genug», sagt die 18-Jährige. Erin und ihre Familie haben die Tradition, jedes Jahr in die Kirche zu gehen und dem Gottesdienst beizuwohnen. Danach kehren sie in ihr schön geschmücktes ­Zuhause zurück, um das für Weihnachten traditionelle Poulet im Teig zu essen. Nach dem Abendessen lässt es sich die Familie im Wohnzimmer gut gehen und packt gemeinsam die Geschenke aus. Das Weihnachtsfest bringt für Erin jedes Jahr Kindheitserinnerungen zurück und ist für sie das Lieblingsfest.


Eric Janis

Svícková, eine tschechische Spezialität, die aus Rindsfilet, Gemüse und Knödel besteht, darf bei Eric Janis aus Nussbaumen am Weihnachtsfest nicht fehlen. Für den 17-Jährigen und seine Familie gehören die selbst gemachte Svícková sowie das Anstossen mit Champagner und das Fehlen eines dekorierten Weihnachtsbaums zu den Traditionen an Heiligabend. «Für mich ist Weihnachten ein Tag, an dem die Leute, die man gern hat, zusammenkommen.» Auch ohne Geschenke feiert Eric «den Tag der Geliebten», wie er Weihnachten selbst nennt, auf seine eigene schöne Art und Weise. Weihnachten ist für ihn nicht sehr wichtig, dennoch ist es einer der schönsten Tage im Jahr. Den vielen Kriegen ist er sich bewusst, lässt sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen und verdrängt die Sorgen, um Weihnachten friedlich feiern zu können.


Levin von Reding

Für den 18-jährigen Levin von Reding aus Thalheim hat das Zelebrieren der Geburt Christi einen besonders hohen Stellenwert. Weihnachten ist für ihn weit mehr als ein festlicher Anlass oder ein Tag voller Geschenke. Es ist ein Moment der Besinnung und der Wertschätzung. Das Zusammensein mit der Familie, das gemeinsame Singen traditioneller Weihnachtslieder und schliesslich der Höhepunkt des Abends, das feierliche Auspacken der Geschenke, haben für ihn eine grosse Bedeutung und schaffen Erinnerungen, die er sehr schätzt. Neben diesen familiären Traditionen ist für Levin vor allem der religiöse Aspekt zentral. Weihnachten ist für ihn Anlass, um innezuhalten und bewusst dankbar zu sein für das, was man hat, und für die Menschen, die einen umgeben. Gerade in einer Zeit, in der viele negative Nachrichten die Medien prägen, ist es ihm wichtig, den Blick auf das Positive zu richten. Anstatt sich von düsteren Schlagzeilen beeinflussen zu lassen, möchte er Weihnachten ­nutzen, um die Zeit mit seiner Familie bewusst zu geniessen und die Botschaft des Friedens und der Hoffnung zu feiern.


Levin Geiger

Wenn es an Heiligabend schon fast Mitternacht schlägt, befindet sich Levin Geiger (18) aus Gebenstorf mit seiner Familie in der Abendmesse in der Kirche und singt Weihnachtslieder. Der gemeinsame Besuch in der Kirche mit dem Lichterlöschen als Highlight gehört für ihn und seine Familie zur Tradition. «Für mich ist Weihnachten der Augenblick, wo alle zusammenkommen», sagt er mit Blick auf die Weihnachtszeit und liebäugelt bereits mit dem Besuch seiner Verwandten an Heiligabend. Früher machten für ihn die Geschenke Weihnachten aus, heute ist es das Zusammensein mit der Familie. Er sorgt höchstpersönlich dafür, dass er und seine Familie für das Weihnachtsfest bestens gerüstet sind. Er sucht den Christbaum aus und schmückt ihn anschliessend mit Weihnachtskugeln und Kerzen. Die aktuellen Krisen auf der Welt sollten mit Aufmerksamkeit verfolgt werden, jedoch keinen Grund darstellen, «die Hoffnung zu ver­lieren». Das traditionelle Lachsbrötchen als Apéro lässt er sich auf jeden Fall nicht ­nehmen.


Nicolas Schär

Für Nicolas Schär aus Dättwil ist nicht der religiöse Faktor, sondern das Zusammenkommen an Weihnachten am wichtigsten. Ein Zusammenkommen mit der ganzen Familie ist oft nicht einfach, doch an Weihnachten bringen Bräuche, wie das Wichteln von etwas Handgemachtem, alle zusammen. Selbst wenn die momentane Lage für den 18-Jährigen bedrückend ist, sollte man trotzdem dankbar sein für das, was man hat, und die Gemeinsamkeit zelebrieren. Wenn Weihnachten von heute auf morgen verschwinden würde, wäre das sehr schade, aber kein Weltuntergang.


Jessica Fahrer

Zeit mit den Engsten zu verbringen, ist für die 17-jährige Jessica Fahrer aus Killwangen sehr wichtig, der Feiertag selbst bringt bei ihr aber gemischte Gefühle hervor. Sie sieht den Feiertag als gute Ausrede, um mit Freunden zusammenzukommen und ihnen etwas zu schenken, aber gleichzeitig ist der Tag für sie nicht allzu bedeutungsvoll. Wenn sie auf die aktuelle Weltlage blickt, sieht sie das Risiko für ein Verdrängen der Lage. Dennoch erkennt sie an Weihnachten, dass es einen stützenden Wert hat, um Leuten in so einer Zeit Halt zu geben.


Victor Cordeiro

Für den ursprünglich aus Brasilien stammende Victor Cordeiro (19), der heute in ­Würenlos lebt, hat Weihnachten zum ­grossen Teil aus religiösen Gründen eine spezielle Bedeutung. So feiert er gemeinsam mit seiner Familie und guten Freunden bei einem leckeren Abendessen die Geburt Jesus, und sie geniessen das Zusammensein. Er möchte allerdings darauf aufmerksam machen, dass heute durch Feste wie Weihnachten viele Konflikte in Vergessenheit geraten. Das darf nicht so sein. Über die Geschenke, die er an Weihnachten bekommt, freut er sich dennoch. Er findet, dass sie ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit sind.