«Ältere Kinder gamen zu Hause»

Die Brugger Ludothek schliesst ihre Türen. Hauptgründe sind das zurückgegangene Interesse bei älteren Kindern und Personalmangel.
Ludothek schliesst nach 40 Jahren. (leh)

Brugg – Noch sind die Türen geöffnet. Noch können in der Laurstrasse Spielsachen und Spiele ausgeliehen werden. Doch schon bald gehört die Brugger Ludothek der Vergangenheit an. Der zuständige Verein hat beschlossen, den Betrieb einzustellen.
Am kommenden Mittwoch ist die letzte Gelegenheit, etwas aus der ­Ludothek mitzunehmen. Im Januar können die ausgeliehenen Gegenstände zurückgebracht werden, der allerletzte Öffnungstag ist am Mittwoch, 28. Januar.

Mit Herzblut gegründet
Mit der Schliessung geht eine 40-jährige Geschichte zu Ende. Die Ludo­thek wurde 1985 von «einigen jungen, innovativen Frauen mit viel Herzblut und Eigenarbeit ins Leben gerufen», schreibt der Verein. Ursprünglich als gemeinnütziges Projekt gestartet, sei die Institution früh und schnell gewachsen und habe bald ihre Räumlichkeiten vergrössert.

In den vergangenen Jahren hat sich das Ausleihverhalten der Kundschaft jedoch verändert. «In letzter Zeit waren die Artikel für Kleinkinder nach wie vor gefragt», sagt Sibyl Keller, Präsidentin der Ludothek. «Aber die älteren Kinder kamen nicht mehr vorbei.» Das habe unter anderem mit den Games von heute zu tun. «Unterdessen können die Kinder online gratis zu Hause gamen, oder sie haben ihre Playstations. Früher mussten sie dafür die jeweiligen Geräte wie Gameboys haben, die sie oft in der Ludothek ausliehen», ergänzt Vorstandsmitglied Esther Hunziker. «Damals rannten sie uns dafür die Bude ein.»

Das veränderte Konsumverhalten der älteren Kinder ist ein Hauptgrund für die Schliessung der Ludothek. Ein weiterer ist das fehlende Personal. Der Verein habe zunehmend Mühe bekundet, neue Kräfte zu finden, die bereit sind, sich mehr oder weniger ehrenamtlich für den Verein einzusetzen.

Sibyl Keller (rechts) und Esther Hunziker in der Brugger Ludothek. (Bild: leh)

Damit ist die Ludothek Brugg von einer gesellschaftlichen Entwicklung betroffen, die vor den wenigsten Vereinen haltmacht: der allgemein geringeren Bereitschaft gerade jüngerer Menschen, sich ehrenamtlich in einem Verein zu engagieren. Das Vereinswesen steckt in der Krise – und die ­Ludothek mittendrin. «Dabei wären jüngere Mitglieder, die einen Draht zu jungen Familien haben und sich ausserdem mit Social Media auskennen, für uns so wichtig gewesen», sagt Sibyl Keller.

Eine dritte Ursache für das Ende der Ludothek sind die Ausleihmöglichkeiten im Netz. «Junge Familien sind heute via Social Media vernetzt, und die Ausleihe und die Weitergabe von Kinderspielsachen geschehen vor allem auf diesen Plattformen. Eine ­Ludothek mit beschränkten Öffnungszeiten kann hier nicht mehr mithalten», sagt Sibyl Keller.

Integration klappte nicht
Das bevorstehende Ende der Ludo­thek zeichnete sich seit einigen Jahren ab, hätte aber verhindert werden können. Davon sind Esther Hunziker und Sibyl Keller überzeugt. «Die Ludothek hätte in die Stadtbibliothek integriert werden können, als diese an ihren neuen Standort zog», sagt Hunziker. In anderen Gemeinden und Städten sei die Integration von Ludo­theken in die städtischen Bibliotheken gang und gäbe. «Wir nahmen Kontakt auf, aber es klappte nicht. Die neue Abteilung Gesellschaft der Stadt zeigte kurzfristiges Interesse, die ­Ludothek selbst weiterzuführen. Doch auch daraus wurde nichts», erklärt ­Keller.

Das Aus der einzigen Ludothek in Brugg ist zwar bitter. Die Präsidentin glaubt jedoch nicht, dass die Ludotheken generell ein Auslaufmodell sind. «Gerade in ländlichen Gebieten der Region ist das Interesse an den Ludo­theken nach wie vor vorhanden», sagt sie. «Das Konzept an sich funktioniert weiterhin – und ich glaube nicht, dass die Ludotheken bald aussterben.»