Hoffnung für die Gesangsvirtuosen

Die Feldlerchen brüten im Birrfeld. Dank Schutzmassnahmen und Verschiebung des Argovia-Fäschts haben sie dort eine Zukunft.
Ihr schlichtes Federkleid tarnt die Feldlerche gut auf Wiesen und Feldern. (Bild: bhe)

Die Feldlerche gehört zu den eher unscheinbaren Vögeln, schwierig zu entdecken, wenn sie durch die Saaten eines Feldes huscht. Doch ihr Gesang ist weltberühmt und hat während Jahrhunderten die Frühlingszeit in ländlichen Gegenden geprägt und Dichter und Komponisten inspiriert. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, an einem schönen Frühlingsmorgen die Feldlerche zu hören und ihren Singflug zu beobachten. Dabei schwingt sich das Männchen spiralförmig bis 100 Meter in die Höhe und singt ununterbrochen. Dann verharrt es oft einige Minuten schwirrend an der gleichen Stelle und lässt dabei sein Lied weiterklingen.
Da sie beim Ein- und Ausatmen nicht absetzt, kann die Feldlerche fünf Minuten und länger singen. Der Sinkflug ist nicht weniger spektakulär – der Vogel fällt plötzlich wie ein Stein zu Boden, das letzte Stück mit angelegten Flügeln und ohne seinen Gesang zu unterbrechen. Kurz über dem Boden entfaltet die Feldlerche ihre Flügel und fängt den Sturzflug ab.

Vom Allerweltsvogel zur ­gefährdeten Art
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Feldlerche ein Allerweltsvogel, dessen Bestände aufgrund ihrer Häufigkeit in Äckern und Wiesen als unzählbar galten. Als ursprüngliche Steppenbewohnerin bevorzugt die Feldlerche offene Flächen mit niedriger und lückenhafter Vegetation. Ihre Brut zieht sie in Wiesen und Feldern am Boden auf, im Bergland ist sie ebenfalls anzutreffen.
Die Bewirtschaftung des Agrarlandes hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch zu grossflächigen, schnell und dicht aufwachsenden Pflanzenkulturen wie Wintergetreide, Raps oder Mais verändert. Für die Feldlerche gibt es hier fast kein Durchkommen mehr, sie hat keine Landemöglichkeit und keinen Zugang zum Bodennest. In intensiv genutztem Grasland sind die Zeiträume bei den Schnittterminen so kurz, dass es für die Aufzucht einer Brut nicht reicht. Sogar Bergwiesen werden heute früher und häufiger geschnitten als damals, deshalb kämpfen Feldlerchen und andere Wiesenvögel auch hier ums Überleben.
Mittlerweile steht die Feldlerche in der Schweiz auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Im Kanton Aargau gibt es laut neueren Erhebungen drei Gebiete, die noch mehr als 20 Brut­reviere aufweisen. Hierzu gehört das Birrfeld, das Teil des kantonalen Feldlerchen-Förderprojekts ist. Es war aber während vieler Jahre auch Austragungsort des gigantischen Argovia-Fäschts – genau dort, wo die Lerchenreviere gehäuft vorkommen, und immer im Juni, wenn die Brutsaison ihren Höhepunkt erreicht.

Argovia-Fäscht wird auf ­September verschoben
Birdlife Aargau und Pro Natura haben lang dafür gekämpft, mit allen Beteiligten eine Lösung zugunsten der Feldlerche zu finden. Nun konnte der Veranstalter überzeugt werden, das Fest auf September zu verschieben, wenn die sensiblen Bodenbrüter ihr Brutgeschäft abgeschlossen haben. Das gibt Hoffnung, dass der Brutbestand im Birrfeld gehalten oder sogar erweitert werden kann. Denn nur so können die mit den Landwirten vereinbarten und entschädigten Fördermassnahmen ihre volle Wirkung entfalten.
Zu diesen Massnahmen zählen unter anderem Bunt- und Rotationsbrachen, weite Saatreihen in Getreidefeldern, extensive Wegrandpflege oder der Verzicht auf Nachsäen bei Ansaatfehlern. Wie in früheren Projektgebieten im Schaffhauser Klettgau und im Kanton Genf gezeigt werden konnte, vermögen Feldlerchen so sogar in intensiv bewirtschafteten Gebieten zu überleben, wenn die notwendige Vielfalt vorhanden ist.