Mehr Biodiversität im Visier

Der Verein Jurapark Aargau lud zu einer Besichtigung des Projekts «Biodiversität und Landschaft» nach Mandach ein.
Unterwegs in Mandach mit dem Verein Jurapark Aargau. (Bild: vt)

Wie man Lokales mit Globalem verbindet, zeigte der Verein Jurapark Aargau in der kleinen Juragemeinde Mandach, in der man sich auf den Weg zu mehr Biodiversität in der Kulturlandschaft gemacht und jetzt Mitte Mai öffentlich Bilanz gezogen hat. Man lud zu einem Besuchstermin mit Rundgang ein. Vertreten waren kantonale Instanzen und Geldgeber, andere Gemeinden und Unternehmen wie Gasthöfe, Weingüter und die Landwirtschaft. Der Gemeindeammann Lukas Erne und die Co-Geschäftsleiterin von Jurapark Aargau, Christine Neff, konnten gegen 20 Personen begrüssen.
Jurapark Aargau ist als Verein organisiert. Mitglieder sind 31 Parkgemeinden mit einem Stimmenanteil von 51 Prozent, die Partnergemeinden sowie Firmen, Organisationen und Einzelmitglieder. Sie bilden die Parkträgerschaft. Die Fläche des Parks beträgt 299 Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von 58 500 Personen von Auenstein bis Zuzgen. Die strategische Leitung liegt beim Vorstand. Das Tagesgeschäft bewältigt das Jurapark-Team auf der Geschäftsstelle im ehemaligen Schulhaus in Linn.

Seit drei Jahren dabei
Seit dem Jahr 2022 ist Mandach – vormalig etwas zögerlich – Mitglied des Juraparks Aargau, das als Mitgestalterin dieses regionalen Naturparks. Die Gemeinde hatte beschlossen, für mehr Biodiversität auf ihrem Gebiet zu sorgen. Das bis 2030 geplante Grossprojekt wird zusammen im ­Rahmen einer Projektträgerschaft zwischen Jurapark Aargau und dem Umweltbüro Apiaster GmbH umgesetzt.
Auf einem aufschlussreichen und wortreichen Rundgang erläuterte ­Büroinhaber Philipp Schuppli den gegenwärtigen Stand der Arbeit. So berichtete er davon, dass mittlerweile die Kulturlandschaft mit 1111 Metern dornen- und beerenreichen Hecken, 27 Weihern und 80 Quadratmetern sanierten Trockensteinmauern angereichert werden konnte, das im Wald und im Offenland. Vom strukturreicheren neuen Landschaftsbild profitiert primär die Natur. Daneben erfreut es die meisten Menschen. Im Übrigen haben viele beteiligten Betriebe diese Projekte mit Logistik, Maschinen und Eigenleistungen unterstützt. So wird das Dorf auch als Naherholungsgebiet aufgewertet.

Flora und Fauna freuen sich
Die eigentlichen Nutzniesser des Projekts sind die Tiere, so zum Beispiel die vom Aussterben bedrohte Fledermausart Graue Langohren, die sich als Kolonie im Dachstock der Dorfkirche im Wochenbett einquartiert haben. Ähnliches gilt für die Vogelart Neuntöter, der gern im Dornengebüsch brütet, seine Beuteinsekten daselbst vor dem Verzehr aufspiesst und sich wieder auszubreiten scheint. Dort sieht man den Vogel mit dem schwarzen Augenband jedenfalls häufig zwischen den alten Hecken herumfliegen und wenig anmutig krächzend seine Präsenz zu verkünden.
Erwähnt wurde zudem das klingelnde Rufen des Glögglifroschs, der Geburtshelferkröte, die von Pro Natura als stark bedrohte Amphibienart genannt und 2013 zum Tier des Jahres gekürt wurde. Doch damit nicht genug. Auch der Feldhase und das Hermelin profitieren von den gepflegten neuen Hecken. Die erwähnten Grauen Langohren nutzen diese als Leitstrukturen, an denen sie sich auf dem Weg vom Kirchendachstock zu den insektenreichen Jagdgebieten orientieren. Zusätzliche Asthaufen und Steinlinsen bieten diesen Arten wichtige Verstecke und Überwinterungsquartiere. Nicht vergessen soll sein, dass man versucht, wieder Hochstammbäume zu fördern.

Weitere Projekte realisiert
Im Herbst 2023 fuhren die Bagger auf, um neue Feuchtstellen und Laichgewässer zu graben. Entstanden sind 27 Tümpel auf Wiesen und im Wald. Sie helfen der Gelbbauchunke, sich in Mandach wieder grossflächig zu verbreiten. Ebenfalls schätzt die Zauneidechse die sanierten, will sagen, von den Buchenschatten befreiten Trockensteinmauern in der Hinter Hirzigen. Man will ausserdem die zerfallenden Trockenmauern am Bessenberg sanieren. Und drainierte Bäche sollen wieder ausgedolt und durch ­Renaturierung neue Lebensräume ­geschaffen werden.
Diese Massnahmen haben weitere wichtige Effekte: Mit dem entstehenden Schwammland wird künftig das wertvolle Regenwasser in der Landschaft zurückgehalten, und der Abfluss wird stark verzögert. Bei Starkregen bleibt das Wasser vor Ort im Boden gespeichert, statt direkt in den Dorfbach zu münden, der ohnehin ­regelmässig überschwemmt wurde.
Das Projekt mit einem Gesamtumfang von über 2 Millionen Franken wird finanziell und wissenschaftlich sehr breit abgestützt. Dafür sorgen der Fonds Landschaft Schweiz, die Paul-Schiller-Stiftung, der Alpiq-Ökofonds, der Naturemade-Star-Fonds EWZ, die Binding-Stiftung und der WWF Schweiz. Aber auch die Gemeinde Mandach, die Abteilung Landschaft und Gewässer und die Abteilung Wald des Kantons Aargau helfen, das sichtbar erfolgreiche Projekt ­weiterzuentwickeln.