Duo trifft auf grossen Romantiker

Der Brugger Komponist Fröhlich ist weitgehend unbekannt. Nun widmen sich Stephanie Szanto und Andrea Wiesli ­seinen Liedern.
Die Mezzosopranistin Stephanie Szanto. (Bild: zVg)

Brugg – Als das Duo Klingender Aargau um die Sängerin Stephanie Szanto und die Pianistin Andrea Wiesli von der Stiftung Pro Argovia kürzlich zum «Pro Argovia Artist» gekürt und mit einem Unterstützungsbeitrag geehrt wurde, fiel auch der Name eines vergessenen Komponisten aus Brugg. Das aktuelle Programm des Duos widmet sich ganz dem 1836 verstorbenen Romantiker Friedrich Theodor Fröhlich. Szanto und Wiesli spielen zwei vergessene Liedzyklen aus seiner Feder, ausserdem ein bisher ebenfalls unbekanntes Magnifikat für Alt.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Fröhlich-Gesellschaft Brugg. Sie hat sich seit der Gründung vor acht Jahren zum Ziel gesetzt, das umfangreiche Werk des früh freiwillig aus dem Leben geschiedenen Komponisten bekannt zu machen. Es wurde bis heute zu einem grossen Teil nicht publiziert, sondern befindet sich unentdeckt und unbearbeitet in der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek in Basel. Die Gesellschaft sichtet den Nachlass, wählt Werke aus und lässt sie in moderne Notenschrift übertragen. Anschliessend werden sie im Eigenverlag publiziert. In einem weiteren Schritt werden Musikerinnen und Musiker gesucht, welche die Werke anlässlich eines Fröhlich-Tags aufführen, der jährlich stattfindet. Meistens sind es Erstaufführungen.

Pianistin Andrea Wiesli (l.) und Mezzosporanistin Stephanie Szanto. (Bild: zVg)

Musik zum sterbenden Kind
Stephanie Szanto kannte Fröhlichs Musik noch kaum, als sie zusammen mit Andrea Wiesli für das nun prämierte Projekt angefragt wurde. «Aber ich verliebte mich sofort in sie», sagt die Mezzosopranistin und Komponistin. «Die Musik berührte mich sehr, und ich hatte sofort das Gefühl, den Menschen hinter der Handschrift zu erkennen. Das ist mir sehr wichtig.»
Besonders beeindruckt war Szanto von einer Komposition, in der Fröhlich die Szenerie eines sterbenden Kindes vertont. «Das Kind halluziniert und hört bereits die himmlischen Töne der Engelsmusik», erzählt Szanto. «Als es die Mutter fragt, was das für Musik sei, antwortet die Mutter, sie höre nichts. Wie Fröhlich dieses Bild des Kindes vertont, das sich von seiner Mutter verabschiedet, rührte mich zu Tränen.»
Auch Barbara Vigfusson von der Fröhlich-Gesellschaft sieht die Stärke des Komponisten vor allem in der intensiven Emotionalität. «Die Musik berührt mich sehr – und sie ist harmonisch von grossem Ideenreichtum», sagt sie.

Auf den Spuren des Komponisten Friedrich Theodor Fröhlich. (Bild: Archiv)

Kompositionen in Schachteln
Als Friedrich Theodor Fröhlich sich mit 33 Jahren das Leben nahm und in die Aare sprang, landete sein Werk in Schachteln verpackt zuerst im Estrich seines Bruders, der Pfarrer war. «Etwa 50 Jahre später wanderte das Material in Familienbesitz nach Schaffhausen und von dort dank eines Musikwissenschaftlers schliesslich nach Basel, wo es bis heute liegt», erzählt Vigfusson.
Die Fröhlich-Gesellschaft hat bisher 15 Werke veröffentlicht, 11 davon im eigenen Verlag. Ausserdem hat sie zahlreiche Werke zur Aufführung gebracht.
«Dadurch ist der Name in den letzten Jahren geläufiger geworden», so Vigfusson. «Aber es gäbe noch so viel zu tun.» Deshalb wünschte sich das Vorstandsmitglied mehr Unterstützung, wie es sagt. «Wir hoffen seit Jahren schon, dass die Stadt Brugg oder der Kanton das Projekt übernimmt, damit es von den Ressourcen her breiter abgestützt ist.» So könnte man endlich an eine Gesamtausgabe denken – «denn Fröhlich ist einer der wichtigsten Romantiker der Schweiz».