Neues Leben blüht aus den Ruinen

Im Reichhold-Campus legte die Firma Oerlikon Metco AG den Grundstein für ein neues globales Innovations- und Produktionszentrum.
Zur Grundsteinlegung der Oerlikon-Gebäude wurde eine Stahlkapsel mit Zeitzeugnissen in einer Grube einbetoniert. (Bild: hpw)

Die Oerlikon Metco ist Weltmarkt­leader für thermische Hochtechno­logiebeschichtungen. Diese Oberflächentechnik wird gegen Verschleisserscheinungen bei Motoren, Triebwerken, Gasturbinen, Pumpen, Walzen, Rollen und medizinischen Implantaten angewendet. Der 1970 gegründete Betrieb wurde 1985 vom Sulzer-Konzern übernommen. Seit 2014 gehört er zum Oerlikon-Konzern. Jetzt verlegt er den Sitz und die bisherigen Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstätten von Wohlen, Dottikon und Winterthur nach Hausen. Als erstes Unternehmen setzt er sich im Reichhold-Campus fest.
Aus der jahrelangen Industrie­brache der 1993 stillgelegten Reichhold Chemie AG am Nordrand des Birrfeldes entsteht in rasantem Tempo ein innovativer, gemischter Werkplatz für Industrie-, Gewerbe- und Hightech-Betriebe mit rund 1400 Arbeitsplätzen. Das 75 000 Quadratmeter grosse Areal liegt in den Gemeinden Lupfig und Hausen. Der Wiederaufbau dieses Arbeitsorts ist neben der «Perspektive Sisslerfeld» das derzeit grösste aargauische Industrieprojekt.

Schneller als angenommen
Nachdem die Basler Hiag Immobilien AG den vor sich hin rostenden mächtigen Reichhold-Komplex 2012 von der Firma Swiss North American Properties erworben hatte, kam endlich Bewegung in die weitere Nutzung des vorzüglichen Industriestandorts, an dem ursprünglich, 1929, eine Zementfabrik für drei Jahre ihren Betrieb mit 150 Beschäftigten aufgenommen hatte. Zum Glück für die Gemeinden Hausen und Lupfig forcierte die renommierte neue Investorin die Sanierung der Altlasten und die für die Arealentwicklung erforderlichen ­Planungen. Aufgrund einer Abmachung der beiden Standortgemeinden erstellt Hausen die Verkehrswege, Wasser- und Abwasserleitungen.
Aber parallel zu den inzwischen fortgeschrittenen Erschliessungsarbeiten tauchte ein zusätzliches Altlastenproblem auf: An vier Brandübungsplätzen des früheren Chemieareals kamen PFAS-Substanzen zum Vorschein – kaum abbaubare Chemikalien des seinerzeit verwendeten Löschschaums. Gegenwärtig besorgt die spezialisierte Eberhard Bau AG in Oberglatt/Gebenstorf den Aushub und die fachgerechte Entsorgung der gefährlichen Ablagerungen. Bereits sind die ersten Bauvorhaben bewilligt. Das ging schneller, als man annahm, weil sich zukunftsträchtige Unternehmen um den Standort bewarben.

500 Millionen Franken
Zwei Grossobjekte machen den Anfang auf dem Reichhold-Campus: Am vorletzten Montag markierte die Oerlikon Metco AG mit dem Spatenstich den Baubeginn für die neuen Produktions- und Bürogebäude mit 250 Arbeitsplätzen auf Hauser Boden. Dafür investiert das Unternehmen 40 Millionen Franken. Und im Juli gedenkt die Firma Global Technical Reality, mit dem 300 Millionen Franken teuren Bau eines neuen Datencenters zu ­beginnen. Es wird sowohl auf Lupfiger wie Hauser Boden zu stehen kommen. Für die Nutzung der in diesem Betrieb anfallenden grossen Abwärme ist ein Fernwärmenetz in Planung.
Im Reichhold-Campus werde bereits ein Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Franken umgesetzt, davon 165 Millionen Franken von der Hiag AG, erklärte deren CEO Marco Feusi an der Spatenstichfeier auf dem Baugelände. Er zeigte sich erfreut und stolz, dass sich mit Oerlikon Metco ein weltweit führendes Unternehmen habe hierherholen lassen. Dessen operativer Chef Dirk Linzmeier bestätigte, dass der zentrale neue Standort beste Voraussetzungen für die Weiterentwicklung biete.

Hausens Gemeindeammann Res Arrigoni würdigte die gute Zusammenarbeit mit der Hiag AG bei der nicht ganz einfachen, aber für das Dorf und die Region vorteilhaften Reindustriealisierung des vergangenheitsträchtigen Reichhold-Areals. Der Aargauer Landammann und Wirtschaftsminister Dieter Egli lobte die Hiag AG für ihre umsichtige Strategie, mit der sie frühere Wirtschaftsstandorte aufwerte und neue, qualifizierte Arbeitsplätze ermögliche, wie diejenigen der Oerlikon Metco.
Als gesagt war, was gesagt werden musste, griffen Kaderleute, Mitarbeitende von Hiag und Oerlikon sowie Behördenvertreter zur Schaufel und betonierten eine Stahlkapsel ein, in die Industrieerzeugnisse, Dokumente, Pläne und ein Zusammenzug der im April von der Gemeinde Hausen erteilten 20-seitigen Baubewilligung verschraubt wurden.