Weinbautradition lebt wieder auf

Das Projekt «Weinanbau» ist gestartet. Drei Fislisbacher pachten eine Parzelle und lassen die Weinbautradition im Dorf wieder aufleben.
Die drei Vereinsgründer vor ihrem neuen Rebberg. (Bild: isp)

Fislisbach – Die Fislisbacher Roland Michel, Jörg Krummenacher und Michael Peterhans sind nicht nur Kumpels, sondern teilen auch die gleiche Leidenschaft: Wein. Im Frühsommer haben die drei deshalb unterhalb der Buechhaldenstrasse die ersten 400 Jungrebstöcke der weissen Sorte Souvignier gris auf ihrem gepachteten Hang gepflanzt – unter fachkundiger Leitung eines Rebbergbauern.
Aufgrund ihrer Eigenschaften benötigt diese Rebsorte weit weniger Pflanzenschutzmassnahmen als herkömmliche Sorten. Die 400 Rebstöcke wurden bei der Rebschule Meier in Würenlingen bestellt. Weitere rund 600 Rebstöcke sind noch in der Evaluation und werden erst nächsten Frühling mithilfe von Traktoren oder Spezialfahrzeugen gesetzt.

Das gepachtete Landstück am Kirchenhang in Fislisbach ist prädestiniert für den Weinbau: Die Ausrichtung ist für die Besonnung optimal. Die vor der Pacht durchgeführten Bodenproben ergaben, dass es sich bei der Anbaufläche um einen im Aargau klassischen Moränenboden handelt, der sich für den Weinbau grundsätzlich gut eignet. Dank dem Vertrauen und der Bereitschaft der katholischen Kirchgemeinde Fislisbach, die Parzelle zu verpachten, stand der Realisierung des ersten Fislisbacher Rebbergs nichts im Weg. Ein denkwürdiger Moment für Fislisbach, selbst wenn das Projekt an sich eher konventionell ist. «Wir erfinden das Rad nicht neu», bestätigen die angehenden Weinbauern. Für ihre Produktion steht ihnen eine 20 Are grosse Parzelle zur Verfügung, auf der sie ihren Traum vom eigenen Wein verwirklichen und dadurch gleichzeitig an eine alte Tradition anknüpfen können. «Wein gab es bis zum Jahr 1930 in Fislisbach. Es gab sogar zwei Rebberge. Einer befand sich am Hiltiberg, der andere am Fusse des Buechbergs. Unter anderem die legendäre Reblaus sorgte für das Aus der Weingeschichte», wissen die drei angehenden Winzer zu berichten.

Viel Papierkram
Jetzt erfährt die Weintradition in Fislisbach also einen Aufschwung. Ein entsprechendes Baugesuch wurde im Winter 2023 bei der Gemeinde Fislisbach eingereicht und ohne Einwände bewilligt. Es gab aber noch mehr Bürokratie. Damit überhaupt ein neuer Rebberg angelegt werden kann, mussten die drei angehenden Winzer eine Bewilligung beim Kanton, Abteilung Landwirtschaft und Weinbau, einholen. So wurde der Rebberg schliesslich in das kantonale Rebbaukataster aufgenommen. Für ihr gemeinsames Projekt haben die drei Hobbywinzer zudem den Weinverein Fislisbach gegründet.

Ein Genussprojekt
Bereits vor zehn Jahren kam Roland Michel, Jörg Krummenacher und ­Michael Peterhans die Idee, selbst einen kleinen Rebberg zu bewirtschaften. Die Faszination für den Rebbau – angefangen im Frühling mit der ersten Pflege der Rebstöcke bis zur Traubenlese und schliesslich bis zum Ausbau des Weins im Keller zu einem Genussprodukt – hat die drei nun tatsächlich zu einem eigenen Weinberg geführt. Roland Michel hat als Präsident des Branchenverbands Aargauer Wein und als ehemaliger Präsident der Weinbaugenossenschaft Wettingen schon seit Langem einen Fuss im Rebbau. Jörg Krummenacher hat mit seiner Familie über Jahre im Weingut Goldwand in Ennetbaden gelebt und die Winzerjahre zumindest passiv durchlebt sowie für verschiedene Weingüter den Auftritt entworfen. ­Michael Peterhans hat über die Jahre hinweg seinen Bruder bei der Pflege und der Bewirtschaftung seines Weinbergs im Wallis unterstützt.

Rebbaukurs besucht
«Wir sind Hobbywinzer und müssen noch sehr viel lernen», dessen sind sich die drei Fislisbacher bewusst. Neben den Einblicken in den Reb- und Weinbau haben sie Kurse besucht, unter anderem den Rebbaukurs des Landwirtschaftlichen Zentrums Lieb­egg. Im Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick konnten sie unter der Anleitung von Fachleuten während eines ganzen Jahres die eigene Rebzeile hegen und pflegen – eine praxisnahe und lehrreiche Erfahrung für alle drei. Zwischenzeitlich gedeihen die Jungreben. Bis diese einen Ertrag abwerfen, mit dem es sich lohnt, Wein zu keltern, braucht es zwei bis drei Jahre. «Voraussichtlich werden wir, sofern es das Rebjahr zulässt, im Herbst 2028 den Souvignier gris ernten und im Frühjahr 2029 als Weisswein in die Flaschen abfüllen», so die Hoffnung der drei zukünftigen Winzer.