Brugg – Seit 2021 bietet das Naturama Aargau sogenannte Klimaspaziergänge im Kanton an. Bereits in 19 anderen Gemeinden und Städten durchgeführt, erhalten in diesem Monat Brugger und Bruggerinnen die Möglichkeit, ihre Infrastruktur auf ihre Hitzetauglichkeit zu überprüfen. Das Ziel dieser Spaziergänge ist, dass die Teilnehmenden heisse und kühle Orte in der Stadt kennenlernen und erfahren, wie Hitzeinseln reduziert werden können. Ebenfalls werden Grundlagen seitens Bund, Kanton und Gemeinde vorgestellt, Beispiele angeschaut oder potenzielle Verbesserungen mit den Teilnehmenden diskutiert. Zudem erhalten die Teilnehmenden Tipps, wie sie auch ihre privaten Flächen, also beispielsweise ihre Gärten, Parkplätze oder ihr Vordach klimaangepasst umgestalten können.
Brugg hat, wie jede andere Gemeinde, an bestimmten Orten bereits heute zahlreiche Flächen, welche sich in den Sommermonaten zu stark erhitzen und in der Nacht nicht mehr ausreichend abkühlen können. Je früher die Stadt diese Gebiete erkennt und Klimaanpassungs-Massnahmen definiert, umso eher wird die Gemeinde in Zukunft als attraktiver Wohn- und Arbeitsort gelten.
Aufsaugen wie ein Schwamm
Zu den Massnahmen, um eine Stadt klimatisch anzupassen, gehören schattenspendende Bäume, Regenwassermanagement, Entsiegelungen und Schwammstädte. Mit dem Konzept Entsiegelung meint man die Öffnung versiegelter Flächen, zum Beispiel Parkplätze, Strassen oder Höfe, welche kein Regenwasser aufnehmen können. Ohne eine Öffnung fliesst stattdessen das Regenwasser oberflächlich ab und belastet die Kanalisation. Ausserdem heizen sich versiegelte Flächen stärker auf, und es können sich Hitzeinseln in den Städten bilden.
Mit diesem Problem befasst sich das Konzept der Schwammstadt. Eine Schwammstadt ist so geplant und gebaut, dass sie Regenwasser wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und bei Bedarf wieder abgeben kann. Die Entsiegelung von Flächen ist dabei ein unerlässlicher Schritt. Zusätzlich können Gründächer und Fassadenbegrünungen dazu beitragen, Wasser zu speichern und die Umgebung durch Verdunstung zu kühlen. Mulden, Teiche und andere tiefer liegende Wasserflächen nehmen bei Starkregen grosse Wassermengen auf und können so Überflutungen verhindern.
Versickerungsflächen und sogenannte Rigolen speichern Regenwasser im Untergrund und geben es langsam wieder ab. Schliesslich werden auch Wasserläufe renaturiert, das heisst, Bäche und Flüsse dürfen wieder in ihrem natürlichen Verlauf fliessen und bei Hochwasser über die Ufer treten, ohne dass dadurch grössere Schäden entstehen. So wird Regenwasser gezielt als wertvolle Ressource genutzt, um Städte klimaangepasster und lebenswerter zu gestalten. Das Ziel ist, mit immer häufigeren Starkregen, Hitzeperioden und Trockenheit durch den Klimawandel besser umgehen zu können.
Klimawandel beschleunigt Problematik
Der Klimawandel selbst ruft zu schnellem Handeln auf, denn je länger man nichts unternimmt, desto prekärer wird die Situation in urbanen wie auch ländlichen Gebieten. Martina Siegrist, Projektleiterin für Naturförderung des Naturama sagt dazu: «Bereits jetzt gibt es in heissen Sommermonaten Zeitungsmeldungen über Hitzetote, Landwirte ohne Zugang zu Flusswasser, Hagelschäden, Kellerüberschwemmungen etc.» Alle diese Bereiche sind Teil des Klimawandels. «Wir erleben mehr Wetterextreme wie Hitzeperioden und Starkniederschläge. Dies wird in Zukunft noch extremer, und wenn wir nicht jetzt beginnen, Massnahmen umzusetzen, werden die zukünftigen Schäden die Investitionen von Heute um ein Vielfaches übertreffen», so Siegrist.
Genau deshalb sind die Klimaspaziergänge essenziell, um schnell zu handeln. Der Klimaspaziergang findet am 12. August von 17 Uhr bis 19 Uhr statt, oder bei Schlechtwetter am 26. August. Mitlaufen kann theoretisch jeder, der Rundgang richtet sich jedoch an Erwachsene. Falls nach dem Klimaspaziergang weiterhin von der Stadt Brugg Interesse besteht, würde das Naturama die Spaziergänge gerne erneut anbieten.
Weite Informationen zur Anmeldung und zum Klimaspaziergang sind auf naturama.ch zu finden.