Die Pionierin der Palliativpflege

Eine Ausstellung widmet sich der vor 20 Jahren verstorbenen Begründerin der modernen Hospizbewegung und der Palliative Care.
Dame Cicely Saunders, Begründerin des St. Christopher’s Hospice in London. (Bild: zvg)

Baden – Vor 20 Jahren starb Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospizbewegung und der Palliative Care. Sie setzte sich ihr Leben lang für schwer kranke Menschen ein, besonders für jene, die am Ende ihres Lebens standen. Ihr Ziel war es, Leiden zu lindern, Schmerzen zu verringern und Menschen in ihrer letzten Lebensphase würdevoll zu begleiten.
Cicely Saunders war eine Frau mit Vision. Sie entwickelte einen neuen, ganzheitlichen Ansatz für Pflege und Begleitung. Dabei ging es ihr nicht nur um körperliche Beschwerden, sondern auch um seelische und spirituelle Schmerzen. Mit ihrem «Total Pain»-Konzept prägte sie weltweit viele Fachpersonen – auch in der Schweiz.

Den Tagen mehr Leben ­geben
Geboren wurde Cicely Saunders 1918 in der Nähe von London. Zunächst studierte sie in Oxford Politik, Philosophie und Wirtschaft, doch der Zweite Weltkrieg veränderte ihr Leben. Sie brach das Studium ab und wurde Pflegefachfrau, später studierte sie zusätzlich Medizin. Die Pflege von sterbenskranken Menschen wurde zu ihrer Lebensaufgabe.

Im Jahr 1967 eröffnete sie mit dem Londoner St. Christopher’s Hospice einen Ort für medizinische Versorgung, Forschung und menschliche Begleitung. Das Hospiz war das erste seiner Art und zog viele Fachleute aus aller Welt an. Dort konnte man lernen, wie gute Palliativpflege aussieht. Cicely Saunders schrieb viele wissenschaftliche Beiträge und reiste in viele Länder, unter anderem in die Schweiz. Sie motivierte viele Menschen, sich ebenfalls für Palliative Care einzusetzen. Vor 20 Jahren starb sie in jenem Hospiz, das sie selbst gegründet hatte. 
Cicely Saunders beschäftigte sich nicht nur mit Medizin, sondern ebenso mit Fragen des Lebens: Was kommt nach dem Tod? Was gibt dem Leben Sinn? Wie geht man mit Schuld, Ohnmacht und Angst um? Für sie waren das keine Fragen, denen man aus­weichen sollte, sondern Themen, über die man reden und nachdenken muss. Diese Haltung macht sie noch heute zu einer wichtigen Figur für viele Menschen, die in der Palliativpflege arbeiten.

Von Muri aus in die Schweiz
Zum 20. Todestag von Cicely Saunders macht eine besondere Wanderausstellung auf ihr Werk aufmerksam. Die Ausstellung, die von der Bildungs­beauftragten Martina Holder-Franz erarbeitet wurde, trägt den Titel «Du zählst, weil du bist» und wurde am 13. Juni in einem Pflegeheim in Muri mit einem Vortrag von Pater Anselm Grün eröffnet. Nun reist sie durch die Schweiz und sogar über die Landesgrenze.
«Anderen mit Respekt und Offenheit zu begegnen, gut zuzuhören und Spiritualität ernst zu nehmen, all das können wir gemeinsam zum Wohl des schwer kranken und sterbenden Menschen tun. Das begeistert mich bis heute», sagt Martina Holder-Franz über die Motivation hinter der Ausstellung.

Ab Montag, 18. August, ist die Ausstellung für sechs Tage in Baden zu sehen. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Aargauer Landeskirchen und von Palliative Aargau. Die Ausstellung zeigt das Leben von Cicely Saunders, stellt aber auch Projekte und Netzwerke zur Palliativversorgung im Kanton Aargau vor. Auf Roll-ups gibt es Texte, Bilder und Musik, die über QR-Codes abgerufen werden können. Ein kreativ gestaltetes Pflegebett regt zudem zum Nachdenken an. Bücher liegen bereit, um sich tiefer mit dem Thema zu befassen. Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit dem Leben, dem Sterben und der Frage auseinanderzusetzen, was einen Menschen bis zuletzt ausmacht.

Montag, 18., bis Sonntag, 24. August, 16 bis 19 Uhr
Sebastianskapelle, Baden