Die Frau mit dem Ordnungsblick

Franziska Springer ist Aufräumcoach. Mit System und einem offenen Ohr begleitet sie Menschen auf dem Weg zu mehr Ordentlichkeit.
Franziska Springer unterstützt als Ordnungscoach Menschen dabei, sich von Angesammeltem zu trennen. (Bild: isp)

Region – Wie sich Unordnung und Überforderung anfühlen, weiss Franziska Springer genau. Die 46-jährige Mutter zweier Kinder, die in ihrer Freizeit gerne Motorrad fährt, hat es einst selbst erlebt. Sowohl in ihrem Privatleben als auch in ihrer Arbeit im Brockenhaus Fischbach-Göslikon. Wo beginne ich, was hatte ich ursprünglich eigentlich vor und wie bringe ich wieder Ordnung ins Chaos? Fragen, die Franziska Springer nicht fremd sind. Die Idee, Ordnungscoach zu werden, entstand, als sie erkannte, wie sehr ihr das Aufräumen liegt und wie viel leichter es zu zweit geht.

Die Ausbildung zum Ordnungscoach absolvierte Franziska bei der Ordnungsexpertin Martina Frischknecht. «Es waren intensive Tage», erinnert sie sich. Besonders eindrücklich war für sie der Besuch in einem Brockenhaus. Denn dort wurde erst vielen Kursteilnehmenden klar: Dinge weiterzugeben ist oft einfacher, wenn man weiss, dass sie anderen Menschen noch Freude machen können. Auch wenn man selbst einst lange für etwas gespart und viel dafür ausgegeben hat.

 Seit 2022 arbeitet Franziska Springer als Ordnungscoach. Als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und eigenem Geschäft musste sie sich zuerst selbst Raum schaffen. Nun freut sie sich darüber, anderen helfen zu können. «Es ist ein wunderbares Gefühl, andere dabei zu unterstützen, sich in ihrem Zuhause wieder wohlzufühlen und endlich Dinge anzupacken, die sie schon lange vor sich herschieben», bekräftigt sie.

Begleitetes Loslassen
Am Anfang eines Auftrags steht bei Franziska Springer ein Kennenlernen, persönlich im Brocki oder per Telefon. Dabei versucht sie zu ergründen, was der hilfesuchenden Person wichtig ist und wie sie das Aufräumen gemeinsam anpacken können. Danach wird ein Termin vereinbart. «Ich komme vorbei und wir verwandeln das Unangenehme in Erleichterung», sagt sie mit einem Lächeln.

Vor Ort sind es dann häufig emotionale Hürden, die das Aufräumen erschweren. Dinge, an denen man hängt, loszulassen, fällt vielen trotz bester Absicht schwer. Deshalb beginnt Franziska meistens mit dem Einfachen. «Man soll sich nicht überfordern. Selbst wenn es nur eine einzige Schublade ist, mit kleinen Schritten kommt man auch ans Ziel.» Ihre Erfahrung nach wächst mit jedem entrümpelten Plätzchen das Vertrauen in das Unterfangen und plötzlich klappt auch das Aufräumen der «schweren Sachen».

«Loslassen ist wie ein Muskel, den man trainieren kann», sagt Franziska. Genau wie ein Baby, das instinktiv die Rassel festhält, haben Erwachsene einen Reflex, Dinge zu behalten. Oft steckt hinter einem Gegenstand ein Gefühl oder eine Erinnerung. Ordnung kann man auch machen, ohne alles zu analysieren. Doch wer erkennt, warum etwas aufbewahrt wurde, kann besser loslassen und bewusster entscheiden, was bleibt.

Abgelenkt von Erinnerungen
Eine von Franziska Springers Kundinnen ist Margrit Wahrstätter aus Wettingen. «Ich wollte in einem vollgestellten Zimmer ein übersichtliches Büro schaffen und im Spielzimmer mein eigenes Schlafzimmer einrichten», erzählt sie. Diese Gedanken kreisten schon lange in ihrem Kopf, aber sobald sie mit Aufräumen begann, vertiefte sie sich in all den vielen Dingen und schob diese von einem Ort zum andern, anstatt tatsächlich für Ordnung zu sorgen.

«Gegenstände wegzugeben löste bei mir stets viele Fragen aus und ich liess das Aufräumen schlussendlich komplett bleiben. Bald konnte ich in diesem Zimmer nur noch den Boden nutzen, weil die Gestelle alle voll waren», verrät die 71-Jährige. Zufälligerweise stiess sie auf einen Zeitungsartikel über Ordnungscoach Franziska Springer. Das habe sie wachgerüttelt.

Nach einem telefonischen Vorgespräch und drei intensiven Aufräum- und Entsorgungsvormittagen sei sie ihrem Ziel schon recht nahe und freue sich riesig über den Platz in den Gestellen, Kästen und im Kleiderschrank, wo sie nun ihre längst vergessenen schönen Sachen wieder neu entdeckt habe.

Weniger ist manchmal mehr
«Die Fachfrau gab mir Impulse mit direkten Fragen und unterstützte mich im Loslassen von Sachen, die nicht mehr in mein Leben passten», erinnert sich die Wettingerin. «Beim Aussortieren brauchte ich auch Mut zur Auswahl und das gelang mir um einiges besser dank ihre professionelle Unterstützung. Nach drei intensiven Stunden Aufräumen war bei mir zwar ‹die Luft draussen›, dafür waren etliche Taschen und Säcke prall gefüllt mit Krimskrams und zum Entsorgen bereit.» Seither freue sie sich jedes Mal beim Anblick des aufgeräumten Zimmers.

Dass Überfluss, wie er heute mancherorts vorherrscht, nicht zwingend glücklich macht, weiss Franziska Springer aus Erfahrung: «Ein Kauf gibt nur kurzfristig Glück. Eine schöne Erinnerung mit einem lieben Menschen wirkt viel länger. Wer das erkennt, ist beim nächsten Kauf vielleicht achtsamer. Wir brauchen oft
gar nicht so viel, wie wir denken.»
Wer ebenfalls Unterstützung beim Entrümpeln oder Aufräumen wünscht, findet Franziska Springer online unter der Webadresse aufräumerei.com.