Brugg – Von verschiedener Seite bezichtigte man in den Stadtrat in jüngster Zeit der Untätigkeit und des Schweigens, nachdem sich im Frühling und Sommer mehrere Vorfälle mit Auseinandersetzungen und Schiessereien ereignet hatten und die Sicherheitslage rund um den Neumarktplatz in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit aus dem Ruder zu geraten schien. Nun informierten die Stadtpräsidentin Barbara Horlacher und Stadtrat Reto Wettstein über ein neues Massnahmenpaket zur öffentlichen Sicherheit in der Stadt.
«Die Situation bezüglich der Sicherheit in Brugg ist komplex und bereitet auch dem Stadtrat Sorgen», sagte die Stadtpräsidentin. «Die Ansammlungen und die Vermischung von Personengruppen, die Alkohol und illegale Substanzen konsumieren, haben beim Neumarkt zugenommen, ebenso die Einsätze der Polizei im Zusammenhang mit Gewalt im öffentlichen Raum.»
Kein Bier bis Ende Oktober
Das Paket, das in Absprache mit dem Gemeinderat von Windisch erstellt wurde, besteht im Sicherheitsbereich aus vier Sofortmassnahmen. Im Zentrum steht ein temporäres Alkoholverbot im betroffenen Gebiet. Es umfasst den Neumarktplatz, den Bahnhof Süd und den Campusplatz und gilt bis zum 31. Oktober. Der Stadtrat sei zuversichtlich, dass die weiteren Massnahmen danach greifen würden, sagte Horlacher. Auch die saisonale Schwankung dürfte die Situation im Winter, wenn die Massnahme wieder aufgehoben werde, schliesslich entschärfen. «Die Möglichkeit zur Verlängerung des Verbots besteht aber», betonte die Stadtpräsidentin.
In der suchtmittelfreien Zone wird mit Plakaten auf das Alkoholverbot hingewiesen, bei Zuwiderhandlung droht eine Busse von 50 Franken. Vom Verbot ausgenommen sind die bewilligten Gastrobetriebe und Verkaufsstellen mit Möglichkeiten zum Konsum vor Ort sowie kurzzeitig von der Polizei bewilligte Anlässe wie Apéros oder Märkte.
Als zweite Sofortmassnahme wird am Neumarkt 2 neu eine Aussenstelle der Regionalpolizei eingerichtet. Zwei Mitarbeitende der Polizei werden ihren Arbeitsplatz an dieser Adresse haben und so auf dem Neumarktplatz Präsenz markieren. «Sie sind sehr nah am Geschehen und können sehr schnell eingreifen, wenn etwas passiert», erklärte Barbara Horlacher. «Die Interventionszeit ist reduziert.»
Des Weiteren sollen die Patrouillen und Kontrollen der Kantonspolizei vor Ort intensiviert werden. Unterstützung wird es dabei von den Regionalpolizeien Baden, Zurzibiet, Oberes Fricktal und Lenzburg geben. Und als vierte Massnahme ist die «Weiterführung eines konsequenten Durchgreifens» vorgesehen.
Gassenküche mit Konsumraum
Barbara Horlacher gab sich an der Medienkonferenz überzeugt, dass die neuen Massnahmen notwendig und auch angemessen sind. Mit Repression allein könne man der Situation aber nicht gerecht werden. Deshalb brauche es zusätzlich schadensmindernde Angebote im Suchtbereich. Diese seien für eine dauerhafte Entlastung der Situation rund um den Bahnhof dringend notwendig.
Reto Wettstein erläuterte die Stossrichtung. So sei eine Arbeitsgruppe zur Sicherheit am Bahnhof gegründet worden, eine Bedarfsanalyse für Angebote der Schadensminderung werde erstellt. Dazu wird es ein Pilotprojekt zur aufsuchenden Sozialarbeit geben und ein Konzept zur Schaffung einer Gassenküche mit Konsumraum. «Wir sind bereits auf der Suche nach einem geeigneten Ort», sagte Reto Wettstein. Die Einzelheiten müssten noch geklärt werden.