Zwei Meinungen zu Massnahmen

Zur Verhinderung von Gewalt im öffentlichen Raum ergreift die Stadt Massnahmen, doch wie steht die Politik dazu und wie weit ist man sich einig?
Das Alkoholverbot auf dem Neumarkt gibt zu reden. (Bild: Archiv)

Brugg – Die Drogenproblematik und die Gewalt im öffentlichen Raum sind bekannte Themen in Brugg. Die Sofortmassnahmen – vor allem das Alkoholverbot und die Aufstockung der Polizei am Neumarkt – waren die erste direkte Reaktion des Stadtrates auf die Situation. Doch die Parteien schätzen diese Massnahmen nun unterschiedlich ein.

«Gut ist, dass der Stadtrat reagiert hat, jedoch gut reagiert hat er nicht», äussert sich der Einwohnerrat Miro Barp (SVP) zu den Sofortmassnahmen. Dank dem temporären Alkoholverbot auf dem Neumarktplatz und dem Campusplatz sei es immerhin «zu einer Beruhigung auf dem Neumarkt gekommen». Hier ist er sich mit der Einwohnerrätin Alexandra Dahinden (SP) einig.

Gleicher Meinung sind sie auch, wenn es um die Veränderung der Drogenszene in Brugg geht. «Die verschiedenen Gruppierungen halten sich nun an unterschiedlichen Plätzen auf», erklärt Dahinden und deutet an, dass das Verbot dem Neumarkt zwar hilft, aber das Problem sich nun in die Quartiere von Brugg verteilt.

Bei den Lösungsansätzen herrscht weniger Einigkeit. Auf der einen Seite ist Alexandra Dahinden, welche sich für schadensmindernde Angebote wie eine Gassenküche mit Konsummöglichkeit einsetzt: «Für den Betrieb einer Gassenküche ist ein enges Monitoring durch den Kanton und die Gemeinden erforderlich. Weiterhin wichtig wird auch die interdisziplinäre ­Zusammenarbeit zwischen den Akteuren aus den Bereichen Sicherheit, Gesundheit und Soziales sein», sagt sie. Ebenfalls sei es ihr wichtig, dass die verschiedenen Vorkommnisse in Brugg (Schlägereien, Diebstähle, Schussabgaben, Familienfehde) auseinandergehalten und sachlich eingeordnet würden. Und sie ergänzt: «Der Kan-ton steht dem eingereichten Gesuch um Finanzierung eines Pilotprojektes positiv gegenüber. Der Stadtrat Brugg hat angekündigt, mit der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zu be­ginnen.»

Gegen eine Gassenküche
Miro Barp ist klar gegen eine Gassenküche: «Solche Massnahmen sind kontraproduktiv, denn sie ziehen weitere Drogensüchtige und somit auch Dealer an.» Er selbst setze sich für eine klar sichtbare Polizeipräsenz und geschlossene Therapieplätze ein. Wichtig sei ihm auch die Entlastung des Zentrums, indem man gewisse Angebote für vulnerable Personen im ganzen Kanton verteilt, statt in Brugg zu konzentrieren.

So grundverschieden diese beiden Ansätze auch sind, die Ziele sind es nicht – und wie Alexandra Dahinden sagt: «Um lösungsorientierte und nachhaltige Antworten auf die Drogenproblematik im Kanton Aargau und in Brugg zu finden, braucht es auch ein Miteinander auf Ebene der politischen Parteien.» Beide Seiten wollen eine Vermischung der Gruppen verhindern, doch während Alexandra Dahinden einen Ort zur Zusammenkunft bieten will, ist Miro Barp für strengere Massnahmen, um das Sicherheitsgefühl zu stärken.