Brugg – 11 Fragen zur Politik
Bekannt ist, dass ein Exekutivamt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen für Sie bereithält. Warum kandidieren Sie trotzdem, obwohl bekannt ist, dass man es nie allen recht machen wird?
Nach zwei Legislaturen kenne ich die Sonnen- und Schattenseiten des Amtes. Die damit verbundenen Aufgaben machen mir grosse Freude. Ich geniesse die zahlreichen bereichernden Begegnungen und bin dankbar für die Wertschätzung, die ich erfahren darf. Deshalb und weil mir Brugg am Herzen liegt, möchte ich weiterhin Verantwortung übernehmen und die Entwicklung der Stadt mitgestalten.
Welches sind thematisch Ihre politischen Arbeitsschwerpunkte?
Aufgrund meiner Ressortverantwortung und der Legislaturschwerpunkte des Stadtrats gehören der Gemeindezusammenschluss mit Villnachern und wie wir die Gebiete rund um den Bahnhof und im Aufeld entwickeln können, derzeit zu meinen wichtigsten Arbeitsschwerpunkten. Besonders wichtig ist mir das Projekt «Zentrale Verwaltung». Und natürlich beschäftigt mich stark, wie wir die Sicherheitslage rund um den Bahnhof und den Neumarkt bewältigen können.
Was glauben Sie, wie könnten Sie auf der Basis Ihrer Ausbildung und Ihres Berufs für die Stadt Gutes tun?
Während des Studiums habe ich gelernt, mir vertieftes Wissen anzueignen, Probleme zu analysieren und mich kritisch mit verschiedenen Gesichtspunkten auseinanderzusetzen. Im Verlauf meiner beruflichen Tätigkeit habe ich neben Fachverantwortung zudem Führungsaufgaben wahrgenommen. Und letztlich habe ich mir als Frau Stadtammann Dossierkenntnisse in verschiedenen Sachbereichen angeeignet, reiche Erfahrung mit Verwaltungsabläufen und politischen Prozessen gesammelt und mir ein breites Beziehungsnetz aufgebaut.
Wenn die gute Fee Ihnen drei Wünsche zum Wohl der Stadt feilböte, welche wären das?
Als Naturwissenschafterin glaube ich nicht an die Fee, die Wünsche erfüllt. Vielmehr bin ich überzeugt, dass es dafür einen entsprechenden Arbeitseinsatz braucht. Für die neue Legislatur wünsche ich mir, dass wir Ende 2028 unser neues Verwaltungsgebäude an der Hauptstrasse 1 beziehen können, dass wir die Frage, wie wir der Raumknappheit in unseren Oberstufenschulhäusern begegnen wollen, beantworten können und dass wir einen Umgang mit den Auswirkungen des Drogenkonsums finden, der sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung als auch der Suchtbetroffenen gerecht wird.
Welches Ressort würden Sie gern übernehmen, welches eher nicht?
Es würde mich sehr freuen, wenn ich auf meinen Erfahrungen aufbauen und meine bisherigen Ressorts Präsidiales und Sicherheit weiterhin betreuen dürfte. Selbstverständlich würde ich mich aber auch neuen Aufgaben widmen, sollte mir der Stadtrat ein anderes Ressort zuteilen.
Wie «grün» sind Sie?
Persönlich versuche ich, meinen ökologischen Fussabdruck durch einen bewussten Umgang mit Mobilität und Konsum zu reduzieren. So verzichte ich, wenn immer möglich, auf das Auto und auf Flugreisen. Wir kaufen saisonale Lebensmittel ein, die regional sowie tier- und umweltgerecht produziert wurden. Ausserdem überlege ich mir vor dem Kauf von Konsumgütern, ob ich diese wirklich brauche, und achte darauf, dass sie langlebig und reparierbar
sind. Im Stadtrat versuche ich ebenfalls, mein Wissen als Umweltnaturwissenschafterin einzubringen. Das, weil Klimawandel und Verlust der Artenvielfalt zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit gehören, wir in einem in vielerlei Hinsicht privilegierten Land leben und daraus für jede und jeden Einzelnen von uns eine besondere Verantwortung entsteht.
Was würden Sie der Stadt niemals wünschen?
Ein verregnetes Jugendfest. Nein, im Ernst, grundsätzlich wünsche ich niemandem etwas Schlechtes. Glücklicherweise neige ich nicht dazu, überall Gefahren und Ungemach zu sehen. Vielmehr glaube ich daran, dass wir vieles selbst in der Hand haben und gestalten können.
Was würden Sie der Stadt unbedingt (von Herzen) wünschen?
Mein innigster Wunsch für Brugg ist, dass sich die Menschen in der Stadt wohl- und zu Hause fühlen. Die Stadt hat viel zu bieten wie ruhige Wohnquartiere, in denen man sich kennt, wunderbare Naherholungsgebiete, ein breites Bildungs- sowie ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot und zahlreiche Menschen, die sich für die Stadt engagieren. Es wäre schön, wenn es uns gelänge, dieses positive Bild von Brugg in die Region und in die Schweiz hinauszutragen.
Gibt es Fragen, die wir Ihnen noch hätten stellen müssen?
Nein, danke.
Angenommen, Sie erhalten drei Angebote in Versform, die Ihre politische Arbeit verdeutlichen. Welches wählten Sie?
Ich nehme diesen:
Die Lage erkennen und erfassen.
Und vor allem niemals lockerlassen.
Und angenommen, ein Römer aus Vindonissa böte Ihnen eine Auswahl lateinischer Wahlsprüche an. Welchen wählten Sie?
Das ist ganz klar, nämlich diesen:
Salus populi suprema lex.
Das Wohl des Volkes sei das höchste Gesetz.
16 Fragen zur Persönlichkeit
Wie lautet Ihre gegenwärtige Lebensdevise?
Ich setze mich mit meiner ganzen Kraft für ein offenes, vielfältiges und lebendiges Brugg ein.
Wenn nicht in Brugg, wo würden Sie leben wollen?
Brugg ist meine Heimat. Hier habe ich meine Familie und einen grossen Teil meines Freundeskreises. In Brugg darf ich einer Beschäftigung nachgehen, bei der ich meine Fähigkeiten einbringen kann und die mich erfüllt. Brugg ist mein Zuhause. Hier fühle ich mich wohl, und es gibt keinen anderen Ort, an dem ich derzeit lieber leben möchte.
Was oder wer macht Sie sowohl sachlich als auch emotional an?
Mein Amt als Frau Stadtammann.
Was oder wer würde Ihren Tatendrang hemmen?
Mein Amt erfordert neben Tatendrang und Enthusiasmus viel Arbeitseinsatz, grosse zeitliche Präsenz und hohe Belastbarkeit. Das bedingt gute Gesundheit und ein persönliches Umfeld, das dieses Engagement mitträgt.
Welches sind Ihre historischen Vorbilder und warum?
Konkrete Vorbilder hatte und habe ich nicht, obwohl es selbstverständlich Menschen gibt, deren Handeln in konkreten Situationen oder deren Einsatz für bestimmte Ziele mich beeindrucken. So bewundere ich Menschen, die bei dem, was sie tun, leidenschaftlich und kompetent sind. Ausserdem beeindrucken mich Menschen, die für ihre Werte und Ziele einstehen. Besonders dankbar bin ich jenen Menschen, die sich uneigennützig gegen Ungerechtigkeit auflehnen, oder all denen, die mutig ihren Weg gehen, dafür Neues wagen und bestehende Strukturen aufbrechen.
Welche verabscheuen Sie?
Auch hier sind es nicht Menschen, sondern Taten, die ich missbillige. Dazu gehört jede Art von Ungerechtigkeit, Unehrlichkeit, Intoleranz, Willkür und Machtmissbrauch, um eigene Interessen durchzusetzen.
Welches sind Ihre Vorbilder der Gegenwart und warum?
Vergleichen Sie die Antwort auf die Frage nach den historischen Vorbildern.
Welche Kunstausstellungen haben Sie in letzter Zeit besucht?
«Off the Wall» und «Wohin – Halt auf Verlangen», die aktuellen beziehungsweise vergangenen Ausstellungen im Zimmermannhaus und im Salzhaus Brugg.
Welches Buch lesen Sie gerade und warum?
«Vermisst, der Fall Anna» von Christine Brand zum Abschalten und weil ich Krimis liebe.
Welche Musik hören Sie am liebsten?
Eigentlich mag ich fast alle Musikrichtungen, ausser Schlager und Reggae.
Welche Eigenschaften sind für Sie verabscheuungswürdig?
Vergleichen Sie die Antwort auf die Frage nach den historischen Gestalten, die ich verabscheue.
Welche Talente und Gaben möchten Sie noch besitzen?
Tanzen können.
Was wäre für Sie das vollkommene irdische Glück?
Ein Wochenende in der Natur – zu Fuss oder mit dem Velo.
Wie lautete der Titel Ihres Lebensromans?
Ich glaube nicht, dass mein Leben genügend relevanten Stoff für einen Roman bietet. Deshalb erlaube ich mir, diese Frage unbeantwortet stehen zu lassen.
Was würden Sie von Petrus gern hören, wenn Sie an der Himmelspforte ankommen?
Ein riesiges Kompliment wäre es für mich zu hören, dass ich meinen Mitmenschen mit Anstand und Respekt begegnet sei, dass ich meine Fähigkeiten und Talente dafür eingesetzt habe, um einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten, und dass ich dabei meine Entscheide zum Wohl der Gemeinschaft und nicht aus Eigeninteressen getroffen habe.
Gibt es hier noch persönlichere Fragen, auf die Sie gern geantwortet hätten?
Nein, vielen Dank für das Interview.