Feiern im historischen Gärtnerhaus

Dem Gärtnerhaus drohte einst der Abriss. Dank Widerstand steht es heute als Eventlokal zur Verfügung und kann günstig gemietet werden.
Von links: Urs Ulrech und Giuseppe Domeniconi vom Verein Gärtnerhaus mit Stadtrat Philippe Ramseier und Abteilungsleiter Thomas Berninger. (Bild: Stadt Baden)

Baden – «Vor Kurzem fand hier eine Taufe von Zwillingen statt», sagt Beatrice Stocker und lächelt. Sie und Ueli ­Büchi vertreten die Betriebsgruppe des Gärtnerhauses, das rustikalen Charme ausstrahlt und sich idyllisch in einen Garten neben dem Kurtheater schmiegt.

Das Gespräch findet an einem der langen Holztische im Hauptraum der Immobilie statt. Sie bieten für bis zu 45 Personen Platz. Holzbalken und Lampen aus Papiermaché sorgen für viel Atmosphäre. Der Holzboden ist pflegeleicht. Gleich daneben liegt die voll ausgestattete Küche, es gibt eine Toilette und kleine Tische, Stühle und Sonnenschirme für Apéros im Aussenbereich. Ein idealer Platz, um Feste zu feiern oder Workshops und Firmenanlässe zu veranstalten. Seit zwei Jahren kümmert sich Beatrice Stocker um die Vermietungen des Hauses. Ueli Büchi ist für dessen Unterhalt zuständig.

Vor dem Abriss bewahrt
Das Gärtnerhaus ist im Besitz der Stadt Baden. Ursprünglich stand es neben der Villa Burghalde und wurde später im Kurpark wieder aufgebaut. Das fast 100-jährige Gebäude diente einst als Materiallager für die Stadtgärtnerei. Ab diesem Jahrtausend wurde daraus ein Asylzentrum. Zuletzt fand das Baubüro für das ­Kur­theater darin Platz.

Als dieses 2020 fertig renoviert war, plante der Stadtrat den Abriss. Doch der Römerquartierverein wehrte sich erfolgreich dagegen. Vor dem Gärtnerhaus entstand im Herbst desselben Jahres ein gemeinschaftlicher Permakulturgarten, der seither vom Verein Römergarten bewirtschaftet wird. In Absprache mit Verantwortlichen des Kurtheaters und des Römergartens wurde gleichzeitig der Verein Gärtnerhaus für den Betrieb des leer stehenden Gebäudes gegründet.

Dessen Präsident ist heute Urs Urech. Beatrice Stocker und Ueli ­Büchi sorgen dafür, dass das Haus ein einfacher, aber gepflegter, gut funktionierender Veranstaltungsort und ein Treffpunkt für die ganze Bevölkerung ist. Die Miete für einen Tag ist günstig. Für einen Kindergeburtstag müssen lediglich 50 Franken, für sonstige Anlässe 200 Franken berappt werden. Dazu kommen allenfalls Reinigungskosten, wenn jemand nicht selbst putzen will. «Wir veranschlagen die Preise bewusst tief, damit auch Leute mit kleinem Budget das Gärtnerhaus mieten können», meint Beatrice Stocker.

Weil das Gärtnerhaus keine Subventionen erhält, sind diese Einnahmen enorm wichtig. «Leider ist immer noch viel zu wenig bekannt, dass es zu sehr günstigen Konditionen und ganz unkompliziert für einen Anlass gemietet werden kann», bedauert sie. Das soll sich ändern. Im ersten Stock stehen künftig zusätzlich sogar zwei weitere Räume für Kleingruppen bis zu fünf Personen zur Verfügung. Zurzeit wird dort eine Pinselsanierung vorgenommen. «Vor allem weil das ­Figura-­Theaterfestival hier 2026 sein Festivalzentrum einrichten wird», ­sagen die beiden Betreiber erfreut.

Beatrice Stocker und Ueli Büchi von der Betriebsgruppe des Vereins Gärtnerhaus. (Bild: ub)

Renovation am Horizont
Am Mittwoch ist das Gärtnerhaus für den Verein Römergarten reserviert. Ansonsten gibt es freie Kapazitäten. «Der September lief sehr gut – ich musste sogar Absagen erteilen. Aber im Juli hatten wir lediglich zwei Vermietungen», sagt Beatrice Stocker. Die ehemalige Lehrerin unterrichtete 20 Jahre an den Bezirksschulen Baden und Wettingen. Dann wanderte sie mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann nach Frankreich aus und produzierte Biohonig. Die Imkerei betreibt sie nach wie vor, allerdings auf kleiner Flamme.

Ueli Büchi war bis zu seiner Pensionierung Berater zum Thema Berufsbildung und arbeitete mitunter für Swiss Skills. Heute setzt er sich als Präsident von Prosenio Baden für die Anliegen von Seniorinnen und Senioren ein. Nachdem der Verein sein Ziel, die Immobilie im Baurecht zu übernehmen, vor Kurzem habe realisieren können, plane er nun eine sanfte Gesamtrenovation des Gebäudes, wie der 68-Jährige erklärt. Dannach soll das kleine, in die Jahre gekommene Bijou wieder in neuem Glanz erstrahlen. Die zwei versprechen aber, dass die Mietpreise weiterhin tief bleiben werden. Das Gärtnerhaus ist und bleibt ein Haus, das allen offensteht.

Weitere Infos, Mietkonditionen und freie Kapazitäten sind unter gaertnerhausbaden.ch zu finden.