Neubau prägt den Dorfeingang

Die Dorf AG Freienwil lud am Wochenende ihre Aktio­närinnen und Aktionäre zu einer Besichtigung des Neubaus ein.
Aktionärinnen und Aktionäre der Dorf AG besichtigen die neuen Wohnungen über dem künftigen Ladenlokal. (Bild: bkr)

Freienwil – Im künftigen Lokal des Dorfladens – es wird am 15. November eröffnet – legen die Handwerker letzte Hand an. Die ersten zwei der vier Wohnungen werden ab nächstem Wochenende bezogen. Gelegenheit, den Aktionärinnen und Aktionären der Dorf AG zu zeigen, wie ihr Geld investiert wurde. Urs Rey, Vizeammann der Gemeinde Freienwil sowie Mitglied des Verwaltungsrats und der Baukommission, freute sich über den Abschluss des rund fünf Jahre dauernden Entscheidungs-, Planungs- und Bauprozesses. Ihn spricht der Neubau an: «Ich habe mich sogar etwas in das neue Haus verliebt.» Nicht allen in Freienwil gefällt das relativ dunkle Braun der Holzfassade. Dazu Rey: «Als Anbau der ‹Eintracht› soll das Gebäude als moderner Schopf wahrgenommen werden.» Solche Bauten bildeten den klassischen Abschluss der Freienwiler Häuserzeilen. Mit dieser Farbe wurde jene der Riegelkonstruktion des ehemaligen Restaurants kopiert.

Bei der Besichtigung anwesend war der Badener Architekt Daniel Schweizer, der auf verschiedene Details aufmerksam machte. So sind die Badezimmer der ansonsten mit Parkett versehenen vier 2,5- und 3,5-Zimmer-Wohnungen mit glänzenden und nicht planen Kacheln ausgekleidet. «Sie sollen an Kachelöfen erinnern», sagt Schweizer. Bei der schnitzwerkartigen Ausgestaltung der Fensterbrüstungen standen die Ähren des Freienwiler Gemeindewappens Pate. Spannend für die zahlreich anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre waren zudem Schweizers Ausführungen zur Bautechnik. Während die Aussenwände aus Holz bestehen, wurden die Decken betoniert. «Damit konnten wir für die Stockwerke Raumhöhe ­gewinnen», sagt der Architekt. Die war nötig, weil im engen Korsett
eines Gestaltungsplans gebaut werden musste, der Fläche und Firsthöhe fix vorgab.

Die Vorgeschichte
Als Anbau des ehemaligen Restaurants Eintracht befindet sich der neue Laden quasi Wand an Wand mit einem seiner Vorgänger. Im Sockelgeschoss der «Eintracht» gab es viele Jahre eine von Wirtsleuten betreute Verkaufsstelle der Landwirtschaftlichen Konsumgenossenschaft. In den 1950er-Jahren eröffnete diese in Oberehrendingen ein eigenes Geschäft. Das Freienwiler Lädeli führte der Konsumverein Baden weiter. Dieser – später in der Coop-Gruppe aufgegangen – setzte damals auf Expansion und baute beispielsweise 1957 auf der Badener Allmend eine Filiale. Der Laden heisst heute Chrätli und gehört einer Genossenschaft der Quartierbewohnerinnen und -bewohnern. Das Unternehmen Coop war es denn auch, das 1971 in Freienwil den Verkaufspavillon aufstellte.

Dorfläden haben es schwer, finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen. Deshalb ziehen sich die Grossverteiler seit Jahren aus diesem Segment zurück – so im Jahr 2002 in Freienwil geschehen. Gerettet wurde der Laden dank der Gründung einer Genossenschaft und einem zusätzlichen und grosszügigen finanziellen Engagement der politischen Gemeinde. «Geboten wird dem Dorf und seiner Bevölkerung im Gegenzug durchaus etwas: ein Ort der Begegnung, des spontanen Gesprächs», sagt Vizeammann Rey. Damit der Laden weiterhin Bestand hat und aus dem Provisorium in einen Neubau ziehen kann, gründeten die Freienwilerinnen und Freienwiler im Sommer 2020 eine Dorf AG. Deren Aktien wurden aus dem Kapital der Genossenschaft, einem Betrag von 300 000 Franken der Einwohnergemeinde und 150 000 Franken aus dem Vermögen der Ortsbürgergemeinde gezeichnet. Beteiligt haben sich auch die Raiffeisen-Bank mit 100 000 Franken sowie Aktionärinnen und Aktionäre aus der Bevölkerung mit 300 000 Franken.