«Es geht vor allem ums Soziale»

Fünftklässlerinnen und Fünftklässler aus Brugg üben derzeit für einen speziellen Auftritt an ihrem Abschlussfest im Salzhaus.
Schülerinnen und Schüler aus Brugg üben für den gossen Moment auf der Bühne. (Bild: leh)

Die Proben laufen auf Hochtouren. 47 Kinder aus zwei fünften Klassen des Schulhauses Stapfer üben ihre Paartänze, instruiert werden sie von einer geschulten Tanzpädagogin. Von Rumba, Foxtrott, Tango und Merengue bis Walzer – die verschiedensten Rhythmen aus unterschiedlichsten Kulturen kommen zum Zug.

Das gemeinsame Tanzen scheint für einige Kinder noch etwas gewöhnungsbedürftig zu sein. Andere sind schon entspannter, sagt die Klassenlehrerin Barbara Gabathuler. «Zu Beginn fanden sie es ungeheuerlich, mit einem Jungen beziehungsweise einem Mädchen tanzen zu müssen», erzählt sie. «Sie hatten Hemmungen – mit der Zeit haben sich die Kinder aber daran gewöhnt.» Sie seien auch auf das Projekt vorbereitet gewesen, da es an ihrer Schule fest zum Jahresprogramm der fünften Klassen gehöre. 

Respekt, Teamwork, Vertrauen
Das Stapfer-Schulhaus in Brugg beteiligt sich seit Jahren an den «Dancing Classrooms». Das Hauptziel des Projekts sei nicht, Kindern die Welt der Paartänze näherzubringen – einen Lifestyle, der bei jungen Menschen zunehmend in Vergessenheit gerät. «Natürlich geht es auch um das Kulturgut Tanzen, den Rhythmus, die Musik, die Körperlichkeit», sagt Barbara Gabathuler. «Aber die Stärkung der Gemeinschaft steht bei dem Projekt klar im Zentrum – Respekt, Teamwork und Vertrauen erlernen.» Die «Dancing Classrooms» seien somit nicht nur ein Tanzprojekt, sondern vor allem ein Projekt für Zwischenmenschliches.

 Organisiert werden die «Dancing Classrooms», deren Konzept ursprünglich aus den USA stammt, vom schweizerischen Ableger des gemeinnützigen und gleichnamigen Vereins mit Hauptsitz in Nänikon. Auf dessen Website wird der Nutzen des Projekts für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder unterstrichen: Es gehe darum, «den Kindern über den Fachunterricht hinaus wichtige persönliche Kompetenzen mitzugeben – Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, ihr Leben voller Vertrauen und Selbstvertrauen zu gestalten und dabei anderen mit Toleranz und Respekt zu begegnen».

Seit 2010 haben in der Schweiz laut Angaben des Vereins insgesamt 836 Klassen mit 17 500 Kindern die «Dancing Classrooms» besucht. Dreiviertel der Schulen hätten das Programm nicht nur einmal durchgeführt, sondern immer wieder. Die Schule Mettlen in Opfikon habe bereits 16 Mal teilgenommen, so der Verein.

Finanziert wird die Teilnahme des Schulhauses Stapfer von der kantonalen Vermittlungsstelle Kultur macht Schule und der Julius Stäbli’schen Stiftung in Brugg. «Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung», sagt Gabathuler. «Sonst könnten wir uns das Projekt nicht leisten.»

Die fünften Klassen bei den Proben in Brugg. (Bild: zVg)

Abschlussfest als Höhepunkt
18 Lektionen in 10 Wochen werden die Klassen aus Brugg hinter sich haben, wenn es als grossen Höhepunkt auf die Bühne geht: Am 20. November werden die zwei fünften Klassen ihr Können an einer Abschlussfeier im Brugger Salzhaus unter Beweis stellen. Sechs Standardtänze, je drei pro Klasse, und zwei Line-Dances, die gemeinsam aufgeführt werden, stehen auf der Programm. Und für die Kinder gelte es spätestens dann ernst, wie Barbara Gabathuler sagt. «Denn im Salzhaus werden die Eltern, die Gotten und Göttis im Publikum sitzen.»

Übrigens wird derzeit nicht nur in Brugg für einen solchen Abend geprobt. Auch die Schule Bözberg beteiligt sich an den «Dancing Classrooms». Ihr Abschlussfest geht am 18. November in der Turnhalle Ursprung über die Bühne.