Lebensräume zwischen Wasser und Land

Die Naturschutztagung von Birdlife Schweiz findet dieses Jahr in der Region Brugg und somit im Wasserschloss der Schweiz statt.

Windisch – Am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat lässt sich das Zusammenspiel zwischen Land und Wasser besonders eindrücklich erleben. Hier findet man Lebensräume, die anderswo selten geworden sind: Übergangsbereiche zwischen feucht und trocken, in denen das Leben pulsiert. Die Natur hat das Zusammenspiel der Elemente perfektioniert, scharfe Grenzen zwischen Wasser und Land gab es ursprünglich nämlich kaum. Sie sind vor allem menschengemacht, zum Beispiel durch die vielfache ­Begradigung von Flüssen und die Trockenlegung von ehemaligen Auen­gebieten. Viele Tiere und Pflanzen ­haben sich jedoch genau diesen Übergangsbedingungen zwischen aquatischen und terrestrischen Lebens­räumen angepasst und sind heute oft besonders stark gefährdet.

Amphibien oder Libellen halten sich zum Beispiel je nach Lebensphase entweder im Wasser oder an Land auf. Für ihre Erhaltung sind sie auf eine funktionierende Vernetzung zwischen Land und Wasser angewiesen. Ein Beispiel hierfür ist der Laubfrosch, der Wasserlebensräume ebenso wie hochwüchsige Pflanzen und Hecken benötigt, wo er seine lautstarken Paarungskonzerte hält.

Spannende Wechselwirkungen
Die diesjährige nationale Birdlife-Naturschutztagung in Windisch unter dem Motto «Ein Lebensnetz für Wasser und Land» widmet sich ebensolchen blau-grünen Lebensräumen. Den Auftakt macht Florian Altermatt von der Universität Zürich und der Eawag: Er wird den Teilnehmenden die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen aquatischen und terrestrischen Habitaten näherbringen. Doch wie lassen sich diese erhalten beziehungsweise wiederherstellen? Birdlife Aargau wird die kantonale Gewässerinitiative vorstellen, und aus der Bodenseeregion erfahren die Teilnehmenden, wie auf deutscher Seite Lebensraumverbünde geschaffen werden.

Wie die so wichtigen Übergangslebensräume konkret gefördert werden können, zeigt der zweite Teil der Tagung. Dabei kommen Synergien mit Massnahmen gegen den Klimawandel im Landwirtschaftsgebiet genauso zur Sprache wie Wasserlebensräume im Wald. Nicht immer braucht es den Menschen – ein wichtiger Baumeister ist der Biber. Wo er sich ansiedelt, profitiert die gesamte blau-grüne ­Biodiversität. Weitere Referate sind typischen Artengruppen der Übergangslebensräume gewidmet: Vögeln, Wasserinsekten, Wildbienen, Amphibien und Fledermäusen. Auch der ­Erfahrungsaustausch kommt nicht zu kurz. Am «Lebensraummarkt der Möglichkeiten» stellen Birdlife-Naturschutzvereine ihre Projekte vor und tauschen Erkenntnisse und Tipps für die Wiederherstellung von Lebens­räumen aus.

Was sich mit Herzblut und Engagement für die einheimische Natur erreichen lässt, zeigten bereits Ende der 1980er-Jahre acht aargauische Natur- und Umweltschutzorganisationen: Sie starteten die Aueninitiative, die 1993 von der aargauischen Stimmbevölkerung mit deutlichen 67,7 Prozent angenommen wurde. Dank dem daraus resultierenden verfassungsmässigen Auenschutz konnten zahlreiche wertvolle Auenflächen wiederhergestellt und Gewässer saniert werden, an denen sich heute Menschen und Natur gleichermassen erfreuen.

Die für alle interessierten Personen offene Birdlife-Naturschutztagung «Ein Lebensnetz für Wasser und Land» findet am Samstag, 22. November, von 9.30 bis 17 Uhr im Campussaal in Windisch statt. Die Teilnahme kostet 175 Franken, für Birdlife-Mitglieder und Studierende gilt ein reduzierter Beitrag von 75 Franken. Weitere Informationen und Anmeldung unter birdlife.ch/tagung.