«Am Ende siegt die gute Sache»

Am 30. November wird der Brugger Stadtrat gewählt. Acht Kandidierende stellen sich für fünf Sitze zur Verfügung. Der «General-Anzeiger» stellt jede Woche eine(n) von ihnen vor: Neben Fragen zu politischen Inhalten stellen sich die Kandidierenden persönlichen Themen. Heute: Jacqueline van de Meeberg.

Brugg – 11 Fragen zur Politik

Bekannt ist, dass ein Exekutivamt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen für Sie bereithält. Warum kandidieren Sie trotzdem, obwohl ­bekannt ist, dass man es nie allen recht ­machen wird? 
Meine Erfahrung zeigt, dass man eine Stufe höher gehen und ansetzen muss, wenn man mehr bewirken und etwas positiv verändern möchte, selbst wenn man gelegentlich Gegenwind erhält. Mit Motivation, Engagement und Feingefühl kann man viele gute Lösungen finden und Kompromisse schaffen.

Welches sind thematisch Ihre politischen Arbeitsschwerpunkte?
Mir ist es sehr wichtig, die Anliegen der Bevölkerung zu hören und ernst zu nehmen. Derzeit beschäftigt viele Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Brugg das Thema Sicherheit. Mit meiner langjährigen beruflichen Erfahrung als Rechtspsychologin und Psychotherapeutin kann ich mich für mehr Sicherheit und Prävention einsetzen, schadensmindernde Massnahmen fördern, eine gute Zusammenarbeit mit Therapiestellen schaffen und den Kanton einbeziehen.

Es ist mir zudem wichtig, dass Brugg ein attraktiver Wirtschafts- und Bildungsstandort ist und bleibt, dass Beruf und Familie vereinbar sind und gefördert werden und dass das Gesundheitswesen weiter gestärkt wird. Auch präventive Massnahmen für eine gute Entwicklung der Kinder unterstütze ich sehr, damit sie als Erwachsene gesund und gefestigt in den Berufsalltag einsteigen können. 

Was glauben Sie, wie könnten Sie auf der ­Basis Ihrer Ausbildung und Ihres Berufs für die Stadt Gutes tun?
Ich kann durch meine Ausbildung und berufliche Erfahrung gut zuhören, analytisch denken, Probleme schnell erkennen und Lösungen finden. Weiter kann ich auf Menschen eingehen, Kompromisse erzielen und somit zwischen verschiedenen Polen einen Ausgleich schaffen.

Wenn die gute Fee Ihnen drei Wünsche zum Wohl der Stadt feilböte, welche wären das?
Erstens, dass sich die Attraktivität und das Sicherheitsgefühl der Stadt Brugg verbessert, indem der Neumarktplatz zeitnah sinnvoll und freundlich umgestaltet wird, leer stehende Geschäfte wieder mit neuem Leben gefüllt werden und gute Massnahmen zur Prävention und Schadensminderung umgesetzt werden. Zweitens, dass Brugg ein guter Bildungs- und Gesundheitsstandort bleibt, und drittens die Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit weiter gefördert wird.

Welches Ressort würden Sie gern ­übernehmen, welches eher nicht?
Das Ressort Bildung oder das Ressort Gesellschaft würden mich sehr interessieren, zumal ich als berufstätige Mutter und Bezirksschulrätin vor dem Hintergrund meiner beruflichen Ausbildung in beiden Bereichen sehr viel Wissen und Erfahrung einbringen kann. Käme mir ein anderes Ressort zu, würde ich mich tief einarbeiten. Das sehe ich als Herausforderung.

Wie «grün» sind Sie?
So gut es geht. Ich bin sehr oft mit dem Velo oder dem öffentlichen Verkehr unterwegs und helfe in einer Neophytengruppe und bei Clean-up-Aktionen (Quartierverein Lauffohr) mit. Mein Haushalt ist auf sparsame Elektrogeräte umgestellt. Insgesamt ist mir der Erhalt unserer Natur sehr wichtig.

Was würden Sie der Stadt niemals ­wünschen?
Ich wünsche der Stadt niemals einen Krieg oder eine schwere Seuche, die viele Menschen dahinraffen würde.

Was würden Sie der Stadt unbedingt (von ­Herzen) wünschen?
Ich wünsche der Stadt Brugg und ihrer Bevölkerung, dass sie bei guter Gesundheit ein gutes und gelingendes Miteinander erlebt. Ausserdem wünsche ich der Stadt Brugg, dass sie ein attraktiver Standort bleibt, ein gut ausgebautes Gesundheitswesen und viele innovative Bildungsmöglichkeiten aufweist.

Gibt es Fragen, die wir Ihnen noch hätten stellen müssen?
Man hätte noch fragen können, wo wir ­Kandidierenden uns und die Stadt Brugg in fünf Jahren sehen: Ich würde mich gern in der zweiten Amtszeit als Stadträtin sehen und ebenso, dass einige Ziele in der Stadt umgesetzt sind, die sie attraktiver und sicherer machen. 

Angenommen, Sie erhalten drei Angebote in Versform, die Ihre politische Arbeit verdeutlichen. Welches wählten Sie?
Ich nehme dieses:
Gute Argumente, etwas Charme 
machen noch jedes Klima warm.

Und angenommen, ein Römer aus Vindonissa böte Ihnen eine Auswahl lateinischer Wahlsprüche an. Welchen wählten Sie?
Das ist ganz klar, nämlich diesen:
Tandem bona causa triumphat.
Am Ende triumphiert die gute Sache.

16 Fragen zur Persönlichkeit 

Wie lautet Ihre gegenwärtige Lebensdevise?
Sei du selbst, alle anderen gibt es schon. Und: Der Weg ist bereits das Ziel. 

Wenn nicht in Brugg, wo würden Sie leben wollen?
Ich lebe seit über 15 Jahren in Brugg und fühle mich sehr zu Hause. Meine Kinder wachsen hier auf, ich bin in verschiedenen Vereinen aktiv, habe hier Freunde und kann mich beim Spaziergang an der Aare oder im Garten erholen. Als Walliserin wäre für mich eine Rückkehr ins Wallis irgendwann denkbar, wobei ich dann durchaus mit Wehmut singen würde: «Wie mängisch dänki a di zrugg: a d Aare und as Städtli Brugg.»

Was oder wer macht Sie sowohl sachlich als auch emotional an?
Ich mag Menschen und Gespräche und liebe meine Arbeit. Und Wissen zu erwerben und weiterzuvermitteln ist eine Passion von mir.

Was oder wer würde Ihren Tatendrang ­hemmen?
Eine schwere Krankheit.

Welches sind Ihre historischen Vorbilder und warum?
Seit meiner Kindheit ist mir Marie Curie, ­Nobelpreisträgerin in Physik und Chemie, ein Begriff. Das zu Beginn vor allem deshalb, weil sie am selben Tag wie ich geboren wurde, einfach 115 Jahre vor mir. Sie hat sich im Ersten Weltkrieg der Behandlung verwundeter Soldaten gewidmet und sich später für die För­derung von weiblichen Studenten eingesetzt. Hier sehe ich Ähnlichkeiten: Mich faszinieren ­Chemie, Biologie und Mathematik seit jeher, in der Schweizer Armee habe ich als Sanitäts­soldatin gedient, und die Unterstützung von Mädchen und Frauen bezüglich Gesundheit und Bildung ist mir ebenfalls sehr wichtig. 

Welche verabscheuen Sie?
Mir sind die Diktatoren und Machthaber zuwider, welche die Bevölkerung gewaltsam unterdrücken, Unwahrheiten verbreiten und ihre Macht missbrauchen.

Welches sind Ihre Vorbilder der Gegenwart und warum?
Meine Eltern sind für mich Vorbilder, da sie verschiedene Herausforderungen gemeistert haben, dankbar, zufrieden und nach wie vor ­engagiert sind. Auch Menschen, die sich für ­andere einsetzen und positive Veränderungen bewirken, manchmal unter widrigen Umständen, sind für mich Vorbilder.

Welche Kunstausstellungen haben Sie in ­letzter Zeit besucht?
Ich besuche immer wieder gern Kunstausstellungen und Theater, zum Beispiel im Zimmermannhaus oder im Odeon. Während meiner Ferien in den Niederlanden habe ich das Rijksmuseum in Amsterdam besucht.

Welches Buch lesen Sie gerade und warum?
Zurzeit lese ich das Buch «Unter der Linde» von Therese Bichsel und nehme am Projekt der Stadtbibliothek, «Brugg liest ein Buch», teil. Ich mag historische Romane sehr und habe früher alle Romane von Rebecca Gablé «verschlungen», welche die englische Monarchie im Mittelalter betreffen. Wenn ich mich entspannen möchte und Ruhe benötige, dann lese ich, wobei ich verschiedene Genre mag wie zum Beispiel Fantasy oder Krimi. Gern mit einer Portion ­Humor.

Welche Musik hören Sie am liebsten?
Ich mag sehr viele verschiedene Stile wie Pop, Dance, Klassik usw. und gehe gern an Konzerte. Zuletzt besuchte ich beim Brugg-Festival ein paar fantastische klassische Konzerte.

Welche Eigenschaften sind für Sie ­verabscheuungswürdig?
Ich mag böswillige Menschen nicht, die an­deren absichtlich Leid zufügen, und verachte Ungerechtigkeit, Missgunst und Falschheit.

Welche Talente und Gaben möchten Sie noch besitzen?
Mit den Talenten und Gaben, die ich erhalten habe, bin ich sehr zufrieden. Spannend wäre, wenn man sich teleportieren könnte und so ein ökologischeres und schnelleres Reisen möglich wäre.

Was wäre für Sie das vollkommene ­irdische Glück?
Ich bin schon sehr glücklich. Ein vollkommenes irdisches Glück wird es wohl nicht geben, aber wenn meine Familie und ich gesund ein ­erfülltes Leben haben dürfen, wir einer Arbeit mit Freude nachgehen können und gute Freunde an unserer Seite habe, dann bin ich sehr dankbar.

Wie lautete der Titel Ihres Lebens­romans?
«Mein Weg» oder «Ich bin ich». Letzteres gibt es allerdings bereits als Kinderbuch, nämlich «Das kleine Ich bin ich» von Mira Lobe. In diesem inspirierenden Buch macht sich eine kleine witzige Figur auf die Suche nach sich selbst.

Was würden Sie von Petrus gern hören, wenn Sie an der Himmelspforte ankommen?
Herzlich willkommen.

Gibt es hier noch persönlichere Fragen, auf die Sie gern geantwortet hätten?
Für alles Weitere kann man mich einfach ­ansprechen.