Freienwil – Ein Herbstmorgen in Freienwil. Die Sonne scheint in den alten Dorfkern. Bestes Wetter für die Eröffnung des neuen Dorfladens im schmucken Anbau der «Eintracht». Die ebenfalls neue Pächterin Yvonne Albiez und ihr Partner Manuel Radecke dürfen eine grosse Schar Freienwilerinnen und Freienwiler, aber ebenso Gäste von ausserhalb begrüssen. Unter ihnen ist Hans Bürge. Der EVP-Politiker und ehemalige Grossratspräsident steht der Stiftung Lebensraum Aargau vor. Sie hat das Projekt, insbesondere die Funktion des Ladens als Dorftreff, mit 20 000 Franken unterstützt. In Feierlaune dabei waren zudem Aktionärinnen und Aktionäre der Dorf AG – unter ihnen Delegationen der Raiffeisenbank, von Einwohner- und Ortsbürgergemeinde.
Ein Schlüssel mit Tradition
Mit der Klarinette umrahmt der ehemalige Sekundarlehrer Albin Leimgruber den grossen Moment: Thomas Müller, Verwaltungsratspräsident der Dorf AG, überreicht den Ladenmietern Yvonne Albiez und Manuel Radecke einen symbolischen Schlüssel. «Er hat eine grosse Tradition», verrät Thomas Müller. «Er kam, seit es den Genossenschaftsladen als Provisorium auf der Vogt-Wiese gab, immer wieder bei Pächterwechseln zum Einsatz.» Später im Laden bezeichnet Thomas Müller die Eröffnung als «unglaublichen Moment». Der weite Weg zum heutigen Tag habe über Berge und Täler geführt. Thomas Müller schilderte das Auf und Ab anhand von Zeitungstiteln und -artikeln. Bei deren Lektüre stiess er auf ein früheres, nicht realisiertes Projekt. Als das einstige Verkaufslokal der Konsumgenossenschaft im Sockelgeschoss der «Eintracht» zu klein wurde, hatte Anwohner Heinz Rauch bereits 1971 vorgeschlagen, einen Anbau am Wirtshaus zu realisieren, und gleich erste Pläne ausarbeiten lassen.
Mehr als ein Einkaufsort
Das nun Umgesetzte gelte es, am Leben zu erhalten, indem man den Laden und seine Angebote nutze. Pächterin Yvonne Albiez will das Rad nicht neu erfinden und an vielem Altgewohnten aus dem Dauerprovisorium festalten. «Für mich», sagt sie, «ist dieser Laden viel mehr als nur ein Ort zum Einkaufen – er ist ein Treffpunkt, ein Stück Gemeinschaft und ein Ort, an dem man sich begegnet, sich austauscht und miteinander lacht.» So gibt es im neuen Laden weiterhin eine Kaffee-Ecke mit Leckereien und Sandwiches. Für Letztere ist Manuel Radecke, der seine Partnerin in seiner Freizeit unterstützt, als gelernter Koch zuständig. Auch Yvonne Albiez – in Berlin aufgewachsen und seit 25 Jahren in der Schweiz – hat Gastroerfahrung, so als stellvertretende Betriebsleiterin in der Villa Boveri in Baden.
Wichtig ist ihr gutes Essen und für dessen Zubereitung die nötigen Produkte im Laden zu haben. Sie setzt dabei auch auf lokale Lieferanten: Getreideprodukte, Honig, Kirsch und Most aus Freienwil – Dinge, die sich zudem gut für Geschenkkörbe mit lokalem Touch eignen. Apropos Nähe: In Freienwil kennt man sich. So weiss Yvonne Albiez, dass Dorfbewohner Marcel Durizzo den Chäsegge in Baden betreibt. Er erklärte sich bereit, ihren Laden mit frischen Fonduekäsemischungen zu beliefern. Zum Altvertrauten im neuen Verkaufslokal gehören ausserdem zwei Gesichter: jene von Snjezana Burger und Beatrice Felder. Sie helfen am neuen Ort weiterhin mit, die Kundinnen und Kunden zu betreuen.