Wuchtige Klänge auf dem Friedhof

Die Abdankungshalle in Brugg hat eine neue Orgel erhalten. Das fast 50 Jahre alte Instrument stammt von einem ehemaligen Musikdozenten.
Luigi ­Collarile ist Organist der reformierten Kirche Brugg. (Bild: zVg)

Seit vergangenem Sonntag sind die Orgelklänge in der Abdankungshalle auf dem Friedhof in Brugg wuchtiger als gewohnt. Der historisch bedeutende Jugendstilbau des Brugger Architekten Albert Fröhlich hat eine neue Orgel erhalten.

Das Instrument ist ein sogenanntes Positiv und wurde 1976 von der Firma Hauser in Kleindöttingen gebaut. Es ist grösser als die bisherige Orgel. Und der Mann, der sie spielen darf, schwärmt: «Sie ist 2,40 Meter hoch, hat vier Register, zwei Manuale und ein Pedal – eine qualitativ sehr gute Orgel aus Massivholz», sagt Luigi ­Collarile, Organist der reformierten Kirche Brugg. Das bisherige Instrument sei eine Truhenorgel mit Baujahr 1972 gewesen, ebenfalls von der Firma Hauser – eine sehr kompakte Orgel mit nur einem Manual und keinem Pedal.

Heinz Ballis Orgel
Doch wie kam die Gemeinde zu dieser neuen Orgel? «Das alte Instrument war etwas in die Jahre gekommen und musste revidiert werden», erklärt Collarile. «Da erschien mir der Ersatz durch eine grössere Orgel sinnvoller.» Der Organist hatte erfahren, dass Heinz Balli, der ehemalige Organist des Berner Münsters und Lehrer am Konservatorium, auf der Suche nach einem neuen Platz für seine Hausorgel war. «Er konnte sein Instrument nicht mehr oft spielen und suchte nach einer neuen Verwendung dafür», so Collarile. «Balli fragte mich an, ob ich eine Idee hätte – und so kamen wir zusammen.» Collarile stellte den Kontakt zwischen dem ehemaligen Organisten des Berner Münsters und der Gemeinde Brugg her.

Die neue Orgel ist in der Abdankungshalle angekommen. (Bild: zVg)

Unterdessen wurde die Orgel bei den Orgelbauern in Kleindöttingen in sorgfältiger Detailarbeit revidiert und danach in die ­Abdankungshalle in Brugg transportiert, wo sie wieder aufgebaut wurde. Am Sonntag übergaben Luigi Collarile, die katholische Seelsorgerin Maria Daetwyler und der reformierte Pfarrer Rolf Zaugg sowie Stadträtin Yvonne Buchwalder-Keller die Orgel in einer kleinen Feier schliesslich ihrer Bestimmung.

Neue Bleibe in Bad Schinznach
Am Freitag zuvor hatte Collarile an einer Abdankung zum letzten Mal auf der alten Orgel gespielt. Sie wird nun eine neue Heimat erhalten. «Denn in der Geschichte gibt es noch eine dritte Orgel», wie der Musiker sagt. Die Gemeinde Brugg sei auch für die Kapelle des Friedhofs in Bad Schinznach zuständig. «Und die dortige Orgel ist sehr sanierungsbedürftig», so Collarile. Deshalb habe er mit der Gemeinde besprochen, dass es sinnvoller sei, die Orgel aus der Abdankungskapelle, die eigentlich in einem guten Zustand sei und nun revidiert werde, nach Bad Schinznach zu verlegen, anstatt dort eine neue Orgel zu kaufen.

«Das Instrument muss nur noch revidiert werden. Der Staub wird entfernt, die Pfeifen werden geputzt und reguliert, die Präzisionsmechanik wird kontrolliert. Dann ist die Orgel bereit für ihren neuen Bestimmungsort», sagt Collarile.