Langeweile mit Langweilern

In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.
In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.

Kennen Sie das? Sie werden mit fader Konversation plattgeschwatzt und gelangweilt. Sie möchten subito an den Südpol entfliehen. Oder mit lockerer Ironie das Gespräch von seiner Totenstarre befreien. Aber gut erzogen bewahren Sie Haltung, schweigen und widmen Ihre Bedenken dem Tagebuch.

Und dort steht: Langweiler sind eine Landplage, und ihre Themen ärger als ein Keuchhusten oder Hämorrhoiden. Wir bräuchten ein Gesetz, das chronisches Verbreiten von Langeweile unter Strafe stellt. Zum statuierenden Exempel: Drei Tage Medienentzug, da diese nicht ganz unschuldig an der Themenwahl sind. Und da besonders in den Sportberichten.

Dazu jetzt Bemerkungen von drei Krafttraining-Gestählten: «Fussball ist stinklangweilig.» Oder: «Diese Vierschanzentournee. Seit ich lebe, jedes vermaledeite Jahresende diese Flugshow, 100-mal dasselbe, einfach nur trostlos. Dann schon eher ein Abfahrtsrennen.» – «Jetzt hör aber auf,» meinte S. «Ist doch auch das Ewiggleiche, nur schneller. Und als Valium-Ersatz dann die Werbespots. Da kriegt man vom Gähnen eine Kiefersperre.»

Aber damit nicht genug. Als hyperlangweilig wurden auch noch genannt: Tatort, Zischtigsclub, Böhmermann, Tempo 30, Lauterbach, SRF zumeist, Springreiten, Silvesterprogramme, Gemeinderäte, die 123. Klimadiskussion, Schwarzwaldklinik und Diätvorschriften. Und Frau O. ergänzt mit einem schnippischen Bonmot: «Nur Langweiler langweilen sich.»

Warum nur beschäftigen sich die Leute mit trivialem Kram? Kaschieren sie ihre latente Langeweile? Ergreifen sie müssige Massnahmen gegen die innere Leere als eine Art therapeutische Hohlraumbehandlung? Ich möchte das lieber nicht glauben müssen. Und doch, was tut man, wenn Leute nur kalten Kaffee anbieten, den Meinungsmainstream duplizieren und nur reden, damit man sie wahrnimmt? Also doch Südpol oder geistreiche Sprüche produzieren? Oscar Wilde imitieren? Der sagte mal: «Es ist absurd, die Menschen in gut und schlecht einzuteilen. Menschen sind entweder charmant oder langweilig.» Na bitte, da haben wirs.

info@valentin-trentin.ch