Den Garten mit Herz gestalten

Start in die Gartensaison: Gärtnermeister Adrian ­Hospenthal erklärt, was in einen Garten gehört und was in seinem eigenen wächst.
«Sträucher, Blumen, Gemüse und Wasser gehören in jeden Garten», sagt Gärtnermeister Adrian Hospenthal von der Gärtnerei Hospenthal-Kägi in Untersiggenthal. (Bild: is)

Biodiversität bedeutet «biologische Vielfalt» oder «Vielfalt des Lebens» – dazu gehören Tiere, Pflanzen und Ökosysteme. Auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann ein Lebensraum für einheimische Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Wie eine solche Naturoase entsteht, und was man beachten muss, erläuterte Bio-Terra-Gärtner Adrian Hospenthal von der Gärtnerei Hospenthal-Kägi aus Untersiggenthal in einem Vortrag des Natur- und Vogelschutzvereins Ehrendingen.

Was bedeutet einheimisch?
Biodiversität sei in aller Munde, weiss der Gärtnermeister, doch fehle oft das Wissen, wie man diese genau fördere. So könne eine als einheimisch deklarierte Staude auch Wurzeln aus Holland haben oder gar in Afrika produziert und nach Europa transportiert worden sein. «Einheimische Pflanzen sind all diejenigen, die sich seit mehreren Hundert Jahren auf natürliche Weise hier verbreiten», klärte Hospenthal die rund siebzig Interessierten im Gemeindesaal Unterdorf auf.

Wer in seinem Garten die Biodiversität fördern will, sollte vor allem spezifisches Wissen über die Bodenart haben – ist er lehmig, sauer oder kalkhaltig? Wichtig sei, die Pflanzen dem Boden anzupassen und nicht umgekehrt: «Die richtigen Ökotypen sollten am richtigen Platz gepflanzt werden.» Eine Bodenanalyse könne man in einer Gärtnerei machen lassen, so der Fachmann.

Bei der Bepflanzung müssen auch die Lichtverhältnisse sowie die Tierarten berücksichtig werden, die dort angesiedelt sind – oder noch angesiedelt werden sollen. Das Zusammenspiel von Flora, Fauna und Mensch zeigte Hospenthal anhand von Beispielen eindrücklich auf. Für Eichhörnchen könne man beispielsweise einen Haselstrauch pflanzen, und Igel mögen Laubhaufen. Mit Kleinstrukturen wie Stein- oder Asthaufen schaffe man zudem wichtige Rückzugsorte für die Fauna.

Zieht privat sogar Szechuan-Pfeffer: Gärtnermeister Adrian Hospenthal. (Bild: is)

Flache Wasserstelle ist Pflicht
In jeden Garten gehöre unbedingt eine flache Wasserstelle, denn gerade im Sommer seien Tiere dringend auf Trinkwasser angewiesen. So rät er, im Frühjahr unbedingt Lauchgewächse zu setzen, «dafür sind die Bienen dankbar. Es gibt Arten, die sich ausschliesslich davon ernähren.» Rückschnitte sollten erst ab März erfolgen. Die Planung des Gartens nimmt man mit Vorteil im Herbst in Angriff. Der Garten oder Balkon verändert sich im Lauf der Jahreszeiten. Das «Sommerloch» kann man mit Sonnenblumen überbrücken – und selbst im Winter muss nicht gähnende Leere im Beet herrschen: «Auch dann gibt es Möglichkeiten wie Winterblumenkohl.»

Aber: Sonnenblumen, Mais oder auch viele Pro-Specie-Rara-Pflanzen sind nicht einheimisch, sondern wurden irgendwann eingeführt. «Ein rein einheimisch bepflanzter Garten macht deshalb nicht unbedingt Sinn. Man muss gut abwägen zwischen ökologisch sinnvoll und einheimisch. Und diese Fragen können Sie nur mit dem Herzen beantworten», so der Experte.

Hospenthal zeigte den Anwesenden auch Bilder seines privaten Gartens. Für ihn habe dieser vor allem den Zweck der Erholung und solle nicht viel Arbeit machen, gab Adrian Hospen­thal zu. Er habe zu 70 bis 80 Prozent einheimische Pflanzen, der Rest sei fremdländisch. Darunter ist auch ein (asiatischer) Szechuan-Strauch, aus dessen Hülsen der Pfeffer gewonnen wird. «Solange es keine invasiven Neophythen sind, kann man seinen Garten so gestalten, wie man möchte», findet er.

Die Grundregeln im Garten
Dennoch sollten ein paar Grundregeln beachtet werden. In jeden Garten gehören Blumen, Sträucher, Gemüse und Wasser (möglichst aus einer Regentonne). Die Pflanzensamen streut man am besten direkt im eigenen Garten wieder aus, da diese Erbinformationen weitergeben und spätere Generationen dadurch besser wachsen. «Respektieren Sie im Garten alle Tiere, auch Läuse, Spinnen und Wespen – sie sind ebenso wertvoll wie Igel oder Vögel. Als Nahrungsproduzenten oder Futtermittel für andere», mahnte der Gärtnermeister. Und generell soll man eine regulierte Eigendynamik zulassen: «Lieben Sie Ihren Garten genau so, wie er ist!»