Kommentar Asylunterkunft: Lage ist fragwürdig

Die grosse Skepsis der Obersiggenthaler Bevölkerung an der temporären Notunterkunft für Asylsuchende beim Technischen Zentrum überraschte nicht. Die zentrale Lage, in der Nähe von Schulen, Kindergärten und Altersheim, war schon im Vorfeld der öffentlichen Begehung am 1. Mai umstritten.

Die ablehnende Haltung der Bevölkerung und des Gemeinderats ist verständlich. Denn leider ist es so, dass der Kanton bei der Unterbringung von Geflüchteten gegenüber der Schweizer Bevölkerung betreffend den Standort der Unterkünfte kaum Erbarmen zeigt. Das beste Beispiel dafür ist Windisch. In Obersiggenthal werden zwar keine Schweizerinnen und Schweizer quasi auf die Strasse gestellt. Trotzdem geben 150 männliche Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan mitten im Dorf in der Nähe von Kindern, Jugendlichen sowie Seniorinnen und Senioren Anlass zur Sorge. Diese Haltung beweist aber auch, wie sehr die Geflüchteten mit Vorurteilen behaftet sind. Die Notunterkunft beim Technischen Zentrum ist kein Gefängnis voller Straftäter; sie soll Menschen, die zum Teil jahrelang unter schlimmsten Bedingungen in die Schweiz geflüchtet sind, ein temporäres Dach über dem Kopf bieten. Der Kanton ist überzeugt, dass ein professionell geführter Betrieb in Obersiggenthal möglich ist. Nun müssen den Worten Taten folgen. Mit einem Gemeinderat, der bereit ist, mit Argusaugen hinzuschauen und wenn nötig einzuschreiten, um gemeinsam mit dem Kanton Massnahmen zu ergreifen, stehen die Chancen gut, dass es in Obersiggenthal, genauso wie im Birmenstorf und Windisch, ruhig zu und her gehen wird.

Erna Jonsdottir Chefredaktorin Rundschau
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