Immer mehr Totholz im Wald

Revierförster Markus Byland erzählte Wissenswertes über die Bewirtschaftung des Ortsbürgerwalds, der vor allem unter Trockenheit leidet.
Die Teilnehmenden folgen den Ausführungen von Markus Byland. (Bild: is)

Nach einem regnerischen Vormittag ist der Boden im Neuenhofer Wald feucht und glitschig, als sich rund dreissig Interessierte bei der Waldhütte Neuenhof einfinden. «Doch das täuscht», sagt Markus Byland, Revierförster vom Forstbetrieb Wettingen-Würenlos-Neuenhof: «Schon zehn Zentimeter unter der Oberfläche ist die Erde staubtrocken.» Denn die vergangenen Jahre mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen haben im Wald – der «grünen Lunge» unserer Erde – Spuren hinterlassen.

Bevor es losgeht, verteilt Gemeindeammann Martin Uebelhart noch mehrere Plastiksäcke, um andere Spuren zu verwischen: «Wenn Sie unterwegs etwas sehen, das nicht in den Wald gehört, können Sie es aufnehmen und in den Sack stecken.» Damit erinnert der Ammann an die Clean-up Days vom 16. und 17. September, an denen auch in Neuenhof Aktionen stattfinden.

«Fehler» aus der Vergangenheit
Via Juxitalweg geht es weiter in den Wald hinein, durch Ortsbürger-, Staats- und wenig Privatwald. Der erste Halt wird bei einem Waldstück eingelegt, das wieder aufgeforstet worden ist: «Hier haben wir neue Baumsorten wie die Edelkastanie gesetzt. Möglichst viele Baumarten, möglichst kleinflächig verteilt – damit im Schadensfall der Schaden überschaubar bleibt», erklärt Byland.

Ein häufiges Bild: Tote Bäume werden im Wald belassen. (Bild: is)

Damit korrigiert man einen «Fehler» aus der Vergangenheit: Vor rund 150 Jahren wurden sehr viele Fichten gesetzt. «Das war nach damaligem Kenntnisstand zwar nicht falsch», so der Förster. Mittlerweile weiss man jedoch, dass Fichten eher kühle Lagen lieben und wegen ihrer flachen Wurzeln anfällig für Trockenschäden sind. Die Bestände im Mittelland gehen zurück. «Ich habe in den letzten Jahren 1200 Kubikmeter Fichten abgeholzt, doppelt so viel, wie im Betriebsplan festgehalten», erklärt Byland.

Nicht alles davon konnte als Brennholz verkauft werden, vieles bleibt liegen. Warum? «Weil die Kosten für den Abtransport je nach Standort zu hoch sind. Wir müssten so nah wie möglich heranfahren können, aber das wäre ein Verlustgeschäft», so der Förster. Zwar ist die Nachfrage in der Energiekrise gestiegen, ebenso die Preise. «Aber nicht in dem Masse wie bei anderen Rohstoffen», weiss Byland.

1,5 Millionen Käfer in einem Baum
Beim Marsch durch den Wald fallen aber auch mitten im Grün zahlreiche kahle Baumstämme auf, vor allem Ulmen. «Die wurden erst vor fünf Jahren gesetzt», so Byland. Schuld ist nicht nur die Trockenheit, sondern auch der Borken­käfer, der sich in der Baumrinde einnistet – und frisst. «Im letzten Sommer habe ich 1,5 Millionen Borkenkäfer gefangen. So viele leben ungefähr in diesem einzigen Baum», sagt Byland, zeigt auf eine Buche, und beeindruckt die Anwesenden mit dieser Zahl.

Parallel zum Borkenkäfer hat auch die Zahl der Spechte zugenommen. Gewisse Pilze wie die Eschenwelke, die via Polen aus Asien eingeschleppt worden ist, fügen dem Wald ebenfalls Schaden zu. Ist der Wald damit in seiner Existenz gefährdet? Mitnichten, ist der Förster überzeugt: «In hundert Jahren haben wir wieder 100 Prozent Wald.» Sein Ziel ist ein Mischwald mit einer Vielfalt an Baumarten «und alle zehn bis fünfzehn Meter ein Topbaum». Aber im Leben eines Baumes könne viel passieren, ist Markus Byland bewusst: «Wenn etwa zwei Verliebte ein Herz in die Rinde ritzen, weiss ich: Den Baum kann ich abschreiben.» Immerhin: Littering scheint in diesem Bereich des Neuenhofer Waldes derzeit kein grosses Problem zu sein. Bei der Rückkehr zur Waldhütte sind die meisten Plastik­säcke, die Martin Uebelhart zu Beginn verteilt hatte, zum Glück fast leer. Zum Abschluss offeriert die Ortsbürger­gemeinde allen Teilnehmenden einen kleinen ­Imbiss.