Troubleshooter mit grossem Herz

Es ist später Freitagnachmittag, und Flavio De Nando will nach dem Interview in seinem Büro noch ein paar letzte Dinge erledigen. Da klingelt sein Handy, und am Apparat ist ein Kunde, der Hilfe braucht. Eine Stunde später besprechen sich die beiden bei einer Telefonkonferenz. «Als Troubleshooter jage ich sicher niemanden weg», sagt der 54-jährige Betriebsökonom, Energietechniker und zertifizierte Verwaltungsrat. Denn er weiss: «Die Ereignisse treten meist plötzlich auf, und eine zeitnahe Lösung ist für Kunden erfolgsrelevant.» In solchen Momenten blüht er auf: Wenn er einer Firma helfen kann, mit Management-auf-Zeit-Einsätzen Personalengpässe zu überbrücken, Führungs- und Fachkräfte zu rekrutieren, Unternehmen zu entwickeln oder gar den Turnaround zu schaffen.

Keine Aviatik, aber Überflieger
Oft werde man sehr spät ins Boot geholt, sagt De Nando: «Dann wird es ein kräftezehrender ‹Hosenlupf›, die Transformation eines Unternehmens voranzubringen.» Auch beratungs­resistente Kunden machen ihm keine schlaflosen Nächte: «Man muss sich abgrenzen können.» Schon mehrmals hat er hingegen ein Start-up begleitet, dieses einige Jahre später bei der Anpassung der Strukturen unterstützt – und dann startete dieses durch. 

De Nando hat die Firma «Aviando» 2005 gegründet. Der Name kommt aus dem Italienischen: «avviare» heisst «etwas beginnen, etwas in Bewegung setzen». Daraus leitete seine Frau das wohlklingendere Aviando ab. Zufall oder nicht: Darin sind sein Vor- und Nachname enthalten. Manche assoziieren mit dem Firmennamen ein Unternehmen aus der Aviatik, was ihn amüsiert: «Dann sage ich immer: Ja, wir sind Überflieger!»

Der gebürtige Zürcher Oberländer jettete zuletzt für eine internationale Maschinenbaufirma in der ganzen Welt herum. «Troubleshooting begleitete mich mein ganzes Berufsleben. Dieses Wissen wollte ich dann als Unternehmer in verschiedenen Firmen einbringen», so De Nando. Er kam einst der Liebe wegen nach Wettingen, ist seit 28 Jahren verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. In den ersten Jahren hatte De Nando ein kleines Büro in einem alten Bauernhaus an der Märzengasse. Heute ist «Aviando Professionals» an der Landstrasse, Wettingens Hauptverkehrsader, ansässig.

Genauso wichtig wie seine berufliche Karriere ist ihm aber das ehrenamt­liche Engagement. Vor allem das Gewerbe liegt ihm als KMU-Inhaber am Herzen. Seit 2013 ist er Mitglied im Kantonalvorstand des Aargauischen Gewerbeverbands (AGV) und dort der Bezirksvertreter für Baden. Als solcher arbeitet er mit den Gewerbevereinen zusammen. «Im Kernteam ist derzeit das neu ausgelegte Regionalverkehrskonzept des Kantons ein wichtiges Thema. Wir haben eine Umfrage unter allen Vereinen gestartet, um zu wissen, wo der Schuh drückt», so De Nando.

Der Baden Regiotalk
Ein Projekt, das ihm als Mitinitiant besonders am Herzen liegt, ist der Baden Regiotalk, eine Gesprächsreihe, die der AGV gemeinsam mit dem Planungsverband Baden Regio und der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) alle zwei Jahre organisiert. Nach der ersten Durchführung 2019 kam jedoch Covid-19. Gestern Abend konnte nach langem Unterbruch nun im Tägi der zweite Regiotalk stattfinden. Dort referierten Zukunftsforscher Andreas Walker, PSI-Direktor Christian Rüegg und Alessandro Bee, Senior Economist bei der UBS. Das Thema: Energie – aktueller denn je.

Eine Herzensangelegenheit war ihm als damaligem Präsidenten des Rotary-Clubs Wettingen-Heitersberg das «Hands-on-Projekt» Happy Moments, dessen Ziel es war, bedürftigen Menschen in schwierigen Zeiten Freude zu bereiten. «Mir war aufgefallen, dass die Schlange bei der Lebensmittelabgabe in der Corona-Pandemie immer länger wurde», so der Initiant. Die Rotarier sammelten Spenden und konnten schliesslich über tausend mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln gefüllte Taschen über verschiedene Institutionen wie Sozialdienste, Kirchen und Hilfswerke verschenken.

Laienrichter am Bezirksgericht
Seit elf Jahren engagiert sich De Nando zudem als Fachrichter Arbeit am Bezirksgericht, wo er die Arbeitgeberseite vertritt. «Ich war noch nie ein Mitläufer, sondern packe einfach an, wenn es etwas zu tun gibt. Das mache ich nicht fürs Renommee», betont er, «sondern einfach, um zu helfen.» Dies bestätigt Kurt Schmid, der langjährige Präsident beim AGV: «Flavio De Nando lässt Gedanken nicht einfach bei Ideen oder Visionen stehen, sondern setzt sie handfest um. Zu seiner Kreativität und Begeisterungsfähigkeit kommt seine Beständigkeit. Er ist keine ‹Eintagsfliege›, sondern strebt langfristige Ziele an.»