Panikmache – schlechte Strategie

Die aktuell grossen Herausforderungen rund um das Thema Energie standen im Zentrum des zweiten Baden Regiotalks im Tägi Wettingen.
Die Protagonisten Alessandro Bee, Christian Rüegg, Marianne Wildi, Stefanie Heimgartner und Andreas M. Walker. (Bild: pg)

Nach der erfolgreichen Erstauflage des Baden Regiotalks im Januar 2019 und dem pandemiebedingten Unterbruch luden der Aargauische Gewerbeverband (AGV), die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK) und Baden Regio erneut ins Wettinger Tägi ein. Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter der 24 Baden-Regio-Gemeinden, Unternehmer und Gäste durfte Präsident Roland Kuster willkommen heissen. Elf Gemeinden und Institutionen nahmen im Vorfeld der interessanten Referate die Gelegenheit wahr, ihre aktuellen und künftigen Projekte sowie mögliche Mass­nahmen rund um das Thema Energie vorzustellen, welche bei den Teilnehmenden auf reges Interesse stiessen. Gleichsam kamen auch der Austausch und die Pflege persönlicher Kontakte nicht zu kurz.

Hohe Investitionen nötig
Mit der Feststellung, «dass Wissen zu teilen, auch eine Chance ist», stellte Moderatorin Judith Wernli die Gastreferenten vor. Eröffnet wurde der Reigen durch Zukunftsexperte Andreas M. Walker, der seit über dreissig Jahren Veränderungen erkennt, analysiert und erklärt. «Seit der Mensch das Lagerfeuer erfunden hat, diskutieren wir Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Energie, um unser Leben und Arbeiten einfacher zu machen», so Walker. Er verwies darauf, dass sowohl die Pandemie als auch die Wetterlage der vergangenen Wochen keine echten Überraschungen darstellen, zumal diese die Menschen seit Jahrzehnten beschäftigen. Panikmache sei daher eine schlechte Strategie, so der Experte: «Der Klimawandel und die globale Abhängigkeit der Schweiz in der Versorgung mit Energie und anderen Gütern sind eine Realität.»

Auch PSI-Direktor Christian Rüegg stellte fest: «Die aktuellen Herausforderungen in der Energieversorgung sind kein Problem der Grundlagenforschung, die nötigen Technologien sind lange bekannt.» Um in der Schweiz bis ins Jahr 2050 ein weitgehend au­tarkes Netto-null-Energiesystem zu erreichen, sind jährliche Investitionen von 5 bis 10 Milliarden Franken nötig. Die gleiche Summe, welche im vergangenen Jahrhundert in die Abwasserreinigung investiert wurde.

Erholung der Weltwirtschaft
Ein weiterer Referent, Alessandro Bee von der UBS, prophezeite, dass mit der Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Pandemie der Energieverbrauch weiter steigen werde.  Die Schweizer Bevölkerung habe den Plan gefasst, Schritt für Schritt aus der fossilen Energie auszusteigen und bis ins Jahr 2050 ein neues Zeitalter einzuläuten. «Damit der Übergang in eine CO2-neutrale Welt gelingt, ohne unsere Energieversorgung zu gefährden, braucht es intelligente, marktkonforme Instrumente», so der Senior Economist der Grossbank.

Nur miteinander zum Ziel Die Badener Unternehmerin und Nationalrätin Stefanie Heimgartner sowie Marianne Wildi, Präsidentin der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK), verstärkten das Referententrio zum abschliessenden Podiumsgespräch. Dabei brachte Marianne Wildi klar zum Ausdruck, dass nur ein Miteinander zum Ziel führen könne. Von Verboten sei abzusehen und Hürden im Bewilligungsverfahren rund um die Energiegewinnung seien abzubauen, unterstützte Stefanie Heimgartner die AIHK-Präsidentin.