Transformation hat viele Formen

Bis Ende Februar stellen zwei Kunstschaffende aus der Region ihre Werke aus. Diese sind auch aus eigenen Erfahrungen entstanden.
Mila Vazquez Otero, Nathalie Detch Southworth und Nik Përgjokaj bei der Vernissage. (Bild: isp)

Der Kulturkreis Birmenstorf hat das Ziel, immer wieder mindestens einem Aargauer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Am vergangenen Sonntag wurde im Gemeindehaus mit einer Doppelvernissage die aktuelle Ausstellung eröffnet. Kuratorin Nathalie Detsch Southworth fand in ihrer Laudatio lobende Worte über Mila Vásquez Otero und Nik Përgjokaj. Die Werke der beiden Kunstschaffenden sind dem Thema «Transformation» gewidmet, was auch Übergang, Wechsel oder Umformung bedeutet – ein dankbares Thema für eine künstlerische Umsetzung.

Liebe zu einem Huhn
Was Transformation bedeutet, hat Mila Vázquez Otero (44) hautnah erlebt. Der Besuch eines Pappmaschee-Kurses an der Volkshochschule war ein auslösendes Moment für sie. Die aus Galizien stammende Künstlerin befasste sich ausgiebig mit der Materie. Zu Beginn gestaltete sie Portrait-Papier­büsten sowie Yoga ausübende Hybridfiguren. Später kamen Tier­modelle hinzu. Als sie sich für eines ihrer Werke stark mit einem Huhn beschäftigte, bemerkte sie eine unglaubliche Liebe zu ihrem Objekt. Diese war so eindringlich, dass sie beschloss, sich von diesem Moment an vegan zu ernähren. Was für eine Transformation!

Vásquez Otero sagt, sie betrachte ihre Papierskulpturen durchwegs als dreidimensionale Zeichnungen. Um ihren Werken Stabilität zu verleihen, verwendet sie Draht oder Metallstangen als Basis. Die farbigen Oberflächen sind Collagen aus Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten.

Die ausgestellten Objekte sind, aus der Ferne betrachtet, täuschend echt. Man könnte sogar meinen, die Tiere seien ausgestopft. Vázquez Otero klebt, faltet, knittert, presst, biegt, staucht, knickt, befeuchtet, modelliert, formt, schichtet und strickt ihre Werke. Die Spanierin studierte Kunstgeschichte an den Universitäten von Santiago de Compostela und Granada. Seit einem Jahr lebt und arbeitet sie in Zürich.

Spontane kreative Happenings
Der Brugger Künstler Nik Përgjokaj malt seit mehr als dreissig Jahren von abstrakt bis hin zu fotorealistisch in Acryl, aber auch mit Mischtechnik. Was Transformation in der Kunst bedeutet, hat auch er selber erlebt. Während der Corona-Pandemie war der 45-Jährige spontan mit einem mobilen Malkoffer unterwegs und betätigte sich kreativ an der Reuss, der Aare oder auch beim Neumarkt in Brugg. Das sorgte natürlich für Aufsehen, und viele Interessierte gesellten sich zu ihm und malten mit. Sogar ein Musiker begleitete das Ad-hoc-Happening spontan. Es sei schön gewesen, so viele andere kreative Menschen zu treffen und sich auszutauschen, sagt Përgjokaj.

Selber sucht Përgjokaj immer nach Bildgeschichten, und das Malen beflügle ihn, so der Künstler. Viele seiner Bilder sind aus Zufall und Intuition entstanden. Er sei halt ein Tagträumer, gibt er entwaffnend ehrlich zu. Den Künstler beschäftigt unser Dasein, unser Wesen. Technik und Können seien unabdingbar miteinander verbunden. Um den Charakter eines Menschen mit dem Pinsel an einer Leinwand zu fesseln, brauche es sehr viel Übung und noch mehr Geduld, so der Künstler aus Brugg.

Nächster Apéro im November
Der zweistündige Anlass wurde musikalisch durch die Sängerin Arvena Nora Dacic und Darius Fischer an seinem Handpan-Instrument begleitet. Am Sonntag, 13. November, findet von 14 bis 16 Uhr ein weiterer Apéro im Gemeindehaus von Birmenstorf statt, bei welchem auch die beiden Kunstschaffenden anwesend sein werden. Die Ausstellung ihrer Werke dauert noch bis zum 25. Februar 2023.