Das Risiko für Demenz ist das Alter

Aktuell gibt es in der Schweiz rund 150 000 Menschen, die an einer Form von ­Demenz erkrankt sind. Davon leben circa 11 000 Personen im Kanton Aargau. Jährlich erkranken im Kanton rund 2360 Menschen neu an Demenz. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer sozial und körperlich aktiv bleibt, erkrankt seltener an Demenz. (Bild: zVg)

Was ist Demenz genau?
Demenz ist ein Oberbegriff für krankhafte Veränderungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust bestimmter geistiger Funktionen wie Denken, Orientierung und Lernfähigkeit einhergehen. Damit verbunden nehmen die kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten ab.

Wie äussern sich diese Veränderung im Gehirn?
Je nach Form und Ursache der Demenzerkrankung sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache sowie die Motorik betroffen. Bei einigen Formen der Demenz kann es auch zu Veränderungen in der Persönlichkeit kommen. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch nicht ganz geklärt. Die häufigste Form der Demenzerkrankung ist die Alzheimer-Krankheit.

Was ist der Hauptrisikofaktor für Demenz?
Das Alter. Ab 60 steigt das Risiko für eine Demenz stark an. Die genauen Symptome bei einer Demenzerkrankung hängen von der Art der Erkrankung und von der Ursache ab. Häufig handelt es sich um eine nicht heilbare, fortschreitende Erkrankung. Der Verlauf kann allerdings beeinfluss und gemildert werden.

Was sind die häufigsten Symptome?
Das Nachlassen des Gedächtnisses sowie die Beeinträchtigung geistiger Funktionen, zum Beispiel der Sprache, des Denkvermögens, der Urteilsfähigkeit, der örtlichen und zeitlichen Orientierung, der Aufmerksamkeit und der Konzentration. Bei bestimmten Demenzformen (zum Beispiel Parkinson-Demenz) ist auch die Motorik betroffen.

Ein Symptom kann auch die Beeinträchtigung bei Alltagsaktivitäten wie zum Beispiel Waschen, Ankleiden, persönliche Hygiene sein. Ein chronisch fortschreitender Verlauf kann mit Persönlichkeitsveränderungen beziehungsweise Verhal­tens­auffälligkeiten einhergehen.

Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Bei der Alzheimer-Demenz sind stets das Gedächtnis und die Orientierung gestört. Zudem fällt den Patienten besonders das logische Denken und das Urteilen über bestimmte Sachverhalte immer schwerer. Alzheimer ist eine bestimmte Form der Demenz, bei anderen Demenzformen gibt es teilweise oder ganz andere Symptome. Eine erste Beurteilung erfolgt bei der Hausärztin oder dem Hausarzt, eine weiterführende Abklärung kann in einer Memory Clinic durchgeführt werden.

Was ist die Memory Clinic?
In der Memory Clinic finden umfassende Abklärungen und Behandlungen bei Hirnleistungsstörungen, Demenzerkrankungen und anderen neuropsychiatrischen Störungen statt. Die PDAG in Windisch bieten auch Kriseninterventionen, Beratungen für Patientinnen und Patienten sowie Angehörige und Verlaufsevaluationen an.

Wie wird Demenz behandelt?
Leider gibt es bis dato kein Heilmittel für Demenz. Medikamente können aber die Entwicklung einer Demenz verzögern und die Lebensqualität von Erkrankten und deren Angehörigen verbessern. Die Betroffenen sind länger selbständig, was wiederum die Angehörigen entlastet. Die Medikamente haben zudem eine mildernde Wirkung auf die Begleitsymptome der Demenz im Bereich des Verhaltens und der Stimmung. Dies verbessert die Lebensqualität von Kranken, Angehörigen und Betreuenden.

Welche nicht-medikamentösen Therapien gibt es?
Eine Demenzdiagnose bedeutet eine radikale Zäsur, sowohl für die erkrankte Person als auch ihre Angehörigen. Aufgrund der fortschreitenden Erkrankung sind Letztere stark gefordert: Von den jährlichen 11,8 Milliarden Franken Gesamtkosten für Betreuungs- und Pflegeaufgaben leisten sie unentgeltliche Arbeit im Umfang von 5,5 Milliarden Franken. Die Belastung für Demenzerkrankte und ihr Umfeld ist enorm. Nicht-medikamentöse Behandlungen wie Logo-, Psycho-, Kunst- oder Musik-Therapie sind deshalb entscheidend: Sie tragen viel zu einer längeren Autonomie sowie einer guten Lebensqualität für Menschen mit Demenz bei und unterstützen damit auch Angehörige.

Was unterstützt Angehörige?
Es hilft, frei und ungezwungen über das Thema zu sprechen und zu merken: Ich bin weder die Einzige noch allein gelassen. So findet sich im Austausch der optimale Weg, um für die erkrankten Liebsten sowie für sich selbst die Lebensqualität zu erhalten. Mehrere Sektionen der Alzheimer-Vereinigung bieten Gesprächsgruppen für Angehörige von Menschen mit Demenz unter 65 an.

Kann man präventiv etwas gegen Demenz tun?
Kurz gesagt: Wer sich gesund ernährt, körperlich und geistig aktiv bleibt sowie vielfältige Beziehungen zu anderen Menschen pflegt, hält sein Gehirn gesund. Ein gesundes Gehirn ist auch gut gerüstet gegen den Abbau der geistigen Fähigkeiten im Alter – und gegen Demenzerkrankungen. Denn es bildet Reserven und kann Schädigungen und Abbauprozessen besser entgegenwirken. Ausserdem ist es wichtig, dass typische Risikofaktoren wie erhöhtes Cholesterin, erhöhter systolischer Blutdruck, Übergewicht oder Diabetes, besonders, wenn sie bereits im mittleren Alter bestehen, adäquat behandelt werden. Schliesslich gilt es, gewisse «versteckte» Risikofaktoren zu entdecken, zum Beispiel Vitaminmangel. Um das Gehirn zu trainieren, kann man täglich lesen, Denksportaufgaben lösen, anspruchsvolle Spiele wie Schach oder Jassen pflegen, musizieren und tanzen und immer mal wieder etwas Neues lernen – zum Beispiel eine neue Sprache.