Wo drückt die Bevölkerung der Schuh? Was denkt sie über anstehende, vom Gemeinderat initiierte Projekte? «Mir sind Information und Diskussion sehr wichtig», sagt Gemeindeammann Viktor Jetzer. Diese sollen institutionalisiert und so Differenzen zwischen der Behörde und opponierenden Gruppierungen frühzeitig ausgeräumt werden. Die Vielzahl der Referenden war es, die Anfang Monat zu den Rücktritten von Gemeinderätin Hanni Jetzer und Vizeammann Marcel Elsässer geführt hat.
Als Plattform für den Austausch hat Jetzer zusammen mit seiner Gemeinderatskollegin und seinen Gemeinderatskollegen das Format des Futurums wiederbelebt. Ein solches gab es bereits 2018 und fand grossen Anklang – was 300 Rückmeldungen (ein Sechstel der Stimmberechtigten) dokumentieren. Am zweiten von insgesamt neun Futurum-Abenden war letzte Woche zwar der gesamte Gemeinderat in der Zivilschutzanlage Vogelsangstrasse anwesend, doch kamen nur wenige Interessierte.
Die Exekutivmitglieder stellten elf hängige Projekte sowie die Legislaturziele, den Finanzplan und das Budget 2023 (siehe Box) vor. Zwei der präsentierten Projekte sind eigentlich gar keine der Gemeinde: die «Doppeltür» der gleichnamigen Stiftung und Wohnen im Alter, für das ein Konzept der ebenfalls gleichnamigen Genossenschaft vorliegt. Geplant sind 24 Alterswohnungen, für welche die Gemeinde ihr Grundstück «Mühlihalde» an der Landstrasse im Baurecht abgeben soll.
Pumptrack auf der Bleiwiese
Apropos Bauland: Die Schiessanlage samt Schützenstube ist «rückgebaut», und die insgesamt 27 Aren sollen für eine Überbauung erschlossen (Sanierung Schützenhausweg) und verkauft werden. Ein Geschäft, über das die Gemeindeversammlung im Juni 2023 beschliessen wird. Weitere Themen sind der kommunale Gesamtplan Verkehr, welcher unter anderem flächendeckend Tempo 30 bringen soll, oder ein Nutzungsbericht zu den öffentlichen Bauten.
Ein für Gemeindeammann Jetzer sehr wichtiges Thema: Der Ausbau der Tagesstrukturen. «Sie sind ein wichtiger Faktor der Standortqualität.» Für die «Bleiwiese» wird im Futurum die Konzeptstudie einer Parklandschaft zur öffentlichen Nutzung präsentiert. Diese sieht auf dem Areal hinter der «Schmitte» eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten vor: einen Pumptrack, einen «konventionellen» Spielplatz, Bewegungsgeräte für Seniorinnen und Senioren, eine Wiese für Ballspiele und Picknick, einen Kiesstrand an der Surb sowie eine Boule-Bahn. Auch ein öffentliches WC fehlt nicht. Für weitere Planungsarbeiten ist im Budget 2023 ein Kredit von 40 000 Franken enthalten.
Die Rosskastanien sind krank
Zum Thema Neugestaltung des Zentrums, des Dorfplatzes, wird im Futurum das Siegerprojekt eines Gestaltungswettbewerbs samt Modell gezeigt. Dieses sieht einen völlig flachen Platz vor – die heutige «Insel» mit den Rosskastanien soll eingeebnet werden. Zu den Bäumen sagt Jetzer: «Sie sind krank und müssten so oder so ersetzt werden.» Neu sind hochstämmige, hitzeresistente Bäume vorgesehen, die nahe an die Fahrbahnen gepflanzt werden sollen – womit das Platzinnere wesentlich grösser würde.
Selbstverständlich wird am Konzept der Begegnungszone festgehalten. «Diese wird von den motorisierten Verkehrsteilnehmern gut akzeptiert, wie Geschwindigkeitsmessung zeigen», sagt Vizeammann Marcel Elsässer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der kontrollieren Fahrzeuge betrug 28 km/h. Zum Zentrum gehört die gemeindeeigene Liegenschaft «Krone», für welche eine Nutzungsstudie und die Zusage des Denkmalschutzes vorliegt, damit das Haus abgebrochen werden darf. Ein Wettbewerb über das Wie-weiter ist für 2026 vorgesehen. Ein Baukreditantrag dürfte ab 2028 vorliegen.
Steuerfuss sinkt um 3 Prozentpunkte
Freudige Nachricht für die Lengnauerinnen und Lengnauer: An der Gemeindeversammlung vom 25. November wird ihnen für 2023 ein Budget mit einem Steuerfuss von 103 Prozent vorgelegt – womit die Gemeindesteuern um 3 Prozentpunkte sinken. Der Ertragsüberschuss des Budgets beträgt 12 800 Franken. Für die Selbstfinanzierung (Cashflow) stehen 1,218 Millionen Franken zur Verfügung, mit denen die für 2023 vorgesehenen Nettoinvestitionen voll und ganz aus der Gemeindekasse finanziert werden können.