Ein Dorf ist vom Sammelfieber gepackt

Krawatten, Modellautos und Parfumflacons: Vierzehn Fislisbacherinnen und Fislisbacher zeigen, was sie sammeln. Am Sonntag ist Vernissage.
Roland Baumann und Yvonne Parolini mit ihren Krawatten und Parfums. (Bild: isp)

Oft fängt es ganz harmlos an. Das war auch bei Familie Enderlin so. Dort werden bereits in dritter Generation leidenschaftlich Autos gesammelt. Während sich Urs Enderlin auf grössere Modelle spezialisiert hat, ist hat sein Sohn Diego (11) Unmengen von kleinen Spielzeugautos in seinem Kinderzimmer und im Hobbyraum gelagert. «Wir sind halt nicht so gut im Wegwerfen», erzählen die beiden. Kürzlich war die Familie an der Lego-Ausstellung in Solothurn, und voller Stolz zeigt Urs sein Lego-«Batmobil 1989» aus der gleichnamigen Serie mit einem Sammlerwert von über 500 Franken. Er habe das Auto nach Anleitung montiert, «dafür habe ich mehrere Stunden gebraucht». Sohn Diego kauft mit seinem Sackgeld immer wieder kleine Fahrzeuge. Raupenautos, «Hot Wheels» und «Cars» stehen bei ihm hoch im Kurs.

Idee schon lange gehabt
Auch in der Familie von Gaby Zehnder wurde immer wieder gesammelt. «Mir ist aufgefallen, dass schon unsere Kinder immer gesammelt haben – und wenns auch nur Muscheln oder Schneckenhäuschen waren», sagt die Initiantin der Ausstellung. Die Idee, eine Ausstellung zum Thema «Sammeln» zu machen, ging ihr nicht aus dem Kopf. In der Dorfzeitung machte der Verein «Kultur in Fislisbach» einen entsprechenden Aufruf. Der Rücklauf sei erfreulich gewesen, sodass Zehnder genügend Material hatte für ihre Ausstellung «Was sammlisch du?». In der Rekordzeit von gerade mal einem Monat hat die gelernte Dekorateurin eine wunderbare Ausstellung gestaltet. «Es freut mich sehr, dass die Teilnehmenden mir ihr Vertrauen schenkten und ich an ihrer Sammlerleidenschaft teilhaben durfte», so Zehnder.

Yvonne Parolini-Tsiros stellt ebenfalls eine ihrer Sammlungen aus. Die Fislisbacherin absolvierte vor über vierzig Jahren eine Lehre als Drogistin und kam schon damals mit den chicen Parfumflacons in Berührung. «Ich war begeistert von den schönen Formen. Die filigrane Beschaffenheit sowie die speziellen Verzierungen der kleinen Fläschchen zogen mich magisch an», erinnert sich Parolini.

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Diego Enderlin zeigt seine Raupenautos und zwei Exemplare aus «Cars». (Bild: isp)

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Papa Urs mit dem Batmobil von 1989. (Bild: isp)

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Über 1000 Parfumflacons
Die ersten Flacons bekam sie aus ihrem Umfeld, von anderen Lernenden oder Aussendienstmitarbeitern der Kosmetikfirmen. Später ging sie an Tauschbörsen und Antiquitätenmärkte. Mittlerweile hat die Fislisbacherin über tausend Stück zu Hause. Allerdings sammelt sie mittlerweile schon lange nicht mehr. Ihre Flacons stecken grösstenteils noch in der Verpackung, denn so steigt der Sammlerwert. Darunter sind auch limitierte Flacons oder ganze Serien einer Marke. Bis zur Ausstellung hatte sie die Fläschchen verpackt gelagert. Denn alle könne sie zu Hause unmöglich aufstellen, «sonst müssten wir anbauen», sagt sie und lacht. Dass sie nun die Gelegenheit erhalte, ihre Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, freut die 58-Jährige.

Auch Roland Baumann sammelt. Seine Leidenschaft gilt Krawatten. Eigentlich mochte er sie nicht sonderlich und wusste nicht mal, wie man eine Krawatte bindet. «Am Anfang musste mir meine Frau diese immer vorbinden, damit ich sie nur noch überziehen konnte», sagt er. Baumann ist in der Luftfahrt tätig, wo er meist blaue und graue Anzüge trägt. «Mit den Krawatten wollte ich meine Passion für meinen Beruf ausdrücken, deshalb war es naheliegend, dass diese mit Aviatik zu tun haben sollten», so der 65-Jährige.

Von jeder Reise eine Krawatte
Früher, als es am Flughafen noch «Tie Rack»-Läden gab, konnte er selten widerstehen und kaufte bei jedem Auslandsaufenthalt eine neue Flugzeugkrawatte. Gelegentlich fand er auch eine in einem Luftfahrtmuseum. Mittlerweile besitzt Baumann eine grössere Sammlung. Das Schönste an diesen Krawatten ist, dass er garantiert darauf angesprochen werde, wenn er eine spezielle Krawatte trage, findet der Sammler. Manchmal sei sie sogar ein Türöffner, der zu schönen Begegnungen und Gesprächen geführt habe.

Am Sonntag wird die Ausstellung «Was sammlisch du?» mit einem Apéro eröffnet. Ausgestellt werden zudem Fislisbacher Postkarten samt Stempel, alte Musiknoten, Scheren, Kaugummis, Plattenhüllen, Enten in allen Variationen sowie Puppen aus verschiedenen Epochen und vieles mehr. Die Ausstellung dauert bis zum 2. April 2023 und kann jeweils am ersten Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.

Vernissage
Sonntag, 6. November, 11 bis 17 Uhr
Mitteldorfstrasse 4
kulturinfislisbach.ch