Die Betreuung, Unterbringung und finanzielle Unterstützung der Asyl- und Schutzsuchenden von Ehrendingen, Freienwil und Schneisingen wird ab 1. Januar durch die Sozialen Dienste der Gemeinde Ehrendingen gewährleistet. Nachdem die Gemeindeversammlungen der drei Gemeinden grünes Licht für den neuen Asylverbund gegeben haben, konnte am Montagabend der Vertrag unterschrieben werden. Zum feierlichen Akt im Gemeinderatszimmer im Brunnenhof Ehrendingen kamen aus Freienwil Gemeindeammann Othmar Suter und Gemeindeschreiber Stephan Weibel, aus Schneisingen Ammann Adrian Baumgartner und Schreiber Beat Rohner. Für Ehrendingen setzten Frau Gemeindeammann Dorothea Frei sowie die stellvertretende Gemeindeschreiberin Manuela Lehmann ihre Signatur unter das Vertragswerk.
Entlastung kleinerer Gemeinden
«Wir sind alle sehr froh über diese Zusammenarbeit. Sie entlastet uns sehr», erklären Othmar Suter und Adrian Baumgartner. Denn in ihren Gemeinden gibt es keinen Sozialdienst – die Aufgaben im Asylwesen wurden bislang von den Gemeindeschreibern bzw. ihren Stellvertretenden übernommen. Mit dem sprunghaften Anstieg von Schutzsuchenden aus der Ukraine nahmen diese jedoch ein Ausmass an, das die kleineren Gemeinden an die Grenzen brachte.
Aber auch in Ehrendingen freut man sich über die neue Kooperation. «Die Finanzkommission hatte uns den Auftrag gegeben, uns nach Partnergemeinden umzusehen», erklärt Dorothea Frei. Da Freienwil und Schneisingen grossen Bedarf hatten, ist der neue Asylverbund nun eine Win-win-Situation für alle. Die notwendigen personellen Ressourcen und die Einhaltung der kantonalen Zuteilungsquote sind damit gewährleistet.
In Ehrendingen sind aktuell 29 Schutzsuchende aus der Ukraine und 25 Asylsuchende im Status F (warten auf Entscheid) aufgenommen (Quote: 50 Personen). Freienwil hat 14 Personen aufgenommen (Quote: 12), und in Schneisingen werden 11 Personen betreut (17). Mit dem neuen Verbund ist es möglich, dass die drei Gemeinden untereinander für die Erfüllung der Quote sorgen.
Die Gemeinde Ehrendingen baute ihre Abteilung Soziale Dienste in den letzten Monaten sukzessive von zwei auf sechs (Teilzeit-)Angestellte aus und verfügt heute über 420 Stellenprozente. Davon entfallen 200 Prozent auf die Betreuung der Asyl- und Schutzsuchenden, 140 Prozent stehen dem Sozialdienst zur Verfügung, und die Schulsozialarbeit hat ein 80-Prozent-Pensum. «Wir werden nun aber die Strukturen anpassen und weiter aufbauen», sagt die Leiterin Soziale Dienste, Joëlle Tobler.
«Inakzeptables Vorgehen»
Mit Angelika Asada, der gebürtigen Ukrainerin Anna Vecsernyes und Luc Bachmann verfügt Tobler über ein kompetentes und motiviertes Team. Es sucht und betreut die Liegenschaften, in denen die Asylsuchenden wohnen können, steht den Ankömmlingen mit Rat und Tat zur Seite und ist auch für die Auszahlung der Asylsozialhilfe zuständig, die den Berechtigten 14-täglich in bar ausgehändigt wird. Für ihre Dienstleistungen erhält die Gemeinde Ehrendingen von Freienwil und Schneisingen einen Betrag von 7,50 Franken pro Person und Tag.
Während Freienwil bis jetzt diese Aufgaben allein bewältigte, bildete Schneisingen zuvor einen Asylverbund mit Siglistorf und Fisibach. Siglistorf hatte den beiden Gemeinden mitgeteilt, dass der Betrag von 5 auf 25 Franken pro Person und Tag erhöht werden müsse. «Wir haben mit Siglistorf verhandelt und dabei Grundlagen und Berechnungen verlangt. Diese wurden jedoch nicht geliefert», schildert Adrian Baumgartner. Am Ende habe Siglistorf die Gemeinde Schneisingen aber quasi vor die Wahl gestellt: Entweder sie akzeptiere den Betrag von 25 Franken und beteilige sich an den Unterhaltskosten für die Unterbringung oder Siglistorf kündige den Vertrag. «Dies war für uns ein inakzeptables Vorgehen. Mit dieser Ausgangslage haben wir uns nach einer neuen Lösung in Zurzach und Ehrendingen umgeschaut – mit dem Ergebnis, dass wir nun einen fairen, neuen Vertrag mit Ehrendingen und Freienwil haben», so der Ammann. Der Vertrag ist erstmals per 31.12.2024 mit einer sechsmonatigen Frist kündbar.