Neuer Wanderweg-Abschnitt im Surbtal

Zum Wanderwegnetz des Kantons gehört eine neue Verbindung zwischen Unterendingen und Endingen. Marc Bolli hält sie in Schuss.
Routenbetreuer Marc Bolli auf dem neuen Wanderweg oberhalb der Kirche Unterendingen. (Bild: CHR)

Volkssport Nummer 1 in der Schweiz ist das Wandern. Umfragen zeigen, dass 58 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig wandernd unterwegs ist. Von den 65 000 Kilometern signalisierten Wanderwegen in der Schweiz befinden sich 1650 im Aargau. Laut Gesetz sind die Kantone für die Wanderwege zuständig; der Kanton Aargau hat die Betreuung des Wegnetzes dem Verein Aargauer Wanderwege anvertraut, der sich in Absprache mit dem Departement Bau, Verkehr und Umwelt um Signalisation, Wegunterhalt, Planung und Information kümmert. Eine wichtige Rolle spielen dabei rund 80 freiwillige Mitarbeitende, viele davon im Pensionsalter.

Im 2024 etwas später dran
Für 28 Kilometer Wanderwege zwischen Freienwil und Tegerfelden sowie in Baldingen und einem Teil von Bad Zurzach ist Marc Bolli als Routenbetreuer zuständig. Zweimal im Jahr kontrolliert der 71-jährige, pensionierte Berufsschullehrer aus Ennetbaden die ganze Strecke. «Einmal im Frühling, einmal im Herbst», erklärt er. Im 2024 war er für die Frühlingstour später unterwegs als in den Vorjahren, weil die Vegetation Verspätung hatte. Das Abschneiden von Pflanzen, die in die Wege hineinwachsen oder Markierungen verdecken, gehört nämlich zu den wichtigsten Aufgaben.

Oft hat er auch einen Waschlappen und einen Spray mit Putzessig dabei, um Wegweiser und Richtungspfeile zu reinigen. «Das gibt dann immer allerlei Kommentare», sagt Bolli. Die Leute fragten, ob er daheim auch putze. Und alle freuten sich, dass sich jemand um die Wanderwege kümmere. «Es gibt viel Applaus», sagt Bolli strahlend und meint – nur halb im Scherz – dass er im Alltag der Berufsschule Baden, wo er KV-Lernende und angehende Detailhandelsfachleute in Deutsch und Allgemeinbildung unterrichtete, nie soviel Anerkennung für seine Arbeit erhalten habe. Meistens ist er mit dem Velo unterwegs – wenn er grösseres Material braucht, wie eine Leiter, mit dem Auto.

Ab und zu muss er auch beschädigte Wegweiser oder Richtungspfeile ersetzen oder gelbe Rhomben neu aufmalen. Liegt ein Baum über dem Weg, ruft er den zuständigen Forstbetrieb an, sind grössere Unterhaltsarbeiten nötig, meldet er das in die Zentrale der Aargauer Wanderwege nach Oberentfelden. Auch im Bautrupp sind Freiwillige dabei. Manchmal übernimmt auch das Bauamt einer Gemeinde Arbeiten, besonders wenn der Weg über Gemeindestrassen verläuft.

Schöne neue Orte entdeckt
Die Aufgabe, für die es eine kleine Spesenentschädigung gibt, gefalle ihm sehr gut, sagt Bolli: «Ich kann mich in der Natur draussen bewegen und treffe immer wieder Wildtiere an.» Zudem habe er schöne neue Orte, wie den Weiler Vogelsang in Lengnau oder die Spornegg in Baldingen, entdeckt. Dazugekommen ist Bolli weit weg von daheim. Auf einer Reise im Iran, bei dem er und seine Frau in einer Reisegruppe durch die Wüste wanderten, traf er einen Routenbetreuer, der von dieser Aufgabe erzählte. «Für mich ist es ideal, weil ich zeitlich unabhängig bleibe», erklärt Bolli, der mit seiner Frau oft länger im Wohnmobil unterwegs ist oder Zeit in der Ferienwohnung in Davos verbringt.

Gibt es also nur Sonnenseiten? Nicht ganz, meint Bolli. Ärger bereiten manchmal Aufkleber, die er abkratzen muss oder wenn jemand etwas auf die gelben Aluplatten einritzt. Aber von so etwas lässt er sich die Freude nicht nehmen. Und er erwähnt gleich noch einen positiven Punkt: jedes Jahr gebe es einen «WK», bei dem sich die Routenbetreuer aus dem ganzen Kanton zu einer Schulung treffen und Neuigkeiten erfahren.

Von der Kirche zum Hörndli
Im Wanderwegnetz gibt es immer wieder Neuerungen, zum Beispiel bei den gelben Richtungspfeilen. Wo früher «Wanderweg» draufstand, ist heute das Piktogramm eines Wanderers mit Rucksack und Wanderstock zu sehen. Dasselbe Männchen ziert die gelben Alu-Rhomben, auf denen einst das Aargauer Wappen prangte. Im Aargau sind fast alle offiziellen Wanderwege gelb markiert; eine Ausnahme stellt der Lägernweg dar, der weiss-rot-weiss markiert ist. Und die gelbe Farbe ist exklusiv den offiziellen Wanderwegen vorbehalten. Alle übrigen Fusswege müssen in anderen Farben markiert werden.

Neu ist auch der Weg zwischen der Kirche Unterendingen und dem Rebberg Hörndli, am Südwesthang über Endingen. Sie bietet – rund 100 Höhenmeter über dem Talboden – eine Alternative zum asphaltierten Wanderweg der Surb entlang. Dieser Weg ist übrigens auch auf der kürzlich neu herausgegebenen Karte des Weinwanderwegs Endingen-Tegerfelden-Döttingen-Klingnau verzeichnet, als «Feldwegvariante».